Unruhen, Migration und Weichenstellung Michel Houellebecq im Tagespost-Interview : "Von Natur aus schlecht"

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Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq sprach in einem Interview mit der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" über das Gute und Böse im Menschen. Außerdem äußerte sich der Autor über die Unruhen in seinem Heimatland Frankreich. Houllebecqs aktuelle Tagebücher - "Einige Monate in meinem Leben. Oktober 2022 - März 2023" - erscheinen am 18. Juli auf Deutsch.

Tagespost-Kolumnistin Ute Cohen (links) im Gespräch mit Michel Houellebecq in Paris. Bild: Die Tagespost

Michel Houellebecq, das Enfant terrible der französischen Literaturszene, hat der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" ein dreiteiliges Exklusivinterview gegeben. Im zweiten Teil sprach der 66-jährige Autor dabei über die Natur des Menschen und den Einfluss von Ideologien. "Menschen tun Böses, weil sie böse sind", so Houellebecq. "Ich denke, jeder kennt den Unterschied zwischen Gut und Böse. Das wird nicht auf der Ebene einer Ideologie entschieden." Manche Menschen seien von Natur aus gut, so der Autor weiter, andere von Natur aus schlecht. "Durch Bildung kann man die Menschen kontrollieren, genauso wie durch Justiz oder Religion. Aber ein schlechter Mensch ist schlecht. Es gibt Menschen, die von Natur aus gut sind, und Menschen, die von Natur aus schlecht sind."

Im dritten Teil des am 13. Juli erscheinenden Gesprächs äußerte sich Houellebecq zu den aktuellen Unruhen in seinem Heimatland Frankreich. "Mir scheint, dass mehrere Religionen in einem Land koexistieren können. Eine Statue des Heiligen Michael zu entfernen ist ungerecht, Frauen daran zu hindern, in einem Schwimmbad im Burkini zu baden, ist auch ungerecht. Mir scheint, dass man mit dem Islam zu einer Einigung kommen kann", so Michel Houellebecq.

Migration und ein sozialverträgliches Wirtschaftsmodell

Beim Thema Migration bleibt der Autor - insbesondere mit Blick auf ein sozialverträgliches Wirtschaftsmodell - weiterhin kritisch. "Was die Migration betrifft: Sie sollte drastisch reduziert werden, weil wir es nicht schaffen werden.", so Houellebecq. Dies werde aus seiner Sicht die schwierigste Aufgabe für Frankreich sein. "Die Gelbwesten verweisen auf eine tiefe Krise, weil viele Menschen versuchen, als Selbstständige in kleinen Strukturen zu arbeiten, es aber nicht schaffen. Ich bin selbst ein begünstigter Selbstständiger, ein reicher Selbstständiger, aber ich kann es trotzdem bezeugen: In Frankreich sind Selbstständige vielen dummen bürokratischen Komplikationen ausgesetzt."

Houellebecqs Tagebücher "Einige Monate in meinem Leben. Oktober 2022 - März 2023" haben in Frankreich bereits heftige Debatten angestoßen. Am 18. Juni erscheinen die Tagebücher auf Deutsch.

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