Der Preis der Leipziger Buchmesse geht in diesem Jahr an die AutorInnen Johanna Schwering ("Die Cousinen" / Kategorie "Übersetzung"); Regina Scheer ("Bittere Brunnen" / Kategorie "Sachbuch") und Dinçer Güçyeter ("Unser Deutschlandmärchen" / Kategorie "Belletristik")
Der Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie "Belletristik" geht in diesem Jahr an Dinçer Güçyeter, der die Jury mit seinem Roman "Unser Deutschlandmärchen" überzeugen konnte. In der Kategorie Sachbuch erhielt Regina Scheer den Preis für ihr Buch "Bittere Brunnen: Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution". In der Kategorie "Übersetzung" gewann Johanna Schwering für die Übersetzung des Romans "Die Cousinen von Aurora Venturini (aus dem argentinischen Spanisch).
Belletristik: Dinçer Güçyeter - "Unser Deutschlandmärchen"
In "Unser Deutschlandmärchen" verarbeitet Dinçer Güçyeter die Geschichte seiner eigenen Familie in Deutschland, und läuft dabei den Weg von der Gastarbeiter-Generation bis in die Gegenwart ab.
Verlagsankündigung
UNSER DEUTSCHLANDMÄRCHEN ist eine Familiengeschichte in vielen Stimmen. Frauen mehrerer Generationen und der in Almanya geborene Sohn erinnern sich in poetischen, oft mythischen, kräftigen Bildern und in Monologen, Dialogen, Träumen, Gebeten, Chören. Dinçer Güçyeter erzählt vom Schicksal türkischer Griechen, von archaischer Verwurzelung in anatolischem Leben und von der Herausforderung, als Gastarbeiterin und als deren Nachkomme in Deutschland ein neues Leben zu beginnen.
Die Handlung, die sich vom Anfang des letzten Jahrhunderts bis beinah in die Jetztzeit erstreckt, lässt nichts aus, keine Vergewaltigung, kein Missverständnis, keinen Konflikt am Arbeitsplatz, ganz gleich ob in der Schuhfabrik, beim Bauern auf dem Feld oder in der eigenen Kneipe. Und dann ist da noch die Erwartung der Mutter an den heranwachsenden Sohn, der ihr als starker Mann zur Seite stehen soll, selbst jedoch eine gänzlich andere Vorstellung von einem erfüllten Leben hat.
Sachbuch: Regina Scheer - "Bittere Brunnen: Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution"
In "Bittere Brunnen" beschreibt Regina Scheer das Leben der jüdischen Sozialistin Hertha Gordon-Walcher, von 1884 bis 1990. Scheer kannte Hertha Walcher seit ihrer Kindheit, führte viele Gespräche mit ihr. In ihrem Porträt zeigt sie private Einblicke in ein Leben, das von einem unbändigen Willen und dem unbedingten Festhalten an einer großen Idee geprägt war.
Verlagsankündigung
Eine Alternative zum Kapitalismus ist möglich, eine Welt ohne Krieg, Armut und Ausbeutung: davon ist die junge Jüdin Hertha Gordon, später Walcher, überzeugt, als sie sich in den 1910er-Jahren den Sozialisten anschließt und in den Kampf stürzt. Hautnah erlebt sie den großen Traum von der Revolution, aber auch das Scheitern und schmerzhafte Ende der Illusionen mit. Die Geschichte ihres Jahrhundertlebens ist das Panorama einer Epoche.
Mitreißend erzählt Regina Scheer von einer außergewöhnlichen Frau in unruhigen Zeitläuften, geprägt von existenziellen Auseinandersetzungen unter Gleichgesinnten in der Weimarer Demokratie, während die Nazis bedrohlich erstarken, von Widerstand, Flucht und Exil sowie der Hoffnung auf den Aufbau eines anderen Deutschland nach dem Krieg.
Regina Scheer kannte Hertha Walcher (1894‒1990) seit ihrer Kindheit und führte über viele Jahre Gespräche mit ihr. Sie bietet einen außergewöhnlichen, sehr privaten Blick auf eine beeindruckende Frau, die klandestin nach Moskau reiste, um Dokumente zu überbringen, und dort Lenin und Stalin begegnete; die Spezialistin in der Herstellung von Geheimtinte war, deren Weggefährten Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Wilhelm Pieck, Bertolt Brecht, Willy Brandt hießen. Voller Empathie erzählt Scheer von einem entbehrungsreichen Leben im Dienst einer großen Idee, von unzerstörbarer Hoffnung, von Verbundenheit und Hilfsbereitschaft, aber auch von erbittertem Streit unter Menschen, die doch das gleiche Ziel verfolgen.
Übersetzung: Johanna Schwering - "Die Cousinen" (von Aurora Venturinis / aus dem argentinischen Spanisch übersetzt)
Johanna Schwering erhält den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung für den Roman "Die Cousinen", den sie aus dem argentinischen Spanisch ins Deutsche übertrug. Das Buch thematisiert das Leben einer jungen, in Argentinien lebenden Künstlerin, die aus schwierigen Verhältnissen stammt und in der Malerei sowohl eine Ausdrucksmöglichkeit wie auch Anerkennung findet.
Verlagsankündigung
Yunas Kindheit ist alles andere als einfach. Zu Hause ist das Geld knapp, die alleinerziehende Mutter streng und lieblos, die schwer behinderte Schwester eine Belastung. Und wegen einer Lernschwäche wird Yuna als einfältig abgestempelt. Dabei hat sie über ihre Umwelt viel zu sagen – und findet in der Malerei schließlich Ausdrucksmöglichkeit und Anerkennung. Doch lüsterne Männer bringen Unheil in die Familie und bedrohen Yunas Freundschaft mit ihren Cousinen. Unverblümt erzählt Yuna von ihrer Jugend im argentinischen La Plata der 1940er-Jahre und der sie umgebenden brutalen Realität. Mit 85 Jahren hat Aurora Venturini einen wahnsinnig originellen Coming-of-Age-Roman geschrieben, der nun endlich auch international entdeckt wird.
Der Preis der Leipziger Buchmesse
Der Preis der Leipziger Buchmesse ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. Die Gewinnerinnen und Gewinner bekommen jeweils 15.000 Euro Preisgeld. Für jede Nominierung gibt es zudem 1.000 Euro. Die Auszeichnung, die herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung ehrt, wird seit 2005 von einer siebenköpfigen Jury vergeben.
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Bittere Brunnen: Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution - Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2023
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