Der Fernsehjournalist und Russland-Experte Hubert Seipel hat laut ZDF-Recherchen 600.000 Euro von einem Putin-nahen Oligarchen erhalten. Nun steht der Buchautor, der seine Unparteilichkeit trotz allem nicht bedroht sieht, in der Kritik. Auch der Verlag Hoffman & Campe reagiert.
Nach brisanten ZDF-Recherchen: Hoffman & Campe stoppt Verkauf von Hubert Seipel Buch
Eklat um den TV-Journalisten Hubert Seipel. Wie Recherchen von NDR und ZDF zeigen, soll Seipel 2018 von einem russischen Oligarchen 600.000 Euro für Buchprojekte bekommen haben. Der besagte Geldgeber - Alexej Mordaschow - gilt als enger Vertrauter des Kremlchefs Wladimir Putin. Auf dem schlicht mit "Deed of Sponsorship" (zu Deutsch "Sponsorenvertrag") überschriebenen Vertrag heißt es: Seipel schreibe "ein Buch über die politische Landschaft in der Russischen Föderation". Mit der Fördersumme von 600.000 Euro wolle der Sponsor "die Entwicklung des Projekts unterstützen". Das auf diese Weise geförderte Buch erschien dann im Jahr 2021 unter dem Titel "Putins Macht. Warum Europa Russland braucht" bei Hoffmann & Campe.
Hubert Seipel in der Kritik
Nach der Offenlegung der Recherchen sieht sich Hubert Seipel von mehreren Seiten heftiger Kritik ausgesetzt. Das Grimme-Institut lässt die Vergabe eines Preises an den Journalisten (der 2009 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde) überprüfen. Der NDR teilte am Dienstagabend mit, dass er rechtliche Schritte prüfen wolle. Schließlich hat jetzt auch der Verlag Hoffmann & Campe zu einer Reaktion entschieden und beschlossen, den Verkauf von Seipels Büchern zu stoppen. In einem Bericht dazu heißt es: "Der Hoffmann und Campe Verlag hat sich aufgrund des vom SPIEGEL und des ZDF veröffentlichten Berichts zu Hubert Seipel entschlossen, dessen Bücher nicht mehr zum Verkauf anzubieten." Der Verlag versicherte, keine Kenntnis von dem geschilderten Sachverhalt gehabt zu haben.
Der Journalist selbst bestreitet nicht, Geld für seine Buchprojekte entgegengenommen zu haben. In einer ausführlichen Stellungnahme legte er dar, dass der Oligarch Alexej Mordaschow seine „Buchprojekte“ unterstützt. Diese Unterstützung aber beeinträchtige nicht seine Unparteilichkeit, so Seipel. Er sei dem Sponsor gegenüber "keine Verpflichtung" eingegangen, was "den Inhalt und die Komposition des Buches" angehe.
Hubert Seipel - "Putins Macht: Warum Europa Russland braucht"
Die 2018 gesponserten 600.000 Euro, für die Seipel aktuell in der Kritik steht, bezogen sich auf das 2022 erschienene Buch "Putins Macht", welches zu erklären versucht, wie es zu dem Russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 kommen konnte. Im Klappentext heißt es unter anderem, kam jemand kenne Wladimir Putin so gut wie Hubert Seipel, der als einziger westlicher Journalist einen direkten, persönlichen Zugang zu ihm habe. Weiterhin heißt es:
"Wir müssen die Vergangenheit aufarbeiten. Ansonsten wird Europa da stehen bleiben, wo wir schon nach dem Ersten Weltkrieg standen – in den Schützengräben. Der Krieg der Erinnerung anstelle der Erinnerung an den Krieg garantiert nur eines: Krieg."