Jenny Erpenbeck hat den Internationalen Booker-Preis 2024 für ihren Roman "Kairos" gewonnen, der von Michael Hofmann ins Englische übersetzt wurde. Diese Anerkennung ist eine bedeutende Ergänzung ihrer bereits beeindruckenden Liste literarischer Auszeichnungen. Erpenbeck, die in Berlin geboren wurde, hat sich durch ihre tiefgründigen und oft melancholischen Werke einen festen Platz in der zeitgenössischen Literatur erarbeitet.
Eleanor Wachtel, Chair of judges said: ‘What makes Kairos so unusual is that it is both beautiful and uncomfortable, personal and political. Erpenbeck invites you to make the connection between these generation-defining political developments and a devastating, even brutal love affair, questioning the nature of destiny and agency. Like the GDR, it starts with optimism and trust, then unravels.’(Eleanor Wachtel, Vorsitzende der Jury, sagte: „Was Kairos so außergewöhnlich macht, ist, dass es sowohl schön als auch unbequem, persönlich und politisch ist. Erpenbeck lädt dazu ein, die Verbindung zwischen diesen generationenprägenden politischen Entwicklungen und einer verheerenden, sogar brutalen Liebesaffäre herzustellen und hinterfragt dabei die Natur von Schicksal und Handlungsfähigkeit. Wie die DDR beginnt es mit Optimismus und Vertrauen und entwirrt sich dann.“)
Erpenbeck begann ihre literarische Karriere mit dem Roman "Geschichte vom alten Kind" und hat seitdem zahlreiche weitere bedeutende Werke veröffentlicht. Ihre Bücher sind bekannt für ihre lyrische Sprache und die Fähigkeit, komplexe emotionale und historische Themen zu behandeln. Ein zentrales Thema in ihren Arbeiten ist die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und deren Auswirkungen auf das individuelle Leben.
Erpenbecks Roman "Aller Tage Abend" gewann 2015 den Independent Foreign Fiction Prize und wurde ebenfalls von Susan Bernofsky ins Englische übersetzt. In diesem Werk untersucht sie die verschiedenen Leben, die eine Frau in unterschiedlichen historischen Kontexten hätte führen können, und beleuchtet dabei die Fragilität und Zufälligkeit des Lebens.
Mit "Gehen, ging, gegangen" setzt Erpenbeck ihre Erforschung aktueller gesellschaftlicher Themen fort, indem sie die Flüchtlingskrise in Europa aus der Perspektive eines deutschen Akademikers beschreibt. Dieses Buch erhielt breite Anerkennung und unterstrich ihre Fähigkeit, aktuelle politische Themen in ihre narrative Struktur zu integrieren.
Erpenbecks literarischer Stil ist geprägt von einer klaren, oft minimalistischen Prosa, die dennoch tief emotional und resonant ist. Ihre Werke werden oft für ihre Fähigkeit gelobt, persönliche Geschichten mit breiteren historischen und gesellschaftlichen Themen zu verbinden, was ihnen eine universelle Relevanz verleiht.
Der Gewinn des Internationalen Booker-Preises 2024 für "Kairos" ist eine weitere Bestätigung ihrer literarischen Exzellenz und ihres Beitrags zur Weltliteratur. Dieses Buch, das die komplizierte Beziehung zwischen einer jungen Frau und einem älteren Mann vor dem Hintergrund der politischen Umwälzungen in Berlin der 1980er Jahre untersucht, zeigt erneut Erpenbecks Talent, intime menschliche Erfahrungen mit historischen Ereignissen zu verknüpfen.
Jenny Erpenbeck bleibt eine der wichtigsten literarischen Stimmen unserer Zeit, deren Werke sowohl in Deutschland als auch international Anerkennung finden. Ihre Fähigkeit, die tiefsten menschlichen Emotionen und Erfahrungen durch ihre prägnante und kraftvolle Prosa zu vermitteln, macht sie zu einer unverzichtbaren Autorin für alle, die sich für zeitgenössische Literatur und die Erforschung der menschlichen Seele interessieren.