Lesungen "Literatur im Stadtschloss": Hochkarätige Gäste in Fulda

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Auch in diesem Jahr können sich Literaturbegeisterte im Rahmen der Veranstaltung "Literatur im Stadtschloss" auf spannende Lesungen hochkarätiger Autorinnen und Autoren freuen. Zwischen dem 25. April und 14. Juni lesen unter anderem Robert Menasse, Gert Loschütz, Reinhard Kaiser-Mühlecker und Stefanie vor Schulte. Das Programm im Überblick.

Im Rahmen der Fuldaer Lesereihe "Literatur im Stadtschloss" sind auch in diesem Jahr vielversprechende Autorinnen und Autoren geladen. Unter anderem der Wiener Schriftsteller Robert Menasse, der aus seinem aktuellen Roman "Die Erweiterung" lesen wird. Bild: Olaf Kosinsky - Eigenes Werk (Wikipedia)

"Ich freue mich sehr, dass wir wieder hochkarätige literarische Gäste für unsere traditionsreiche Reihe gewinnen konnten", so Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU). Und in der Tat versprechen die diesjährigen Gäste eine spannende Lesereihe. Im Fürstensaal des Stadtschlossen Fulda werden erwartet: Juri Andruchowytsch (25. April), Stefanie vor Schulte (3. Mai), Robert Menasse (16. Mai), Gert Loschütz (23. Mai), Reinhard Kaiser-Mühlecker (30. Mai), Daniela Dröscher (7. Juni) und Silke Stamm, die am 14. Juni für ihr Debüt „Hohe Berge“ mit dem Literaturpreis Fulda 2023 gewürdigt wird.

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld verwies mit Blick auf die Lesungen des vergangenen Jahres darauf, dass es im Vorfeld zahlreiche Anfragen gegeben habe, ob die Veranstaltungen nicht schon um 19 Uhr beginnen könnten, damit im Anschluss noch genügend Zeit für Austausch bestehe. "Diesem Wunsch tragen wir gerne Rechnung", so Wingenfeld. Auch in diesem Jahr wird der Besuch der literarischen Abende kostenfrei sein. Dies sei der großzügigen Unterstützung der langjährigen Sponsoren zu verdanken, zu denen die Jubiläumsstiftung Sparkasse Fulda, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Parzellers Buchverlag gehörten.

Wer liest wann?

  • Dienstag, 25. April: Juri Andruchowytsch, "Radio Nacht"
  • Mittwoch, 3. Mai: Stefanie vor Schulte, "Schlangen im Garten"
  • Dienstag, 23. Mai: Gert Loschütz, "Ballade vom Tag, der nicht vorüber ist"
  • Dienstag, 30. Mai: Reinhard Kaiser-Mühlecker, "Wilderer"
  • Mittwoch, 7. Juni: Daniela Dröscher, "Lügen über meine Mutter"
  • Mittwoch, 14. Juni: Verleihung des Literaturpreises Fulda an Silke Stamm, abschließend Lesung aus ihrem Debütroman „Hohe Berge"

Für eine "vielseitige und freiheitliche Gesellschaft"

Uwe Marohn, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Fulda, betonte: "Die Stadt Fulda engagiert sich mit der Veranstaltungsreihe für eine vielseitige und freiheitliche Gesellschaft: Sie schenkt aktuellen Büchern sowie deren Autorinnen und Autoren eine breite Öffentlichkeit und fördert damit eine emphatische Diskussion zu wichtigen Fragen unserer Zeit. Dieses Engagement unterstützen wir als Sparkasse gerne."

Die Bücher im Überblick

Juri Andruchowytsch - "Radio Nacht"

Als "Barrikadenpianist" hat er die Revolution zu Hause unterstützt. In der Emigration verdient er sein Geld als Salonmusiker – Josip Rotsky, ein Mann unklarer Identität, dessen Name sich auf Trotzki, Brodsky und Joseph Roth reimt. In einem Schweizer Hotel muss er für den Diktator seines Landes spielen - und wird zum Attentäter.

Nach der Haft zieht Rotsky sich in die heimatlichen Karpaten zurück. Geheimdienstler und andere Finsterlinge trachten ihm nach dem Leben. Mit seiner Geliebten Animé und dem Raben Edgar flieht er nach Griechenland. Erst auf der Gefängnisinsel am Null-Meridian ist Schluss. Dort sendet sein "Radio Nacht" rund um die Uhr Musik, Poesie und Geschichten in die sich verfinsternde Welt. (Ankündigung Suhrkamp Verlag)

Stefanie vor Schulte - "Schlangen im Garten"

Familie Mohn hat die Mutter verloren. Jetzt steht sie im Verdacht, die Trauerarbeit zu verschleppen. Das Leben muss doch weitergehen, sagen die Nachbarn, meint das Traueramt. Doch Vater Adam, die wütende Linne, der nach Hause zurückgekehrte Student Steve und Micha, der Jüngste, wollen nicht weitergehen. Sie möchten Johanne bewahren – nicht nur in ihren eigenen Erinnerungen, sondern in unzähligen Geschichten, die deren Leben so vielleicht gar nie geschrieben hat. (Ankündigung Diogenes Verlag)

Robert Menasse - "Die Erweiterung"

Zwei Brüder, nicht leibliche Brüder, sondern „Blutsbrüder“, verbunden durch einen Schwur, den sie im polnischen Untergrundkampf gegen das kommunistische Regime geleistet haben, gehen nach dessen Zusammenbruch getrennte Wege. Der eine, Mateusz, steigt in höchste Ämter auf und wird schließlich polnischer Ministerpräsident. Der andere, Adam, macht nach dem EU-Beitritt Polens in der Europäischen Kommission Karriere, in Brüssel ist er zuständig für die Erweiterungs-Politik. Während die Vorbereitungen für die Westbalkankonferenz im polnischen Poznan auf Hochtouren laufen, bittet Adam Mateusz um Unterstützung, doch der beginnt das Beitrittsgesuch Albaniens zu unterminieren. Aus der einstmals tiefen Verbundenheit wird eine unversöhnliche Feindschaft von europäischer Dimension. Auf einer vom albanischen Ministerpräsidenten organisierten Kreuzschifffahrt auf der SS Skanderbeg, zu der er alle Regierungschefs der Balkanstaaten, die EU-Außenminister und sämtliche Vertreter der Europäischen Union eingeladen hat, treffen die Beiden wieder aufeinander. Was dann passiert, steht längst nicht mehr in ihrer Macht.

Der politische Konflikt der beiden Blutsbrüder ist aber nur der Rahmen, innerhalb dessen sich eine Vielzahl von Schicksalen entscheidet, kühne Pläne und große Lebensanstrengungen auf die Probe gestellt werden, bis es zum Showdown kommt, auf dem schwankenden Boden eines albanischen Kreuzfahrtschiffs. (Ankündigung Suhrkamp Verlag)

Gert Loschütz - "Ballade vom Tag, der nicht vorüber ist"

Für Karsten Leiser ist es nicht Sommer, wenn es nicht nach Kamille riecht, sind Pappeln keine Pappeln, wenn sie nicht an einem Kanal stehen, sind Straßen keine richtigen Straßen, wenn es keine Chausseen sind. In einer schlaflosen Nacht erzählt er seiner Freundin Vera, warum das so ist: Seine Landschaft ist immer die Landschaft seiner Kindheit geblieben, die er eines Morgens für immer verlassen musste. "Sieh dir alles genau an, weil du es nicht wiedersiehst", sagt die Mutter am Vorabend ihrer Flucht aus der DDR zu dem Jungen. Und Karsten prägt sich alles ein und kehrt nun jedes Mal, wenn sich der besagte Tag jährt, zu seinen Erinnerungen zurück. Ganz gleich, wie weit er als Reisejournalist reist, in wie vielen Hotels er übernachtet, um die entscheidende erste Nacht im Hotel ungeschehen zu machen, die Vergangenheit holt ihn immer wieder ein, wie jener lederne Koffer von damals, den er einfach nicht loswird. In dem schlanken, überaus kunstvollen Roman "Ballade vom Tag, der nicht vorüber ist" legt Gert Loschütz, der große Vergangenheitsergründer der deutschen Gegenwartsliteratur, unerschrocken die Wut und Verzweiflung eines Mannes frei, dem jeder Mittelpunkt genommen wurde. (Verlagsankündigung Schöffling & Co.)

Reinhard Kaiser-Mühlecker - "Wilderer"

Jakob führt den Hof der Eltern und kämpft gegen den Niedergang. Als die Künstlerin Katja sich als Praktikantin anbietet, scheinen sich die Dinge zum Guten zu wenden. Gemeinsam bauen sie eine biologische Tierhaltung auf, sie heiraten und bekommen einen Sohn. Doch Jakob findet keine Ruhe, sein grausamer Zorn bricht immer wieder hervor. Hat Katja ihn getäuscht, hat sie nur mal einen wie ihn haben wollen, einen Bauern? Reinhard Kaiser-Mühlecker erzählt von Herkunft und existentieller Verlorenheit in einer Welt, die sich radikal wandelt. (Ankündigung S. Fischer)

Daniela Dröscher - "Lügen über meine Mutter"

"Lügen über meine Mutter" ist zweierlei zugleich: die Erzählung einer Kindheit im Hunsrück der 1980er, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Und es ist eine Befragung des Geschehens aus der heutigen Perspektive: Was ist damals wirklich passiert? Was wurde verheimlicht, worüber wurde gelogen? Und was sagt uns das alles über den größeren Zusammenhang: die Gesellschaft, die ständig auf uns einwirkt, ob wir wollen oder nicht?

Schonungslos und eindrücklich lässt Daniela Dröscher ihr kindliches Alter Ego die Jahre, in denen sich dieses "Kammerspiel namens Familie" abspielte, noch einmal durchleben. Ihr gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber ist dies ein tragik-komisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen. (Ankündigung Kiepenheuer & Witsch)

Silke Stamm - "Hohe Berge"

Eine Frau. Fünf Männer. Eisiger Wind in höheren Lagen während einer Skidurchquerung in den Schweizer Alpen. Kunstvoll verdichtet und mit außergewöhnlicher literarischer Kraft erzählt "Hohe Berge" eine Geschichte vom Miteinander unter herausfordernden Umständen.

Sechs einander fremde Menschen – fünf Männer, eine Frau – brechen zu einer Skidurchquerung im Hochgebirge auf. Eine Woche, in der die Tourteilnehmer aufeinander angewiesen sind und sich zwangsläufig sehr nahekommen. Der Erzählerin wird bewusst, dass sie Angst hat, die Kontrolle abzugeben, und dass die Erwartungen der anderen sie lähmen. Ein Lawinenabgang bringt Bewegung in das fragile Gruppengefüge. Kunstvoll verdichtet und mit außergewöhnlicher literarischer Kraft erzählt Silke Stamm in ihrem Romandebüt eine faszinierende Geschichte vom Miteinander unter herausfordernden Umständen. (Ankündigung Berlin Verlag)



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