Ein Tag nach Beendigung der Frankfurter Buchmesse ziehen die Veranstalter eine erste positive Bilanz. Insgesamt Rund 210.000 Besucherinnen und Besucher, darunter 105.000 Fachbesucher und weitere 110.000 Menschen an den öffentlichen Tagen, zählte die diesjährige Bücherschau.
"Deutlicher Wachstumsschub": Rund 215.000 Besucher auf der Frankfurter Buchmesse
Die diesjährige Frankfurter Buchmesse verzeichnet laut einer ersten Bilanz im Vergleich zu den Vorjahren 2021 und 2022 einen deutlichen Wachstumsschub. Insbesondere zum Wochenendstart verzeichnete die Bücherschau demnach großen Zulauf. So lagen die Besucherzahlen an den Publikumstagen Samstag und Sonntag um mehr als ein Drittel über die des Vorjahres. Mehr als 4.000 Ausstellende aus 95 Ländern präsentierten sich in diesem Jahr in den Hallen.
Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, bilanziert: "Unsere Erfolgsformel lautet Interesse folgt Relevanz. Die Menschen kommen aus aller Welt hierher, weil sie wissen, dass für ihr eigenes Geschäft die Präsenz in Frankfurt unverzichtbar ist. Hinzu kommt die wachsende politische Bedeutung der Frankfurter Buchmesse in Kriegs- und Krisenzeiten, in denen die Verteidigung der Freiheit des Wortes umso wichtiger wird. Salman Rushdie, unser diesjähriger Friedenspreisträger, hat es heute in der Paulskirche eindringlich gesagt: Die Meinungsfreiheit gerät weltweit von allen Seiten unter Druck. Deshalb braucht es nötiger denn je die Buchmesse als internationale Plattform für den freien Austausch von Gedanken. Und nicht zuletzt spielt die persönliche Begegnung zwischen dem Lesepublikum und den Autorinnen und Autoren für uns eine immer wichtigere Rolle. Für diese Begegnungen haben wir im Jubiläumsjahr zahlreiche Angebote geschaffen, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurden. Am großen Erfolg der TikTok-Bühne erkennt man, dass die Geschichte der Buchmesse, wie es unser Jubiläumsslogan And the story goes on verspricht, tatsächlich auf neuen wie auf bewährten Wegen weitergeht."
Die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friedrichs, unterstreicht: "Größter Handelsplatz für Bücher, begeisterndes Lesefest und Plattform für Demokratie und Meinungsfreiheit – das alles war die Frankfurter Buchmesse zum 75. Mal. Die Buchbranche hat sich auf der Buchmesse als lebendig, zukunftsgewandt und relevant gezeigt. Offene, gesellschaftliche Debatten in herausfordernden Zeiten gehörten ebenso dazu wie der Austausch über die Branchenthemen von heute und morgen."
Nervöser Auftakt -Slavoj Žižek
Der Philosoph Slavoj Žižek sorgte gleich zum Auftakt der Buchmesse mit seiner Eröffnungsrede am Mittwochmorgen für Tumult. Žižek sprach über die Entwicklungen im Nahen Osten, appellierte an das Publikum, man möge, auch wenn die Angriffe der Hamas ohne Wenn und Aber bedingungslos zu verurteilen seien, nicht außer Acht lassen, wie der Hintergrund dieses Konfliktes gestaltet ist. Dabei schöpfte er aus eigenen Erfahrungen und konstatierte ein "Analyseverbot"
"Aber ich habe etwas Merkwürdiges festgestellt: Sobald man sagt, es ist notwendig, den komplexen Hintergrund zu analysieren, wird man verdächtigt, den Terror der Hamas zu unterstützen oder zu rechtfertigen."
Während Žižeks Rede verließen Menschen den Saal. Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker unterbrach die Rede mehrfach und warf dem Philosophen vor, den Terror der Hamas mit dem gleichzusetzen, was in Israel los ist. Žižek widersprach und wies mehrmals darauf hin, dass seine Aussagen keine relativierenden seien.
Salman Rushdie wird mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet
Zum Abschluss der Buchmesse erhielt der Schriftsteller Salman Rushdie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dass Rushdie mit dem Preis ausgezeichnet wird, stand bereits seit Juni fest. Nun wurde sie überreicht vor rund 700 geladenen Gästen in der Frankfurter Paulskirche überreicht.
In seiner Dankesrede sprach Rushdie über den Wunsch nach Frieden und darüber, wie mühsam es sei, diesen zu finden und zu schaffen. Und doch sehnen wir uns danach, nicht nur nach dem großen Frieden am Ende eines Krieges, sondern auch nach dem kleinen Frieden in unserem eigenen privaten Leben, ein Leben in Frieden mit uns selbst und unserer kleinen Welt.", so der indisch-britische Schriftsteller. "Hier sind wir nun versammelt, um über Frieden zu sprechen, wo doch gar nicht weit fort ein Krieg tobt, ein der Tyrannei eines einzelnen Mannes und seiner Gier nach Macht und Eroberung geschuldeter Krieg, ein trauriges Narrativ, dem deutschen Publikum nicht unbekannt. Und in Israel und dem Gazastreifen ist noch ein bitterer Konflikt explodiert. Frieden will mir im Augenblick wie ein dem Rauch der Opiumpfeife entsprungenes Hirngespinst vorkommen.", so Rushdie weiter.