Heute wollen wir euch Anja vorstellen, die auf ihrem Instagram-Kanal "wort.bildung" Romane und Sachbücher bespricht. Wir haben Anja gefragt, warum sie diesen Blog führt, wie sie die Bücher für ihren Kanal auswählt und welches Genre sie als Leserin bevorzugt.
Anja, wie bist du zum Buch-Bloggen gekommen?
Darüber nachgedacht, über Bücher zu bloggen, habe ich schon vor Jahren - noch zu den Anfängen meines Studiums. Ich erinnere mich daran, dass ich damals schon einer bestimmten Buchbloggerin bei Instagram gefolgt bin und ich es total spannend fand, was sie dort macht. Ich muss aber sagen, dass meine Liebe für’s Lesen durch mein Studium und den ganzen Stress darum leider sehr gehemmt wurde. Das kennen bestimmt viele. Tatsächlich entflammte diese Liebe erst wieder zum Ende meines Studiums. Ich fing also langsam wieder an, regelmäßig zu lesen und wollte einfach irgendwohin mit meinen Gedanken zum Gelesenen, in den aktiven Austausch mit anderen Leser:innen gehen. Das war also der Startschuss für @wort.bildung.
Warum führst du diesen Buch-Blog?
Entstanden ist mein Account dann im April 2020, also mitten während des ersten Corona-Lockdowns. Dadurch, dass irgendwie alles im Stillstand war, hatte ich plötzlich Zeit, ein Buch nach dem anderen zu lesen. Gleichzeitig hatte ich ein wachsendes Bedürfnis, mich über die gelesenen Bücher auszutauschen und mit Bookstagram habe ich letztlich einen Weg gefunden, mit anderen Buch- und Lesebegeisterten gezielt in Kontakt zu treten. Das Bloggen ist für mich ein wichtiges Ventil geworden, denn Bücher sind für mich so viel mehr als das reine Lesen.
Was unterscheidet "wort.bildung" von anderen?
Das würden vermutlich viele behaupten, aber trotzdem bin ich der Meinung, dass mein Account eine sehr persönliche Note hat. Ich nehme mich selbst nicht zu ernst und gehe auch transparent damit um, wenn’s bei mir mal eine Leseflaute gibt - aus welchen Gründen auch immer. Davon abgesehen werde ich von Follower:innen und anderen Blogger:innen einfach für meinen Buchgeschmack geschätzt. Die Mischung aus den unterschiedlichsten Geschichten und auch mal anspruchsvolleren Sachbüchern macht mich aus.
Gibt es eine bestimmte Zielgruppe, die du mit deinen Inhalten erreichen willst?
Eine bestimmte Zielgruppe gibt es für mich nicht, nein. Mich macht es glücklich, wenn ich Menschen erreiche, die sich auf und mit meinem Account wohlfühlen, sich von meinen Buchbesprechungen inspiriert, bereichert, vielleicht auch repräsentiert fühlen. An ganz bestimmte Menschen denke ich dabei nicht. Aber natürlich ist es an jedem Ort doch so, dass Menschen zueinander finden, die ihre (Lese-)Interessen miteinander teilen.
Wie wählst du die Bücher für deinen Kanal aus?
Da gehe ich wirklich sehr nach meinem Bauchgefühl. Außerdem kann ich meinen Lesegeschmack mittlerweile einfach sehr gut einschätzen. Das heißt, ich kann einem Buch häufig schon auf den ersten Blick ansehen, ob es etwas für mich ist - oder auch nicht. Welche Bücher es dann tatsächlich in meinen Feed schaffen? Sagen wir so: Bücher, zu denen ich einfach etwas zu sagen habe.
Gibt es ein Genre, das du als Leserin bevorzugst?
Was ich definitiv am häufigsten lese, sind Romane. Ich gebe mich wohl einfach zu gerne Geschichten hin. Dabei geht es für mich jedoch weniger um andere Welten (wie zum Beispiel im Fantasy) als vielmehr darum, andere Perspektiven einzunehmen, über verschiedene Lebensrealitäten zu erfahren, gewissermaßen auch darum, die Welt literarisch zu bereisen. Aber auch Sachbücher kommen mir immer wieder zwischen die Finger! Ich arbeite stetig daran, mein Bücherregal noch diverser zu gestalten und gemeinsam mit anderen Leser:innen den alten (weißen, männlichen) Kanon aufzumischen.
Welches ist das exotischste Buch in deiner Sammlung?
Puh, schwierige Frage! Ich traue mich ehrlich gesagt nicht sehr oft aus meiner literarischen Komfortzone heraus… Aktuell ist das vermutlich „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“ von Walter Moers, das immer noch ungelesen in meinem Regal liegt. Sollte ich schnellstens ändern!
Ist das Bloggen für dich eher Freizeitbeschäftigung oder bereits Job?
Das Bloggen ist für mich auf jeden Fall eine Freizeitbeschäftigung, wenngleich es sich auch mal wie ein Job anfühlen kann (den ich aber gerne mache!). Ich war zum Beispiel gerade erst auf der Leipziger Buchmesse, nicht nur als Leserin, sondern auch in der Funktion einer Buchbloggerin. Das hat super viel Spaß gemacht, war aber auch sehr anstrengend!
Welche drei Bücher würdest du im Moment persönlich empfehlen?
„Auf Erden sind wir kurz grandios“ von Ocean Vuong (Büchergilde; im Original Hanser)
„an alle orte, die hinter uns liegen“ von Sinthujan Varatharajah (hanserblau)
„Chor der Pilze“ von Hiromi Goto (cass)
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