Markus Wolf Die Troika

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Die Troika: Geschichte einer Freundschaft Cover

Mir fiel ein kleines schmales Büchlein in die Hände: von Hans-Eckardt Wenzel „Das große Karthago führte drei Kriege…“ durch diese Lektüre wurde ich wieder auf das Buch „Die Troika“ von Markus Wolf aufmerksam. Mit 17 Jahren habe ich das Buch gelesen und war fasziniert von der Geschichte der drei Jungen. Damals zog ich keine Vergleiche zu meiner DDR-Vergangenheit, da sowohl Stalin als auch Hitler für mich in einer Zeit weit vor meinem Leben stattgefunden hatten. In meiner Welt erlebte ich nur das langsame Verschwinden eines Landes, begleitet von dynamischen gesellschaftlichen Veränderungen, die mich als Abiturientin und später als Studentin nicht direkt berührten. Ich beobachtete die Hektik der Erwachsenen, die sich dem neuen System anpassten, und verstand ihr Verhalten nicht. Für mich war die Welt nun frei, aber ich konnte auch nicht behaupten, dass meine Kindheit unfrei gewesen war, da ich keinen Mangel empfand – ein Geschenk der Zeit, in der ich geboren wurde. Jetzt, als über 50-Jährige, betrachte ich das Buch „Die Troika“ in einem völlig anderen Kontext. Die Zeit schreitet unaufhaltsam voran, ob man etwas dagegen tut oder nicht – wichtig ist nur, wie wir unsere Zeit auf der Erde leben, der Rest bleibt unendlich.

Das Kapital als einzigen Gewinner, reflektiert die Realität, dass wirtschaftliche Eliten und Unternehmen oft von Konflikten profitieren, sei es durch Waffenverkäufe, Wiederaufbauverträge oder die Ausbeutung eroberter Ressourcen. Währenddessen leiden die betroffenen Bevölkerungen unter den Folgen von Krieg und Zerstörung.

Diese historischen Parallelen zu den punischen Kriegen sollen uns daran erinnern, wie wichtig es ist, Eskalationen zu verhindern und Konflikte durch Diplomatie und Verhandlungen zu lösen. Das Streben nach wirtschaftlichem Gewinn sollte nicht auf Kosten menschlichen Leidens und globaler Stabilität gehen. Es erfordert ein Bewusstsein und eine Bereitschaft der internationalen Gemeinschaft, sich gegen die Kräfte zu stellen, die von Krieg und Instabilität profitieren.

Die Edition Bodoni hat im Januar 2023 eine aktualisierte Neuausgabe des Buches herausgegeben, um es einem jüngerem Publikum zugänglich zu machen.

“…..Bleibt also nachzufragen: Sind wir zu beurteilen imstande, ob jeder von uns selbst den richtigen Weg geht?« Auszug aus dem Geleitwort von Markus Wolf zur »Troika«, Ausgabe 1990

„Die Troika“ zeigt durch die persönlichen Geschichten und historischen Bezüge, wie Machtkämpfe und ideologische Konflikte das Leben der Menschen prägen. Gleichzeitig erinnert es uns daran, dass menschliche Werte und Beziehungen über politische und wirtschaftliche Interessen hinaus Bestand haben können.

Markus Wolfs „Die Troika“ schildert die Freundschaft dreier Jungen, die in den 1930er Jahren in Moskau beginnt. Konrad Wolf, Lothar Wloch und Viktor Fischer stammen aus Familien von Emigranten und besuchen die deutsche Karl-Liebknecht-Schule. Ihre Familien sind prominente deutsche Kommunisten: Die Wlochs und Wolfs emigrierten 1934, während der amerikanische Journalist Louis Fischer seit 17 Jahren in Moskau lebt und die Sowjetmacht unterstützt. 1938 wird Wilhelm Wloch, Lothars Vater, verhaftet und stirbt 1940 im Gefängnis. Daraufhin kehrt die Familie Wloch nach Deutschland zurück. Die Fischers verlassen Moskau nach dem Hitler-Stalin-Pakt und ziehen in die USA. Nur die Wolfs bleiben in der Sowjetunion.

Christian F. Ostermann vom Wilson Center in Washington wertet das Buch als: »zivilgesellschaftlichen Opposition auch innerhalb der politischen Elite und Staatsmacht, ja selbst innerhalb der vielerorts verhassten und gefürchteten Staatssicherheit, Kräfte gab, die dem dogmatischen Kurs des Honecker-Regimes kritisch gegenüberstanden und Reformen im Sinne des 1985 an die Macht gekommenen Michail Gorbatschow anstrebten«

1949 treffen sich die drei Jungen im zerstörten Berlin wieder. Zwei von ihnen sind als Offiziere der US-Armee und der Roten Armee siegreich, während der dritte als besiegter Unteroffizier zurückkehrt. Trotz der Spannungen des Kalten Krieges bleibt ihre Freundschaft bestehen, obwohl sie unterschiedliche politische Wege einschlagen: einer wird Senator in Alaska, der andere Bauunternehmer in West-Berlin und der dritte Filmregisseur in der DDR. Dreißig Jahre später treffen sie sich erneut in den USA, wo sie trotz ideologischer Unterschiede einander mit Respekt und Freundschaft begegnen.

Wolf verzichtet in seinem Buch darauf, sozialistische Helden zu schaffen, und beschreibt stattdessen offen die Ungerechtigkeiten, das individuelle Leid, die Enttäuschungen und Zweifel, die mit dem Aufbau des Sozialismus verbunden sind. Die Idee zu diesem Buch stammt von seinem Bruder Konrad Wolf, einem der drei Jungen aus der Troika und späteren Präsidenten der Akademie der Künste der DDR, der 1982 starb. Aufgrund der politischen Lage nach der Biermann-Ausbürgerung verzögerte sich die Realisierung des Buches.

In seinem Buch warnt Wolf vor dem latenten Antiintellektualismus in der DDR und fordert eine offene und unselektierte Informationspolitik. Der Aufruf zu Zivilcourage zieht sich als roter Faden durch das Werk. Wolf kritisiert die SED-Führung und betont die Notwendigkeit, die widersprüchliche Geschichte des Sozialismus aufzuarbeiten, im Einklang mit der Reformpolitik Gorbatschows.

zur streitbaren Person Marcus Wolf

Markus Wolf wurde am 19. Januar 1923 in Hechingen, Schwaben, geboren und gilt als einer der bedeutendsten deutschen Geheimdienstchefs und Autoren. Sein Vater, Friedrich Wolf, war ein renommierter sozialkritischer Dramatiker und überzeugter Kommunist. 1934 emigrierte die Familie in die Sowjetunion, wo Markus und sein Bruder Konrad die deutsche Karl-Liebknecht-Schule in Moskau besuchten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Markus Wolf seine Karriere als Rundfunkjournalist in Berlin und wechselte später in den diplomatischen Dienst nach Moskau. 1958 übernahm er die Leitung der Hauptverwaltung Aufklärung im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR, eine Position, die er bis 1987 innehatte. In dieser Zeit etablierte er ein weitreichendes Spionagenetzwerk in Westdeutschland und war maßgeblich am berühmten Spionagefall Günter Guillaume beteiligt.

Im Februar 1987 trat Markus Wolf offiziell aus eigenem Wunsch aus dem aktiven Dienst aus. Danach widmete er sich dem Schreiben mehrerer Bücher und setzte sich für Offenheit und Reformen ein. Er verstarb am 9. November 2006 in Berlin.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Markus Wolf mehrfach vor Gericht gestellt und verurteilt:

  1. 1993: Verurteilt zu sechs Jahren Haft wegen Landesverrats und Bestechung. Das Urteil wurde 1995 vom Bundesgerichtshof bestätigt, jedoch 1997 aufgrund seines Gesundheitszustandes und der Dauer des Verfahrens auf Bewährung ausgesetzt.
  2. 1997: Erneut verurteilt wegen seiner Verantwortung für die Zwangsaussiedlungen von DDR-Bürgern in den 1950er Jahren, erhielt jedoch eine mildere Strafe.






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