Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq veröffentlicht ein neues Buch. Wie der Skandalautor gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Paris bestätigte, soll das Werk mit dem programmatischen Titel "Einige Monate in meinem Leben. Oktober 2022 – März 2023" am 24. Mai erscheinen. Houellebecq verarbeitet darin den medialen Trubel um seine Person. Auf der Rückseite des Buches heißt es dazu: "Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich wirklich das Gefühl, wie das Objekt in einer Tierdokumentation behandelt zu werden."
Der französische Skandalautor Michel Houellebecq ist immer wieder Gegenstand medialer Berichterstattung. Zuletzt stand er als vermeidlicher Hauptdarsteller eines ominösen Pornofilms des niederländischen Regisseurs Stefan Ruitenbeek im Rampenlicht. Anfang des Jahres wurde hierzu ein recht verstörender Trailer veröffentlicht, in dem Houellebecq unbekleidet mit einer jungen Frau im Bett zu sehen war. Der Autor wollte den Film verbieten lassen, unterlag allerdings vor Gericht. Ende März kündigte er an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.
Der Trubel um den sexistischen Skandalautor als Pornodarsteller löste einen anderen, nicht viel weiter zurückliegenden Skandal ab. Dieser bezog sich auf ein Interview, welches Houellebecq mit dem rechtspopulistischen Magazin "Front Populaire" führte, und in dem er von einer nationalen Rebellion gegen die muslimische Bevölkerung Frankreichs sprach. Man könne feststellen, "dass sich die Leute bewaffnen. Sie verschaffen sich Gewehre und nehmen Kurse im Schießstand, hieß es von Seiten des Autors, der zudem von der Möglichkeit eines "umgekehrten Bataclan" sprach.
"Einige Monate in meinem Leben. Oktober 2022 – März 2023"
Nun veröffentlicht Houellebecq ein Buch, in welchem er sich mit dem medialen Rummel um seine Person beschäftigt. "Einige Monate in meinem Leben. Oktober 2022 – März 2023", so der Titel des Werkes, soll am 24. Mai bei Houellebecqs Hausverlag Flammarion erscheinen. Aus der Ich-Perspektive betrachtet der Autor darin jene im Titel angegebenen Zeit. Auf der Rückseite des 112 Seiten starken Buches heißt es: "Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich wirklich das Gefühl, wie das Objekt in einer Tierdokumentation behandelt zu werden. Es fällt mir schwer, diesen Moment zu vergessen"
Sowohl die mediale Reaktion auf das besagte "Front Populaire"-Interview mit dem Philosophen Michel Onfray, wie auch die Aufregung um den vermeidlichen Pornofilm "Kirac 27 Houellebecq" werden hier allem Anschein nach aus der Perspektive des Autors verhandelt. Ob Houellebecq in diesem Rahmen lediglich bei eigenen Befindlichen verbleiben, oder die Gelegenheit für einen kritischen Vorstoß gegen die zerfleischende Logik der medialen Berichterstattung nutzen wird, bleibt abzuwarten.
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