Im Januar 2024 wurde der künstlerische Nachlass Rio Reisers an das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) übergeben. Die Präsentation seines Nachlasses am 20. Januar 2024 fand im Beisein von Weggefährten und Freunden statt.
"DAS ALLES UND NOCH VIEL MEHR WÜRD ICH MACHEN' WENN ICH KÖNIG VON DEUTSCHLAND WÄR" (von Rio Reiser, 1986)
Rio Reiser, geboren als Ralph Christian Möbius, war eine Schlüsselfigur in der deutschen Musikszene, besonders bekannt als Frontmann der Band Ton Steine Scherben. Die Band, die in den frühen 1970er Jahren gegründet wurde, spielte eine zentrale Rolle in der linken politischen Bewegung und der Hausbesetzerszene in Westberlin. Ihre Musik, die oft als Soundtrack für politische Demonstrationen und Besetzungen diente, war geprägt von poetischen Texten, die gesellschaftskritische und politische Themen aufgriffen. Reiser selbst wurde als Poet und musikalischer Begleiter dieser Szene wahrgenommen, der es verstand, die Stimmungen und Forderungen einer Generation in Worte und Melodien zu fassen.
"Im Süden, im Osten, im Westen, im Norden,
es sind überall dieselben, die uns ermorden.
In jeder Stadt und in jedem Land,
schreibt die Parole an jede Wand." (von Ton Steine Scherben, 1972 T: Rio Reiser, M: R.P.S. Lanrue)
Rio Reiser´s künstlerischer Werdegang nach der Auflösung von Ton Steine Scherben 1985 zeigte Rio Reiser als vielseitigen Musiker, der auch solo Erfolge feiern konnte. Seine Solo-Karriere war geprägt von Hits wie "König von Deutschland", die ihn auch außerhalb der linken Szene bekannt machten. Trotz seines kommerziellen Erfolges blieb Reiser seinen ideologischen Wurzeln treu und setzte sich weiterhin für politische und soziale Themen ein, was sich in seinen Texten widerspiegelte.
"Menschenfresser sind auch Menschen, doch nicht immer Männer
Menschenfressermenschen fressen Professoren und Penner"(von Rio Reiser, 1986)
Rio Reisers politische Aktivitäten waren ein integraler Bestandteil seines Lebens und seiner Musik. Er engagierte sich in der Friedensbewegung, unterstützte die Grünen und thematisierte soziale Ungerechtigkeiten in seinen Liedern. Sein politisches Engagement war oft direkt und unverblümt, was ihm sowohl Anerkennung als auch Kritik einbrachte.
"Ich sehe für Dich hör für Dich - ich lüge und ich schwör für Dich"(von Rio Reiser, 1986)
Trotz seines Erfolges und seiner Bekanntheit hatte Rio Reiser auch mit persönlichen und beruflichen Rückschlägen zu kämpfen. Sein hadern mit der Welt, seine Suche nach Liebe und Anerkennung sowie finanzielle Probleme prägten seine späteren Jahre. Sein unbändiges Verlangen nach Liebe, offenbart in seinen Liedtexten und öffentlichen Äußerungen über seine Homosexualität, machte ihn zu einer Ikone der LGBTQ+-Community und einer Stimme für Liebe in all ihren Formen.
Die Übergabe seines künstlerischen Nachlasses an das Deutsche Literaturarchiv (DLA) in Marbach im Januar 2024 durch seine Brüder symbolisiert die Anerkennung seiner Bedeutung als Künstler und Poet. Die Präsentation seines Nachlasses am 20. Januar 2024, im Beisein von Weggefährten und Freunden, unterstreicht die anhaltende Relevanz und Wertschätzung seiner Arbeit. Dass sein Nachlass der erste Musiker-Nachlass im DLA ist, spricht für die Einzigartigkeit und den kulturellen Wert seiner Beiträge zur deutschen Musik- und Kulturlandschaft.