Der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig ist in diesem Jahr Mainzer Stadtschreiber. Damit löst Hotschnig Dörte Hansen ab, die in ihrem Mainzer Jahr ihren Roman – "Zur See" – veröffentlicht hat. In seinem Stadtschreiberjahr will der Autor "Augen und Ohren offen halten, um neue Geschichten zu entdecken"
Der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig ist der 38. Mainzer Stadtschreiber. Wie er am Dienstag mitteilte, sei sein erster Eindruck von Mainz "das Bild einer Schaffnerin" gewesen. Auf der Zugfahrt zwischen seinem Wohnort Innsbruck und Mainz habe diese seine "Sucherei nach dem Ticket" mit der Frage überbrückt, wo es denn hingehe. Auf seine Antwort - Mainz - erwiderte die Schaffnerin: "Sie fahren in die schönste Stadt Deutschlands." Und auf seine Frage, wer ihm das denn sage, habe sie geantwortet: "Ich bin ein Mainzer Mädchen."
Auf Begegnungen einlassen
Der Schriftsteller will sich während seiner Zeit als Stadtschreiber auf Begegnungen einlassen. Von dem Literaturpreis habe er vorher - „obwohl die Liste so lang ist“ - nichts gewusst, räumte Hotschnig ein. Wenn er es gewusst hätte, wäre er nie und nimmer auf die Idee gekommen, sich selber einmal vorzustellen in diesem Ort. "Umso größer ist die Freude, weil sie so unverhofft ist, und weil die Begegnungen im Vorfeld (...) so freundschaftlicher Art waren."
Er sitze an den Anfängen eines neuen Romans, so Hotschnig. Einzelheiten nannte er noch nicht. "Ich komme nicht so fixiert her." Zudem beschäftige er sich mit dem Film, der Teil des Literaturpreises ist. Gemeinsam mit dem ZDF wird der Autor eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren. Er habe schon Ideen, es sei aber zu früh, diese zu nennen. Generell falle es ihm schwer an mehreren Projekten gleichzeitig zu arbeiten. "Wenn sich eine Geschichte für mich einmal eingelassen hat, dann versuche ich auch so treu wie möglich zu sein beziehungsweise sie zieht sich jeweils - das habe ich gemerkt - sofort von mir zurück wie eine Katze, die man zu lange im Stich lässt."
Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis
Der Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis wird jährlich vom ZDF, der Stadt und 3sat vergeben. Die Preisträger bekommen außer dem Film ein Preisgeld in Höhe von 12.500 Euro und ein Jahr Wohnrecht im Stadtschreiberdomizil im Gutenberg-Museum. Am Freitag wird Hotschnig offiziell in sein Amt eingeführt.
In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: "Alois Hotschnig erzählt in seinem vielfältigen Werk immer wieder von Schicksalen, wie sie Krieg und Diktatur hervorbringen – er bricht das Schweigen über die Geschichte heutiger Generationen in Europa und spiegelt dabei die Konflikte und Sehnsüchte auch unserer Zeit."