Ist Winnetou noch zeitgemäß? Oder geben die Werke Karl-Mays nur Stereotype wieder, die ihren Ursprung im Kolonialismus finden? Nachdem der Ravensburger Verlag zwei Bücher zum Film "Der junge Häuptling Winnetou" Ende August aus dem Verkauf genommen hatte, war um diesen Fragen eine heftige Debatte entbrannt. Kaum eine Woche hielt die Erregung an. Heute - vier Monate später - freut man sich beim Karl-May-Verlag. Die Kontroverse habe die Verkäufe ordentlich angekurbelt.
Vermeidlich wichtige Debatten verglimmen heutzutage ja bekanntlich ebenso schnell, wie sie Feuer gefangen haben. So war es auch mit der Rassismusdebatte, die ende August um zwei Bücher entbrannte, die begleitend zum neuen Winnetou-Film "Der junge Häuptling Winnetou" erschienen sind. Vier Monate später interessiert sich natürlich niemand mehr dafür. Nur der Karl-May-Verlag blickt glücklich und zufrieden auf die Kontroverse. Man sei sogar froh über die Debatte, heißt es von Seiten des Verlages, denn diese hat offenbar die Gewinne gesteigert. Eine Umfrage habe gezeigt, dass "mindestens 70 Prozent der Deutschen hinter Karl May und Winnetou" stünden. "So hat sich das Ganze auch zu einer positiven Marketingaktion entwickelt und den Verkauf der Winnetou-Bücher stark angekurbelt." Wie es um die Verkaufszahlen im Detail steht, wollte der Verlag allerdings nicht angeben.
Die nicht zum ersten Mal aufkommende Kritik an Karl May und seiner Darstellung der indigenen Bevölkerung Amerikas wies der Verlag abermals zurück. Schon länger habe sich bei manchen ein negatives Bild von Karl May entwickelt. Man habe ihm zum Beispiel die Missachtung des Genozids an den Indianern vorgeworfen. Diese stimme jedoch nicht.
Rassismus, Kulturelle Aneignung, Kolonialismus
Ende August war eine heftige Debatte um kulturelle Aneignung, rassistische und fremdenfeindliche Stereotype entstanden, nachdem der Ravensburger Verlag zwei Bücher zum gleichnamigen Film "Der junge Häuptling Winnetou" sowie ein Puzzle und ein Stickerbuch aus dem Verkauf genommen hatte. Nutzer in den sozialen Medien bezeichneten die von Karl-May dargestellte Welt eine, deren Darstellung ihren Ursprung im Kolonialismus gründet.
Der Ravensburger Verlag hatte die Veröffentlichung - "nach vielen negativen Rückmeldungen" - als Fehler bezeichnet und zurückgezogen. Man sei "zu der Überzeugung gelangt, dass angesichts der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, hier ein romantisierendes Bild mit vielen Klischees gezeichnet wird", so der Verlag, der daraufhin ebenfalls heftig kritisiert wurde, unter anderem von Politikern und Vertreterinnen des Kulturbetriebs.