Mascha Kaléko: Ein Leben im Spiegel der Zeit

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Mascha Kaléko, geboren als Golda Malka Aufen am 7. Juni 1907 in der kleinen Stadt Schidlow im damaligen Österreich-Ungarn, heute zur Ukraine gehörend, ist eine der faszinierendsten deutschsprachigen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre bewegende Biografie, geprägt von Exil, kultureller Zerrissenheit und jüdischer Identität, spiegelt die dramatischen Veränderungen und Herausforderungen ihrer Zeit wider.

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Frühe Jahre und Herkunft

Mascha Kaléko wurde in eine jüdische Familie hineingeboren. Ihr Vater, Felix Aufen, war Kaufmann, und ihre Mutter, Cynthia, geborene Rybak, stammte aus einer angesehenen jüdischen Familie. Aufgrund der politischen Unruhen und des heraufziehenden Ersten Weltkriegs sah sich die Familie gezwungen, 1914 aus der Ukraine zu fliehen. Diese frühe Erfahrung von Flucht und Migration prägte das junge Mädchen tief und legte den Grundstein für ihre spätere poetische Auseinandersetzung mit Themen wie Heimatlosigkeit und Identität.

Die Familie Aufen ließ sich zunächst in Frankfurt am Main nieder. Dort besuchte Mascha die Schule und zeigte früh eine außergewöhnliche Begabung für Sprache und Literatur. Ihre ersten poetischen Versuche entstanden in dieser Zeit, inspiriert von der deutschen Literatur und den Erzählungen ihrer Mutter über das Leben in der Ukraine.

Umzug nach Berlin

1918 zog die Familie nach Marburg, und schließlich nach Berlin, wo sich Mascha endgültig niederließ. Berlin war in den 1920er Jahren ein kulturelles und intellektuelles Zentrum, das zahlreiche Künstler und Schriftsteller anzog. Mascha Kaléko tauchte in die pulsierende literarische Szene der Weimarer Republik ein und begann, ihre Gedichte in lokalen Zeitungen und Zeitschriften zu veröffentlichen.

Literarischer Durchbruch

Ihr literarischer Durchbruch gelang 1933 mit der Veröffentlichung ihres ersten Gedichtbands „Das lyrische Stenogrammheft“. Dieses Werk machte sie schnell bekannt. Ihre Gedichte, die das Alltagsleben der kleinen Leute mit einem melancholischen und oft ironischen Ton schilderten, fanden großen Anklang. Die Neue Sachlichkeit, eine literarische Strömung, die für ihre nüchterne und realistische Darstellung gesellschaftlicher Verhältnisse bekannt war, beeinflusste Kalékos Schreibstil maßgeblich.

Ein prägnantes Beispiel für ihren Stil ist das Gedicht „Sozusagen grundlos vergnügt“, in dem sie mit einer Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgang die kleinen Freuden des Lebens beschreibt. Ihre Fähigkeit, komplexe Gefühle in einfache, aber treffende Worte zu fassen, machte sie zu einer wichtigen Stimme ihrer Zeit.

Exil in den USA

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und der darauf folgenden Verfolgung von Juden wurde das Leben in Deutschland für Mascha Kaléko und ihre Familie zunehmend unsicher. 1938 emigrierte sie mit ihrem Mann, dem Komponisten Chemjo Vinaver, und ihrem Sohn Steven in die USA. Die Flucht bedeutete einen tiefen Einschnitt in ihr Leben. In New York angekommen, musste sie sich in einer neuen, fremden Umgebung zurechtfinden, was sich auch in ihrer Literatur widerspiegelte.

Die Jahre im Exil waren schwierig. Obwohl sie weiterhin schrieb, konnte sie nicht an ihre früheren literarischen Erfolge anknüpfen. Die Entwurzelung und der Verlust der vertrauten Umgebung lasteten schwer auf ihr. Dennoch setzte sie ihre literarische Arbeit fort und veröffentlichte 1945 die Gedichtsammlung „Verse für Zeitgenossen“, die ihre Erfahrungen und Gefühle während des Krieges und der Emigration reflektiert.

Rückkehr nach Europa

1959 kehrte Mascha Kaléko nach Europa zurück, zunächst nach Israel, wo sie einige Jahre lebte. Ihre Beziehung zu Israel war ambivalent. Obwohl sie die jüdische Kultur und die Sprache schätzte, fühlte sie sich dort nie ganz zu Hause. Diese innere Zerrissenheit, die Suche nach einer neuen Identität und einem Gefühl von Zugehörigkeit spiegeln sich in ihren späteren Werken wider.

Schließlich zog sie in die Schweiz, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte. In Zürich fand sie einen ruhigen Rückzugsort, an dem sie sich wieder dem Schreiben widmen konnte. Ihr literarisches Werk wurde in den 1970er Jahren neu entdeckt und erlebte eine Renaissance, die bis heute anhält. Mascha Kaléko starb am 21. Januar 1975 in Zürich und hinterließ ein bedeutendes poetisches Erbe, das auch heute noch viele Menschen berührt und inspiriert.

Erbe und Nachwirkung

Mascha Kalékos Leben und Werk sind ein lebendiges Zeugnis der jüdischen Identität und der Erfahrung des Exils. Ihre Gedichte, die oft von persönlichen und gesellschaftlichen Themen geprägt sind, spiegeln die Herausforderungen und das Leid, aber auch die kleinen Freuden des Lebens wider. In einer Zeit, in der Themen wie Migration, kulturelles Erbe und Identität aktueller denn je sind, bietet ihr Werk wertvolle Einblicke und bleibt relevant.

Ihr Leben als jüdische Dichterin aus der Ukraine, die in Deutschland aufwuchs und in den USA und Israel Exil fand, ist ein Beispiel für die komplexen Identitätsfragen und die kulturelle Zerrissenheit, die viele Menschen im 20. Jahrhundert und darüber hinaus erlebt haben. Ihre Fähigkeit, diese Erfahrungen in bewegende Poesie zu verwandeln, macht sie zu einer einzigartigen Stimme der deutschsprachigen Literatur.

Mascha Kalékos Werke: Poesie, die Herzen berührt

Mascha Kaléko hinterließ ein beeindruckendes literarisches Erbe, das bis heute relevant ist. Ihre Gedichte zeichnen sich durch ihre klare Sprache und emotionalen Tiefgang aus. Im Folgenden werden einige ihrer bedeutendsten Werke und Zitate vorgestellt, die ihre poetische Kraft und ihre einzigartige Sicht auf das Leben illustrieren.

Bedeutende Werke von Masha Kalekos

Das lyrische Stenogrammheft (1933)

Ihr erster Gedichtband, „Das lyrische Stenogrammheft“, machte Mascha Kaléko schnell bekannt. Diese Sammlung enthält Gedichte, die das alltägliche Leben und die Sorgen der Menschen in der Weimarer Republik schildern. Ihre Werke sind geprägt von einer Mischung aus Melancholie und Ironie, die den Lesern einen tiefen Einblick in die menschliche Seele geben.

Zitat: „Sozusagen grundlos vergnügt.“

Dieses Zitat aus einem ihrer bekanntesten Gedichte zeigt ihre Fähigkeit, mit einfachen Worten tiefe Emotionen auszudrücken. Es spiegelt eine positive Lebenseinstellung wider, trotz aller Widrigkeiten.

Kleine Lesebuch für Große (1935)

In diesem Band zeigt Kaléko ihr Talent für Ironie und Melancholie. Die Gedichte sind sowohl für Erwachsene als auch für Kinder verständlich und bieten eine humorvolle, aber nachdenkliche Perspektive auf das Leben.

Zitat: „Ich bin ein Wort in der Sprache der Zeit.“

Diese Zeile zeigt ihre tiefe Verbundenheit mit der Sprache und ihre Fähigkeit, Zeitgeist und persönliche Gefühle in Worte zu fassen.

Verse für Zeitgenossen (1945)

Diese Sammlung, geschrieben im Exil, reflektiert Kalékos Erfahrungen und Gefühle während des Krieges und der Emigration. Die Gedichte sind durchdrungen von einer tiefen Sehnsucht nach Heimat und einer schmerzhaften Auseinandersetzung mit Verlust und Entwurzelung.

Zitat: „Ich bin ein Flüchtling aus den Jahren.“

Dieser Satz fängt die Essenz ihrer Erfahrung als Emigrantin ein und spricht die universelle Erfahrung von Verlust und Neuanfang an.

In meinen Träumen läutet es Sturm (1956)

Diese Gedichtsammlung entstand in Israel und zeigt Kalékos innere Zerrissenheit und Sehnsucht. Ihre Gedichte aus dieser Zeit sind geprägt von einem Gefühl der Rastlosigkeit und der Suche nach einem festen Platz in der Welt.

Zitat: „Das Leben ist ein weites Feld, und wir sind seine Pflüger.“

Dieses Zitat verdeutlicht die harte Arbeit und das ungewisse Schicksal, das mit dem Leben verbunden ist. Es zeigt auch ihre philosophische Sicht auf die menschliche Existenz.

Posthume Veröffentlichungen

Nach ihrem Tod wurden viele ihrer Gedichte und Briefe neu herausgegeben. Diese Werke bieten einen tiefen Einblick in ihr Leben und ihre Gedankenwelt und haben dazu beigetragen, ihr literarisches Erbe zu bewahren und neue Generationen von Lesern zu inspirieren.

Sei klug und halte dich an Wunder

Diese Sammlung ihrer besten Gedichte wurde posthum veröffentlicht und zeigt das gesamte Spektrum ihres literarischen Schaffens. Die Gedichte in dieser Sammlung sind durchdrungen von Weisheit und einem tiefen Verständnis für die menschliche Natur.

Mein Lied geht weiter

Ein Band mit bisher unveröffentlichten Gedichten und Briefen, der nach ihrem Tod herausgegeben wurde. Diese Sammlung bietet einen intimen Einblick in Kalékos Gedanken und Gefühle und zeigt ihre unermüdliche Leidenschaft für das Schreiben.

Weitere bedeutende Zitate von Mascha Kaléko


„Nicht alle sind glücklich, die glücklich scheinen. Manche lachen nur, um nicht zu weinen.“

Dieses Zitat zeigt Kalékos Einfühlungsvermögen und ihre Fähigkeit, die verborgenen Tiefen menschlicher Emotionen zu erfassen. Ihre Gedichte sprechen oft von der Diskrepanz zwischen äußerem Schein und innerem Erleben.

„Ich bin die Sehnsucht in deinem Blick.“

Eine einfache, aber kraftvolle Zeile, die das Gefühl der Sehnsucht und des Verlangens einfängt. Kalékos Fähigkeit, komplexe Emotionen in wenigen Worten zu vermitteln, macht ihre Poesie so eindringlich und berührend.

Die zeitlose Relevanz von Mascha Kalékos Poesie

Mascha Kalékos Werke sind ein lebendiges Zeugnis ihrer Zeit und ihrer persönlichen Erfahrungen. Ihre Gedichte bieten tiefe Einblicke in das menschliche Leben und sprechen universelle Themen wie Liebe, Verlust, Sehnsucht und Identität an. Durch ihre klare Sprache und ihre emotionale Tiefe hat sie eine besondere Verbindung zu ihren Lesern geschaffen, die bis heute anhält.

In einer Zeit, in der die Diskussionen über kulturelles Erbe, Migration und Identität aktueller denn je sind, bietet ihr Werk wertvolle Einblicke und bleibt relevant. Mascha Kaléko hat mit ihren Gedichten nicht nur die Herzen ihrer Zeitgenossen berührt, sondern inspiriert auch heute noch Leserinnen und Leser weltweit. Ihr literarisches Erbe, geprägt von Klarheit, Emotionalität und tiefem Verständnis für die menschliche Erfahrung, bleibt ein wichtiger Bestandteil der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts.


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