Der britische Verlag Puffin Books will in einer Neuauflage der Kinderbücher von Roald Dahl beleidigende und anstößige Beschreibungen abmildern oder ganz entfernen. Der britisch-indische Autor Salman Rushdie sieht darin Zensur, und kritisierte die Entscheidung auf Twitter scharf.
Im Zuge einer auf Twitter geführten Debatte um die Veränderung und Anpassung textlicher Inhalte in den Kinderbücher von Roald Dahl, hat der Schriftsteller Salman Rushdie kritisch geäußert. Rushdie bemängelte das Vorhaben des Verlages, Wörter wie "fett" oder "hässlich" durch andere, weniger abwertende Begriffe zu ersetzen. Dahl, der unter anderem Bücher wie "Charlie und die Schokoladenfabrik", "Matilda" und "Der fantastische Mr. Fox" schrieb, sei zwar "kein Engel", so Rushdie, doch der Verlag Puffin Books betreibe hier "absurde Zensur" und solle sich schämen. Zuvor hatte die britische Zeitung "Telegraph" über die sprachlichen Anpassungen berichtet.
Gewicht, psychische Gesundheit, Gewalt, Gender und Hautfarbe
Sowohl der Verlag als auch die Roald Story Company, die mit der Verwaltung des Nachlasses des Schriftstellers betraut ist, hatten bestätigt, dass anstößige Inhalte und Wörter künftig aus den Kinderbüchern entfernt würden. Unter anderem beträfen diese Änderungen Themen wie Gewicht, psychische Gesundheit, Gewalt, Gender und Hautfarbe. Eine solche inhaltlich Anpassung sei bei Büchern, die vor langer Zeit geschrieben wurden, nicht ungewöhnlich, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA einen Sprecher.
Unterstützung bekam Rushdie von der Vorsitzenden des Schriftstellerverbandes Pen America Suzanne Nossel, die die Entscheidung des Verlages als "alarmierend" bezeichnete. Die "selektive Bearbeitung von Literaturwerken, um sie an bestimmte Empfindungen anzupassen" könne eine gefährliche neue Waffe darstellen, twitterte Nossel.
Kritik auch an Salman Rushdie
Im Laufe der Diskussion wurde Rushdie selbst für seine Äußerungen angegriffen. Die britische Komikerin Abi Roberts warf ihm vor, sich der "zensierenden Linken" anzubiedern. Roberts bezog sich damit auf Rushdies Äußerung, Dahl sei "kein Engel". Rushdie wiederum stellte daraufhin klar, dass er lediglich das Werk Dahls gegen eine "kriecherische Befindlichkeitspolizei" verteidige. Dahl selbst sei ein "bekennender Antisemit mit ausgeprägten rassistischen Tendenzen".
Weiterhin verwies Rushdie auf den Umstand, dass sich Roald Dahl 1989 aktiv an Angriffe auf ihn beteiligt habe. In diesem Jahr hatte das damalige geistige Oberhaupt des Iran, Ayatollah Khomeini, eine Fatwa gegen Rushdies Roman "Die satanischen Verse" ausgesprochen und somit zur Tötung des Autors aufgerufen. Dahl nannte Rushdie damals einen "gefährlichen Opportunisten" und sagte, Schriftsteller müssten ein weises Maß an Selbstzensur ausüben.
Puffin Books kündigt unveränderte Neuauflage von Roald Dahl-Büchern an
Roald Dahl und J. K. Rowling: Die große Angst vor der Suggestion
Salman Rushdie veröffentlicht ersten Roman nach Messerangriff
Nach Angriff auf Salman Rushdie: "Die satanischen Verse" gefragter denn je
Schriftsteller Salman Rushdie auf Bühne mit Messer angegriffen
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Jahresrückblick 2022: Die besten Bücher
"Studio Orange" mit Sophie Passmann: Verhöhnung der Literatur?
Aktuelles
Ein Haufen Dollarscheine von Esther Dischereit
Cemile Sahin: "Kommando Ajax" – Eine rasante Erzählung über Exil, Kunst und Verrat
Literarische Spannung in Leipzig: Die Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025
Karibu Verlag und Plan International Deutschland: Ein gemeinsames Buchprojekt zur kulturellen Vielfalt
Orell Füssli übernimmt Verlag SKV AG – Expansion im Bildungssektor
Der Sandkasten
Bald ist es wieder soweit: Leipzig wird zum Literaturhotspot
Christoph Peters "Innerstädtischer Tod" darf weiter erscheinen
Simons Linien" von Kerstin Fischer – Ein ergreifendes Porträt auf der Suche nach Identität
Literatur im Rampenlicht: ARD, ZDF und 3sat setzen auf Buchmesse-Glamour
Robert Habeck: Den Bach rauf – Der schmale Grat zwischen Ehrlichkeit und Inszenierung
Die besten Psychothriller Bücher: Bestseller & Geheimtipps für Nervenkitzel
