In einer feierlichen Zeremonie in Klagenfurt wurde der Autor Tijan Sila zum Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Preises 2024 gekürt. Mit seinem beeindruckenden Text „Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde“ konnte Sila die Jury und das Publikum gleichermaßen überzeugen und erhält die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung. Der Preis wurde ihm vom Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider überreicht.
Der Ingeborg-Bachmann-Preis, einer der renommiertesten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum, wird im Rahmen der Tage der deutschsprachigen Literatur verliehen. Die 48. Ausgabe dieser Veranstaltung fand vom 26. bis 30. Juni 2024 in Klagenfurt statt und bot einem breiten Publikum die Möglichkeit, die Lesungen und Diskussionen der Autoren live zu verfolgen. Der Fernsehsender 3sat übertrug die Veranstaltungen und die Preisverleihung am Sonntag um 11 Uhr live.
Neben dem Siegerscheck erhielt Sila eine im Vorjahr neu kreierte Skulptur. Die 2,3 Kilogramm schwere Plastik, die den Spitznamen „Inge“ trägt, wurde vom Bildhauer Helmut Machhammer geschaffen.
Die Jury, bestehend aus Klaus Kastberger, Brigitte Schwens-Harrant, Philipp Tingler, Mithu Sanyal, Thomas Strässle, Mara Delius und Laura de Weck, hatte die schwierige Aufgabe, aus vierzehn talentierten Autoren den Gewinner auszuwählen. Sila, der 1981 in Sarajevo geboren wurde und 1994 als Kriegsflüchtling nach Deutschland kam, beeindruckte mit einem Text, der sich durch tiefgründige Reflexionen und eine meisterhafte Erzählweise auszeichnete. In seiner Laudatio hob Juror und Literaturkritiker Philipp Tingler, der Sila eingeladen hatte, hervor, dass ihn der Ton von Silas Text beeindruckt habe. Er sprach von einer „Mischung aus Pointiertheit, Tragikomik und Melancholie“.
Zusätzlich zum Hauptpreis wurden weitere Auszeichnungen vergeben:
- Deutschlandfunk-Preis: Denis Pfabe erhielt den mit 12.500 Euro dotierten Preis für seinen Text „Die Möglichkeit einer Ordnung“.
- Kelag-Preis: Tamara Stajner wurde für ihren Text „Luft nach unten“ mit dem mit 10.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet.
- 3sat-Preis: Johanna Sebauer gewann diesen Preis, der mit 7.500 Euro dotiert ist, für ihren Text „Das Gurkerl“.
- BKS-Publikumspreis: Ebenfalls an Johanna Sebauer ging dieser Preis, dotiert mit 7.000 Euro, für ihre Gewürzgurken-Satire.
In den vergangenen Tagen hatte sich ein breites Feld an Favoriten herauskristallisiert. Große Zustimmung von der Jury erhielt etwa der ungarisch-finnische Schriftsteller Henrik Szanto, der in „Eine Treppe aus Papier“ die Geschichte eines Hauses und seiner Bewohner von der NS-Zeit bis heute erzählt. Zuspruch erhielt auch Miedya Mahmod aus Dortmund für eine mehrsprachige Spoken-Word-Performance.
Tijan Sila, der in Heidelberg Germanistik und Anglistik studierte und 2017 mit seinem Debütroman „Tierchen Unlimited“ auf sich aufmerksam machte, zeigte sich überwältigt und dankbar für die Auszeichnung. „Noch fasse ich es nicht ganz, aber euphorisch bin ich dennoch“, sagte Sila nach der Preisverleihung.
Die Tage der deutschsprachigen Literatur boten erneut eine Plattform für herausragende literarische Werke und intensive Diskussionen. Die Veranstaltung zeigt jedes Jahr aufs Neue, wie lebendig und vielfältig die deutschsprachige Literaturszene ist. Mit Tijan Sila als diesjährigem Preisträger geht ein weiterer talentierter Autor in die Geschichte des Ingeborg-Bachmann-Preises ein.
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