Giovanni Boccaccios „Dekameron“ ist ein Meisterwerk der Weltliteratur, das im 14. Jahrhundert verfasst wurde. Mit seinen hundert Novellen, die von zehn jungen Florentinern erzählt werden, die vor der Pest aufs Land fliehen, hat das Werk Generationen von Lesern fasziniert und inspiriert.
Das Dekameron wurde bereits mehrfach verfilmt nun hat sich Netflix an Das Dekameron herangetraut und es als Serie adaptiert. Netflix zeigt die Serie ab dem 25. Juli 2024.
Hintergrund des "Dekameron"
Der „Dekameron“, verfasst zwischen 1349 und 1353, gilt als Boccaccios bedeutendstes Werk und bietet einen faszinierenden Einblick in die mittelalterliche Gesellschaft und ihre Widersprüche. Das Buch ist strukturell bemerkenswert: Zehn junge Menschen, sieben Frauen und drei Männer, erzählen sich über zehn Tage hinweg Geschichten, um sich die Zeit zu vertreiben und den Schrecken der Pest zu entkommen. Diese Erzählungen reichen von heiteren und romantischen Geschichten bis hin zu tragischen und lehrreichen Fabeln.
Besonders auffallend ist, dass der „Dekameron“ in einer Zeit geschrieben wurde, in der sexuelle Lust und Frigidität stark durch die Kirche tabuisiert wurden. Die Kirche sah jede Form von sexueller Lust als sündhaft an und propagierte eine strenge moralische Ordnung. In diesem Kontext war Boccaccios Werk geradezu revolutionär, da es nicht nur die sexuelle Lust thematisierte, sondern diese auch auf humorvolle und unbeschwerte Weise darstellte.
Die lebendigen Charaktere des „Dekameron“ und die Vielfalt der Themen – von Liebe und Lust über List und Betrug bis hin zu Moral und Tugend – boten den Lesern nicht nur Unterhaltung, sondern zeigten die menschliche Natur als etwas lustvolles und lebenswertes jenseits der gesellschaftlichen Normen des Mittelalters. Aufgrund seiner freizügigen Inhalte wurde das Buch von der Kirche verboten und galt lange Zeit als skandalös. Dennoch überlebte es und wurde von späteren Generationen als wichtiges kulturelles Dokument und literarisches Meisterwerk anerkannt.
Die Netflix-Adaption
Die Ankündigung, dass Netflix den „Dekameron“ verfilmt, hat für Aufsehen gesorgt. Mit modernen Filmtechniken und einem frischen Ansatz verspricht die Adaption, das mittelalterliche Meisterwerk einem neuen Publikum zugänglich zu machen.
Die Netflix-Serie "The Decameron" verspricht ein aufregendes Erlebnis, geleitet von der talentierten Kathleen Jordan, die als Showrunnerin und Hauptautorin fungiert. Kathleen Jordan, bekannt für ihre brillante Arbeit an "Teenage Bounty Hunters", bringt ihre einzigartige Handschrift in diese historische Dramedy ein.
Ein weiteres Highlight der Serie ist die Regie von Michael Uppendahl, der bei vier der acht Episoden die kreative Leitung übernimmt. Uppendahl, berühmt für seine beeindruckende Arbeit an "Ratched", bringt seinen unverwechselbaren Stil in die Serie ein. Die restlichen Episoden werden von den ebenso talentierten Andrew DeYoung und Anya Adams inszeniert, was eine spannende Vielfalt an Perspektiven und Inszenierungen verspricht.
Die Serie, die am 25. Juli 2024 auf Netflix debütierte, führt die Zuschauer in die turbulente Zeit des Jahres 1348, als die Pest in Florenz wütete. Eine Gruppe von Adligen und ihren Dienern flüchtet sich in eine luxuriöse Villa in der Toskana, um der Pest zu entkommen, was zu einer Mischung aus humorvollen und dramatischen Momenten führt.
Jede Adaption bringt neue Perspektiven und Stile in die alten Geschichten ein und reflektiert gleichzeitig die ewigen Themen von Liebe, Lust, Moral und Gesellschaft.
Technische Umsetzung und Ästhetik
Die visuelle Umsetzung der Netflix-Adaption ist ein weiteres spannendes Element. Die Innenaufnahmen der Serie wurden größtenteils in den Cinecittà Studios gedreht, die für ihre professionellen Set-Designs bekannt sind und die luxuriösen Innenräume der Villa authentisch darstellten. Zusätzlich wurde an historischen Orten in Italien, wie der Toskana und der Provinz Viterbo, gefilmt, um eine realistische mittelalterliche Atmosphäre zu schaffen. Die sorgfältig gestalteten Kostüme und Requisiten spiegeln den Stil des 14. Jahrhunderts wider und umfassen die Kleidung der Adligen und Diener sowie die Einrichtung der Schauplätze. Visuelle Effekte zeigen realistisch die Auswirkungen der Pest und die Verwüstung in Florenz.
Erwartungen und Kritik
Die Erwartungen an die Netflix-Adaption des „Dekameron“ sind hoch. Fans des Originals hoffen, dass die Serie die Komplexität und den Charme von Boccaccios Erzählungen einfängt und gleichzeitig eine spannende neue Perspektive bietet. Es besteht auch großes Interesse daran, wie die Serie mit den moralischen und philosophischen Fragen umgehen wird, die im „Dekameron“ aufgeworfen werden.
Die Kritiken auf Rotten Tomatoes zeigen bislang, dass 66 % der Rezensenten positiv waren. Die Serie wird für ihre moderne Musik, kombiniert mit historischen Kostümen und satirischem Humor, gelobt, was als innovative Wahl betrachtet wird.
Der Serie gelingt es durchaus das Gleichgewicht zwischen Unterhaltung und Tiefe zu finden. Es gelingt in "The Decameron" Boccaccios Geschichten nicht nur unterhaltsam, sondern es mit den durchaus satirischen Elementen des Originalwerks, das oft humorvolle und zweideutige Geschichten nutzte, um moralische und philosophische Prinzipien zu reflektieren, zu erzählen.
Einblicke in Boccaccios Leben und Werk
Giovanni Boccaccio war ein vielseitiger Schriftsteller, Dichter und Humanist, der neben dem „Dekameron“ auch zahlreiche andere Werke verfasste. Er wurde 1313 in Certaldo oder Florenz geboren und wuchs in einer Zeit auf, die von großen politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt war.
Boccaccio gilt als einer der wichtigsten Vorläufer der Renaissance-Literatur und hatte einen bedeutenden Einfluss auf spätere Schriftsteller und Dichter, darunter Geoffrey Chaucer und William Shakespeare.
Seine Werke zeichnen sich durch eine tiefe Menschlichkeit und ein scharfes Auge für die Feinheiten menschlicher Interaktionen aus. Der „Dekameron“ spiegelt Boccaccios umfassende Kenntnisse der antiken Literatur und seine Fähigkeit wider, komplexe Charaktere und Situationen zu schaffen, die sowohl zeitlos als auch universell sind.
Boccaccios Einfluss auf die Literaturgeschichte
Boccaccios „Dekameron“ hat es geschafft, trotz langen Verbotes, bis in unserer Zeit in der Literatur der Menschen bestand zu haben. Sein Werk diente als Inspiration für viele Schriftsteller und wurde in unzähligen Variationen und Adaptionen neu interpretiert. Seine Erzählkunst und seine tiefgründigen lustvollen und humorvollen Einsichten in die menschliche Natur haben das Werk zu einem unverzichtbaren Bestandteil des literarischen Kanons gemacht.