"Ein Gentleman in Moskau" von Amor Towles, erschienen am 09.11.2018 im Verlag Ullstein Taschenbuch, aus dem Amerikanischen von Susanne Höbel, ist ein faszinierender Roman, der 1922 beginnt. Graf Alexander Iljitsch Rostow wird von einem bolschewistischen Gericht zu lebenslangem Hausarrest im luxuriösen Hotel Metropol in Moskau verurteilt. Der ehemalige Aristokrat, der einst in einer prächtigen Suite residierte, muss nun in ein kleines Zimmer im Dachgeschoss umziehen. Trotz dieser drastischen Veränderung findet Rostow Wege, sein neues, eingeschränktes Leben zu meistern.
Im Verlauf des Romans entdeckt Rostow die reiche Welt innerhalb der Mauern des Hotels. Er entwickelt tiefgehende Beziehungen zu den Hotelangestellten und Gästen. Dazu gehören Nina, ein junges, neugieriges Mädchen, mit der er eine enge Freundschaft schließt, der temperamentvolle Chefkoch Emile und der freundliche Oberkellner Andrey, die ihm helfen, die Freuden des guten Essens und Weins zu genießen.
Ein bedeutender Wendepunkt in Rostows Leben ist die Ankunft von Sofia, der Tochter seiner verstorbenen Freundin. Rostow nimmt Sofia als seine eigene Tochter auf und sorgt dafür, dass sie in diesen turbulenten Zeiten wächst und gedeiht. Seine Rolle als Vater verleiht seinem Leben neuen Sinn und Struktur.
Der Roman erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und spiegelt die politischen und sozialen Veränderungen in Russland wider, die durch die Fenster des Metropol-Hotels sichtbar werden. Trotz der äußeren Unruhen bleibt Rostow standhaft und würdevoll. Er findet Wege, das Leben zu feiern, selbst inmitten von Einschränkungen. Rostows Resilienz, Intelligenz und sein unerschütterlicher Sinn für Anstand machen ihn zu einer inspirierenden Figur.
Am Ende des Buches orchestriert Rostow einen raffinierten Fluchtplan für Sofia, die zu einer talentierten Pianistin herangewachsen ist, damit sie in den Westen fliehen kann. Rostow selbst entkommt schließlich auch aus dem Hotel und hinterlässt den Lesern die Freiheit, über seine zukünftigen Schritte zu spekulieren.
Der Roman bietet eine tiefgehende und bewegende Erzählung über Anpassung, Resilienz und die Kraft menschlicher Beziehungen. Die Charaktere sind sorgfältig ausgearbeitet und ihre Interaktionen vermitteln eine tiefe emotionale Resonanz. Towles' eleganter Schreibstil und seine Fähigkeit, historische Genauigkeit mit fesselnden Erzählungen zu verbinden, machen "Ein Gentleman in Moskau" zu einem bemerkenswerten Werk.
Vorstellung des Autors Amor Towles
Amor Towles wurde 1964 in Boston, Massachusetts, geboren. Er studierte an der Yale University und erwarb später einen Master-Abschluss in englischer Literatur an der Stanford University. Bevor er sich ganz dem Schreiben widmete, arbeitete Towles viele Jahre im Finanzsektor als Investmentbanker.Amor Towles lebt mit seiner Familie in Manhattan und widmet sich weiterhin dem Schreiben.
Towles' literarisches Debüt, der Roman "Eine Frage der Höflichkeit" (Originaltitel: "Rules of Civility"), erschien 2011 und wurde von Kritikern hochgelobt. Das Buch spielt im New York der 1930er Jahre und zeichnet sich durch seinen eleganten Schreibstil und die fein ausgearbeiteten Charaktere aus.
Sein zweiter Roman, "Ein Gentleman in Moskau", wurde 2016 veröffentlicht und festigte seinen Ruf als bedeutender zeitgenössischer Autor. Towles' Fähigkeit, historische Genauigkeit mit fesselnden Erzählungen und tiefen Charakterstudien zu verbinden, macht seine Werke besonders eindrucksvoll.