Terézia Mora führt mit ihrem Roman "Muna oder Die Hälfre des Lebens" die SWR Bestenliste des Monats November an. Auf Platz 2 folgen Hilary Mantel mit "Sprechen lernen" und Marion Poschmann mit "Chor der Erinnyen".
Terézia Mora mit "Muna oder Die Hälfte des Lebens" auf Platz 1 der SWR Bestenliste
Terézia Moras aktueller Roman - "Muna oder Die Hälfte des Lebens" - stand als Favorit auf der Shortlist für den diesjährigen Deutschen Buchpreis. 2013 hatte Mora diesen bereits für ihren Roman "Das Ungeheuer" erhalten, in welchem sie von der Liebe eines Mannes erzählte, der eine ihm beinahe offenbar unbekannte Frau begehrte. Von der unheimlichen wie unberechenbaren Kraft der Begierde handelt nun auch Moras aktueller Roman. Geschildert wird hier die Geschichte der 18-jährigen Muna, die, kurz vor ihrem Abitur stehend, den Fotografen Magnus kennenlernt. Munas Vater ist gestorben, ihre Mutter alkoholkrank. Nach einer kurzen Annäherung verschwindet auch Magnus wieder aus ihrem Leben. Vorerst.
Die Geschichte spielt im Sommer 1989. Als Kulisse dient eine ostdeutsche Kleinstadt, die, plötzlich entstaubt, dem Blendlicht der Erneuerung ausgesetzt ist. Muna studiert, schreibt an ihrer Dissertation. Plötzlich taucht Magnus wieder auf. Sieben Jahre sind seit ihrem ersten Treffen vergangen. Aus dem Wiedersehen erwächst eine Beziehung; aus einer Beziehung ein Geflecht aus Mikroaggression, schleichender Gewalt und Demütigung. Ein Roman, der ein auf Sehnsüchte und Hoffnungen gründendes Tableau erschafft, um dieses dann leise zerbröckeln zu lassen.
Platz 2: Hilary Mantel - "Sprechen lernen"
Im September vergangenen Jahres starb die englische Schriftstellerin Hilary Mantel im Alter von nur 70 Jahren. Zum ersten Todestag der Booker Prize-Gewinnerin ist nun ein Band mit frühen Erzählungen der Autorin erschienen, die das England ihrer Kindheit, die 1950er- und 1960er Jahre abbilden. Von rußgeschwärzten Textilfabriken ist da Rede, von Straßen, die von "schmalen, kalten Reihenhäusern" gesäumt sind, "von rauen Winden und derben Klatschmäulern geplagten" Orten.
Platz 2: Marion Poschmann - "Chor der Erinnyen"
Marion Poschmann erzählt in ihrem neuen Roman von der Musik- und Mathematik-Lehrerin Mathilda, die zu ihren Schülerinnen und Schülern ein distanziertes Verhältnis pflegt. Der ebenso autoritärer wie rationale Anspruch, mit welchem sie im Klassenzimmer auftritt, begleitet auch ihr Privatleben. Alles nicht Eindeutige und Exakte verbannt; seit Jahren hat sie keinen Satz mehr in ihr Tagebuch geschrieben, da ihr die zunehmend krakeligen Buchstaben Angst machen. Die Vorherrschaft der Rationalität wird allerdings jäh gestört. Zunächst verschwindet Mathildas Mann, dann taucht Birte auf, eine missgünstige Kameradin aus Kindertagen. Zunächst nur als Vision, dann leibhaftig. Kann sie wirklich in die Zukunft schauen? Ausgerechnet sie, die Verfechterin der Rationalität?
Die SWR Bestenliste für den November
-
Platz 1: Terézia Mora - "Mura oder Die Hälfte des Lebens"
- Platz 2: Hilary Mantel - "Sprechen lernen"
- Platz 2: Marion Poschmann - "Chor der Erinnyen"
- Platz 4: Thomas Hettche - "Sinkende Sterne"
- Platz 5: Daniel Kehlmann - "Lichtspiel"
- Platz 6: Pier Paolo Pasolini - "Ein Unfall im Kosmos"
- Platz 7: Sherko Fatah - "Der große Wunsch"
- Platz 8: Louis-Derdinand Céline - "Krieg"
- Platz 9: Thomas von Steinaecker - "Die Priviligierten"
- Platz 10: Maja Haderlap - "Nachtfrauen"
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Deutscher Buchpreis 2023: Diese sechs Romane stehen auf der Shortlist
Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2023: Diese Autoren stehen auf der Shortlist
Kehlmann, Zeh, Handke, Fitzek: Der literarische Herbst
Julia Schoch mit "Das Liebespaar des Jahrhunderts" auf Platz 1 der SWR-Bestenliste
Marion Poschmann wird Bergen-Enkheims neue Stadtschreiberin
Booker International Prize geht an Jokha Alharthi
Aktuelles
„Tschick“ von Wolfgang Herrndorf – Warum dieser Jugendroman längst ein moderner Klassiker ist
„Die Hüter der Sieben Artefakte“ von Christian Dölder – Wie ein Fantasyepos die klassischen Regeln neu schreibt
„Blood of Hercules“ von Jasmine Mas – Dark Romantasy trifft Mythos und Macht
„Nebel und Feuer“ von Katja Riemann – Wie vier Frauen inmitten der Krisen unserer Zeit Gemeinschaft, Mut und Sinn finden
Der Pinguin meines Lebens – von Tom Michell - Buch & Filmstart 2025: Rezension einer besonderen Freundschaft
„Mama, bitte lern Deutsch“ von Tahsim Durgun – TikTok trifft Literatur
"The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ von Ben Oliver: Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz den Wert des Lebens bestimmt?
„Déjà-vu“ von Martin Walker – Brunos siebzehnter Fall und die Schatten der Geschichte
„Der Besuch der alten Dame“ – Wie Dürrenmatts Klassiker den Preis der Moral entlarvt
„Der Hundebeschützer“ von Bruno Jelovic – Wie aus einem Fitnessmodel ein Lebensretter für Straßenhunde wurde
Für Martin Suter Fans: „Wut und Liebe“ -Wenn Gefühle nicht reichen und Geld alles verändert
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Warum Andreas Steinhöfels Kinderbuchklassiker so klug, witzig und zeitlos ist
Abschied: Peter von Matt ist tot
„Hoffe: Die Autobiografie“ von Papst Franziskus – Was sein Leben über die Welt von heute erzählt
„Hunger und Zorn“ von Alice Renard – Was der stille Debütroman über Einsamkeit und Empathie erzählt
Rezensionen
„Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens’ poetisches Debüt über Einsamkeit, Natur und das Recht auf Zugehörigkeit
„Der Duft des Wals“ – Paul Rubans präziser Roman über den langsamen Zerfall einer Ehe inmitten von Tropenhitze und Verwesungsgeruch
„Die Richtige“ von Martin Mosebach: Kunst, Kontrolle und die Macht des Blicks
„Das Band, das uns hält“ – Kent Harufs stilles Meisterwerk über Pflicht, Verzicht und stille Größe
„Die Möglichkeit von Glück“ – Anne Rabes kraftvolles Debüt über Schweigen, Schuld und Aufbruch
Für Polina – Takis Würgers melancholische Rückkehr zu den Ursprüngen
„Nightfall“ von Penelope Douglas – Wenn Dunkelheit Verlangen weckt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
„Letztes Kapitel: Mord“ von Maxime Girardeau – Ein raffinierter Thriller mit literarischer Note
Good Girl von Aria Aber – eine Geschichte aus dem Off der Gesellschaft
Guadalupe Nettel: Die Tochter
„Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns – Wenn Geschichte leise Helden findet
Ein grünes Licht im Rückspiegel – „Der große Gatsby“ 100 Jahre später
"Neanderthal" von Jens Lubbadeh – Zwischen Wissenschaft, Spannung und ethischen Abgründen
