Heute wollen wir euch Janet vorstellen, die auf ihrem Blog "Kinderbuchlesen.de" sowie auf den gleichnamigen Social-Media-Kanälen regelmäßig spannende Kinder- und Jugendbücher präsentiert. Wir haben Janet gefragt, wie sie zum Buchbloggen gekommen ist, welches ihre aktuellen Empfehlungen sind und ob das Bloggen bereits mehr als nur ein Hobby geworden ist.
Liebe Janet, wie bist du zum Buch-Bloggen gekommen?
Die Idee zum eigenen Blog über Kinderbücher spukte lange nur in meinem Kopf herum. Als Redakteurin bringe ich an sich berufliche Erfahrungen in Bezug aufs Schreiben und Texten mit und bin auch als ehemalige Test-Elternbloggerin seit 2012 mit dem Medium Blog gut vertraut. Dennoch fehlten mir immer schlichtweg die Zeit und irgendwie der entscheidende Anstoß sich mit dem ganzen IT-Background auseinanderzusetzen. Und dann stellte ich mir auch oft die Frage: Will das jemand überhaupt lesen?
Der zündende Funke war dann ein Artikel in einer Elternzeitschrift. Hier las ich einen Bericht, der mich sehr beeindruckte. In dem Artikel wurde Steffi Bieber-Geske, die Gründerin vom Kinderbuchverlag Biber & Butzemann, vorgestellt. Steffi hat zwei Kinder im gleichen Alter wie meine und hat allein einen Kinderbuchverlag aufgebaut. Daraufhin schrieb ich Steffi eine E-Mail und es entwickelte sich eine Freundschaft. Vor allem unterstützte Steffi mich in meinem Vorhaben und sagte: "Mach es einfach!". Und das habe ich; seitdem blogge ich über Kinderbücher.
Warum führst du diesen Buch-Blog?
Angefangen mit dem Bloggen habe ich ja bereits 2012 für einen Blog eines bekannten Spielzeug-Versandhandels. Dort habe ich neben Spielzeugtests auch Bücher vorgestellt, die wir zu Hause gerne gelesen haben. Es gab viel positive Resonanz darauf. Mir ist beim abendlichen Vorlesen mit meinen Kindern wichtig, dass auch wir als Eltern daran Freude haben. Es gab eine Zeit, bei meinen Kindern, in der bestimmte Bücher immer wieder vorgelesen werden sollten. Dabei waren auch Kinderbücher, bei denen ich mich irgendwann geweigert habe, diese zum hundertsten Mal vorzulesen, weil sie meinen Kindern, aber nicht mir gefallen haben. Teilweise hat mir das Vorlesen wenig Spaß bereitet.
Das muss doch auch anders gehen, dachte ich mir und fing an zu recherchieren. Und es gibt sie tatsächlich; die Kinderbücher, die Klein und Groß beim Lesen Freude bereiten. Im privaten Familien- und Freundeskreis gab ich meine Empfehlungen weiter und wurde häufig nach Tipps gefragt. Daraus entstand die Idee, die Kinderbuchempfehlungen über einen Blog vorzustellen. Im Juni 2015 fing ich an, diese Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen und seit September 2015 ist "Kinderbuchlesen.de" online, und dort stelle ich Bilder-, Kinder-, Jugend-, Hör- und Sachbücher vor, die wir toll finden, die unterhaltsam sind und einfach Spaß machen.
Führst du den Blog alleine oder hast du Unterstützung?
Von der Auswahl der Bücher, über das Schreiben, wie Layouten der Artikel, bis hin zum Promoten auf dem Blog und in den Social-Media-Kanälen ist "Kinderbuchlesen.de" eine One-Woman-Show. Es steht also kein großes Redaktionsteam dahinter. Allein im Bereich der IT habe ich ein wenig Unterstützung.
Was unterscheidet "Kinderbuchlesen" anderen Profilen/Blogs?
Darüber habe ich wirklich noch nicht so richtig nachgedacht, da ich es beim Bloggen wichtiger finde, dass es ein Miteinander und Zusammen gibt. Das ist ja der Grundgedanke hinter dem Bloggen und mir immer wieder ein Anliegen, dass es viele gemeinsame Aktionen gibt. Im Hinblick auf meinen eigenen Blog "Kinderbuchlesen.de" ist mir vor allem wichtig, dass es einfach gute Bilder-, Kinder-, Jugend-, Hör- und Sachbücher sind.
Gibt es eine bestimmte Zielgruppe beziehungsweise Altersgruppe, die du mit deinen Inhalten erreichen willst?
"Kinderbuchlesen.de" ist für Eltern, Großeltern und die ganze Familie, aber auch für Erzieher:innen, Bibliothekar:innen und Buchhändler:innen, für Buchexpert:innen und Kunstliebhaber:innen. Der Blog unterstützt, als kompetenter Begleiter, im Bereich der Buchauswahl, inspiriert und informiert dabei auf Augenhöhe humorvoll und unterhaltsam. Auf dem Blog beginnen die Empfehlungen für Kinder ab 1 Jahr, aber auch Jugendbücher für Kinder ab 10 Jahren werden vorgestellt. Da Kinderbücher sich einfach ideal zum Verschenken für die verschiedensten Anlässe, wie Geburtstage, Weihnachten, Ostern oder Einschulung eignen, wird hoffentlich jede:r, die:der auf der Suche nach Anregungen ist, fündig.
Wie wählst du die Bücher für deinen Kanal aus beziehungsweise wie wirst du auf die Bücher aufmerksam?
Das lässt sich gar nicht so pauschal sagen. Mal ist es das Cover, welches sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Mal ist es die Inhaltsbeschreibung, die neugierig macht. Mal ist es eine Geschichte, die zur Entstehung des Buches geführt hat und unglaublich spannend ist. Mal sind es die Illustrationen, die ein Buch zu einem absoluten Hingucker machen. Mal ist es die Thematik, die gesellschaftlich, sozial oder kulturell wichtig ist.
Gibt es ein Genre, das du als Leserin bevorzugst?
Ob Belletristik, Thriller oder Fantasy – da lege ich mich gar nicht so sehr fest. Persönlich mag ich Geschichten mit mehreren Bänden sehr, weil ich die Hauptprotagonist:innen eine ganze Weile begleiten darf. Aber auch der Inhalt oder die Thematik eines Buches können mich in ihren Bann ziehen. Viel mehr fehlt oft einfach schlichtweg die Zeit. Davon hätte ich gern mehr. Und doch habe ich irgendwie immer ein Buch in der Hand. Entweder im Rucksack, wenn es zur Arbeit geht, abends beim Vorlesen mit den Kindern und auch noch danach. Ohne geht einfach nicht!
Welches ist das exotischste Buch in deiner Sammlung?
„Aus Wald und Flur – Pflanzen unserer Heimat“ von Walter Nöldner, ein Sammelalbum aus dem Jahre 1937, welches Buch und Sammelbilder zum Einkleben kombiniert. Nicht gekauft, sondern aus dem Fundus der Familie, und es sieht toll aus.
Gibt es auch Bücher, die du nicht empfehlen würdest und warum?
Die gibt es sicherlich, ja. Aber die kommen nicht auf den Blog. Der Ansatz für "Kinderbuchlesen.de" ist es, gute Bücher vorzustellen. Mit einer öffentlichen negativen Kritik ist niemandem geholfen, weder Autor:in, Illustrator:in, Übersetzer:in oder Verlag. Und zum anderen ist mir auch meine eigene Zeit zu kostbar dahingehend einen ausführlichen Artikel zu schreiben. Kleinere, konstruktive Kritik lasse ich in die Buchvorstellungen einfließen; größere Bedenken in Bezug auf ein Buch, gebe ich direkt an die Verlage oder Buchschaffenden weiter.
Ist das Bloggen für dich eher Freizeitbeschäftigung oder bereits Job?
Anfangs definitiv nur ein Hobby, so langsam vermischt es sich und entwickelt sich immer mehr zu einem Erwerb mit Einkommen. Mittlerweile gibt es ja auch einen Buchshop, über den Bücher online bestellt werden können. Doch der lange Weg dahin ist mit viel Zeit und vor allem Leidenschaft verbunden.
Wie passt der Blog in deinen Alltag?
Ganz ehrlich, oftmals ist es schwierig eine Balance zwischen der Buchleidenschaft und meinem persönlichen, alltäglichen Leben mit meiner Familie und Freunden zu finden. Aber die Arbeit, die mit dem Blog verbunden ist, macht mich glücklich. Ich liebe es einfach Bücher zu lesen. Zudem habe ich dadurch viele neue, interessante Kontakte knüpfen und kennenlernen dürfen. Neue spannende Türen haben sich geöffnet. Vor allem aber, freue ich mich darüber, Menschen mit meiner Leidenschaft für Bücher und fürs Lesen anstecken und begeistern zu können. Das Feedback meiner Leser:innen ist so liebevoll und zeigt mir, dass ich mit "Kinderbuchlesen.de" auf dem richtigen Weg bin. Genau das motiviert zum Weitermachen.
Wie viel Zeit investierst du in deinen Blog?
Viel! Es kommt ja einiges zusammen: Das Schreiben, die Gestaltung und das Veröffentlichen der Buchvorstellungen, das Promoten auf den verschiedensten Social-Media-Kanälen, das Schreiben und Beantworten von E-Mails (Anfragen, Vorschauen etc.), die Kommunikation und Interaktion mit den Leser:innen, der technische Background, das Lesen der Bücher, das Besuchen von Messen, das Netzwerken mit anderen Blogger:innen, das Planen und Mitmachen von und bei Aktionen wie Blog- oder Instatouren und und und…
Welche drei Bücher würdest du im Moment persönlich empfehlen und warum?
1. "Der Hoffnungsvogel" von Kirsten Boie, weil es ein Buch ist, das Wärme ins Herz und Hoffnung in die Welt schickt.
2. "Er ist’s – Die schönsten Frühlingsgedichte" unter anderem mit Gedichten von Eduard Mörike, Hoffmann von Fallersleben, Theodor Fontane, Clara Müller-Jahnke und Annette von Droste-Hülshoff, illustriert von Günther Jakobs, weil es einfach rundum in Frühlingsstimmung versetzt.
3. Und immer wieder eine Empfehlung ist "Der Löwe in dir" von Rachel Bright und Jim Field, weil es auf so großartige Weise zeigt, dass es wichtig ist, sich Herausforderungen und Ängsten zu stellen und seinen Träumen zu folgen.
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