Der Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis geht in diesem Jahr an die US-amerikanische Jugendbuchautorin Laurie Halse Anderson. Mit "stilsicherer Präzision und nüchternem Witz" untersuche Anderson Themen wie "Schmerz und Angst, Sehnsucht und Liebe, Klasse und Geschlecht", hieß es unter anderem in der Begründung der Jury. Der "Alma" ist mit umgerechnet rund 450.000 Euro dotiert.
Die amerikanische Jugendbuchautorin Laurie Halse Anderson wird in diesem Jahr mit dem Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Dies gab die zuständige Jury am Dienstag in Stockholm bekannt. In ihren ausdrucksstarken Romanen bringe Anderson die Erfahrungen von Heranwachsenden mit manchmal brutaler Ehrlichkeit zum Ausdruck, hieß es in der Begründung der Jury. Die Sehnsucht nach Liebe und Zugehörigkeit sei ein wiederkehrendes Thema ihrer Werke.
Der von der schwedischen Regierung gestiftete Astrid Lindgren Memorial Award (kurz: "Alma") gilt mit einem Preisgeld von 5 Millionen schwedischen Kronen (rund 450.000 Euro) als die weltweit höchstdotierte Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die Schwedin Eva Lindström.
Begründung der Jury
"In ihren dicht geschriebenen Romanen für junge Erwachsene gibt Laurie Halse Anderson der Suche nach Bedeutung, Identität und Wahrheit sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit eine Stimme", sagte die Jury-Vorsitzende Boel Westin bei der Preisbekanntgabe. "Ihr dunkel strahlender Realismus offenbart die bedeutende Rolle von Zeit und Erinnerung im Leben junger Menschen. Schmerz und Angst, Sehnsucht und Liebe, Klasse und Geschlecht werden mit stilistischer Präzision und nüchternem Witz untersucht." Mit zärtlicher Intensität rufe Anderson Stimmungen und Emotionen hervor - und schrecke dabei auch nicht vor den härtesten Dingen zurück.
Laurie Halse Anderson
Laurie Halse Anderson wurde 1961 in Potsdam (New York) geboren. Sie studierte Sprachen und Sprachwissenschaft, arbeitete anschließend als erfolgreiche Journalistin, bevor sie beschloss, halbtags als Buchhändlerin zu arbeiten, um genügend Zeit fürs literarische Schreiben zu haben. Für ihren 1999 veröffentlichten Debütroman "Speak" ("Sprich") erhielt sie mehrere amerikanische Preise. Darin erzählt Anderson von einem 13-jährigen Mädchen namens Melinda, die auf einer Party vergewaltigt wird und sich anschließend nicht traut, anderen davon zu erzählen. In Deutschland wurde Laurie Halse Anderson bislang wenig rezipiert. Die Bücher "Sprich" und "Schrei!" sind bei dtv zu finden.
Als sie am Telefon von der Entscheidung der Jury erfuhr, war Anderson hörbar überwältigt. "Sind Sie sicher? Oh mein Gott!", sagte sie völlig überrumpelt. "Ich muss mich erstmal hinsetzen. Ist schon einmal jemand ohnmächtig geworden, als Sie ihm diese Neuigkeit mitgeteilt haben?" Dann sammelte sie sich. "Das ist die größte Ehre, die ich jemals erhalten habe. Ich bin so dankbar."
Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis
Der Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis ist die weltweit höchstdotierte Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur. Erstmals vergeben wurde die von der schwedischen Regierung gestiftete Auszeichnung im Jahr 2003 (an Christine Nöstlinger und Maurice Sendak). Ausgezeichnet werden Autoren, Illustratoren, mündliche Erzähler sowie Einzelpersonen oder Organisationen, deren Werke im Geiste der Kinderbuchautorin Astrid Lindgrens stehen. Die Expertenjury wählt wählt die Gewinner jedes Jahr aus einem Pool von Kandidaten, die von Organisationen und Institutionen aus der ganzen Welt nominiert werden.
In diesem Jahr sind 251 Personen und Organisationen aus insgesamt 64 Ländern für den "Alma" nominiert gewesen. Auch acht deutsche Kandidaten wurden unter den Anwärtern, ebenso die in Nicaragua ansässige Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek.
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