Der Schriftsteller Michel Houellebecq gilt als Enfant terrible der französischen Gegenwartsliteratur. Regelmäßig steht er aufgrund von grenzwertigen Äußerungen in der Kritik. Nun tauchte ein Filmtrailer auf, der den Starautor gemeinsam mit einer jungen Frau im Bett zeigt. Der damit angekündigte - offenbar pornografische - Film trägt den Titel "Kirac 27" und sollte ursprünglich am 11. März Premiere feiern. Nun wurde der Start jedoch ausgesetzt.
Der französische Bestsellerautor Michel Houellebecq hat ein ausgeprägtes Gespür für Skandale. Nicht nur, dass er diese in regelmäßigen Abständen erzeugt. Er weiß auch um den marketingtechnischen Nutzen der Erregung, so dass die Vermutung naheliegt, der Autor werfe dem Medienbetrieb absichtlich häppchenweise Aufreger vor die Füße, um als Schriftstellerpersönlichkeit davon zu profitieren. Nachdem Houellebecq es zuletzt wiederholt mit islamfeindlichen Aussagen in die Schlagzeilen geschaffte hatte, glänzt er nun seit knapp zwei Wochen als vermeidlicher Hauptdarsteller eines angeblichen Pornofilms. Das niederländische Filmerkollektiv "Keeping it real art critics" (Kirac) hatte kürzlich einen zweiminütigen Filmtrailer ins Netz gestellt, in welchem der Schriftsteller mit einer jungen Frau im Bett zu sehen ist.
Der Trailer wirkt befremdlich. Die besagte Bettszene wird von einer schwangeren Frau unterbrochen, die sich vor einem Spiegel entkleidet. Kurz darauf übergibt sie sich im Wartesaal, bevor sie ihr Kind zur Welt bringt. Bald hören wir die Stimme des Regisseurs Stefan Ruitenbeek, der eine merkwürdige Geschichte erzählt: Eigentlich hätten Houellebecq und seine Frau Qianyum Lysis Li ihre Flitterwochen in Marokko verbringen wollen. Doch da Islamisten damit drohten, den Schriftsteller zu entführen, habe das Paar die Reise unterlassen. Houellebecq sei untröstlich gewesen, denn seine Frau hatte ihm in Marokko bereits Prostituierte organisiert. Daraufhin habe Ruitenbeek dem Schriftsteller vorgeschlagen, er solle nach Amsterdam kommen, wo es viele junge Frauen gäbe, die gern Sex mit einem berühmten Schriftsteller hätten. Houellebecq soll begeistert zugesagt, und Ruitenbeek alles in die Wege geleitet haben. Die Bedingung: Der Regisseur dürfe alles filmen.
Veröffentlichung von "Kirac 27 Houellebecq" verschoben
Das Kollektiv kündigte die Veröffentlichung des mit dem Teaser angekündigten Pornos - Titel: "Kirac 27 Houellebecq" - für den 11. März an. Nun twitterte der Regisseur Stefan Ruitenbeek, das der Online- und Kinostart nicht wie geplant stattfinden werde. Houellebecq, der insbesondere in Frankreich aufgrund des Films extremer Kritik ausgesetzt ist, war zuletzt gegen die Veröffentlichung vorgegangen. Anwälte des Autors versuchen, ein Veröffentlichungsverbot zu erwirken. Auch der Trailer ist gegenwärtig nicht mehr zugänglich.
Man kämpfe um das Recht, den Film zu machen und zu zeigen, teilte Ruitenbeek weiter auf Twitter mit. Außerdem soll alles was derzeit passiere, Teil des Films werden. Laut Ruitenbeek habe der Star-Autor im Zuge des Projektes mit mehreren Frauen Sex gehabt. Houellebecq bestreitet das.
Michell Houellebecq am Ende?
"Kirac 27 Houellebecq" wäre nicht der erste Film, in dem Houellebecq, eher oder weniger fiktionalisiert, mitwirkt. Da wäre beispielsweise der 2019 erschienene Film "Thalasso", in welchem der Starautor auf Gérard Depardieu trifft. Oder der halbfiktionale Dokumentarfilm "Die Entführung von Michel Houellebecq", der die medienwirksame Kunst des Rückzugs thematisiert. "Kirac 27 Houellebecq" - der Berichten zufolge von den sexuellen Abenteuern Houellebecqs in Amsterdam erzählen soll - wäre allerdings der erste Film mit pornografischem Inhalt.
Der Bestsellerautor bereut es allem Anschein nach, das Projekt angegangen zu sein. Auf seiner Homepage schreibt er, der Trailer schade seinem Privatleben, seiner Ehre und seiner Frau Qianyum Lysis Li.