Der Literaturnobelpreisträger Albert Camus gilt heute als einer der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Der Weg dorthin, war weder einfach noch vorgezeichnet. Camus wuchs in einer armen Familie auf, von Erwachsenen umgeben, die allesamt Analphabeten waren. Ein Lehrer erkannte das Talent des Jungen, und förderte ihn bedingungslos. Die Theatertournee "Der erste Mensch" erzählt diese unglaubliche Geschichte im Schauspielhaus Bochum. Dabei wird das Publikum auch für das Thema Lese-/Rechtschreibschwäche sensibilisiert.
Der Literaturnobelpreisträger Albert Camus wuchs in einer Analphabeten-Familie auf. Sein Herkunftsmilieu taucht in seinen Büchern immer wieder auf, prägte seine Literatur und Philosophie. Vom Strand ist da die Rede, vom Meer und vom Horizont, und nicht zuletzt von der prunkvollen Armut, die dem jungen Camus einen Weg vorzeichnete, der fernab einer Schriftstellerlaufbahn verlief. Es war der Lehrer Louis Germain, der das Talent des jungen Camus erkannte, und gewissermaßen am Beginn einer intellektuellen Laufbahn stand, die einen der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts hervorbrachte.
Diese außergewöhnliche Erfolgsgeschichte wird nun zum Ausgangspunkt einer Veranstaltung, die auf die Lese- und Rechtschreibschwäche Erwachsener Menschen in Deutschland aufmerksam machen, und diese zugleich enttabuisieren will. Laut einer 2018 veröffentlichten Studie, sind das bundesweit 6,2 Millionen Menschen. Um dem entgegenzuwirken, wurde 2016 die "Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung" (AlphaDekade) gegründet. Ziel ist es unter anderem, Lese- und Schreibschwierigkeiten Erwachsener zu enttabuisieren, und auf Lernangebote in der jeweiligen Region aufmerksam zu machen.
Dies will die AlphaDekade nun in Begleitung der Theatertournee "Der erste Mensch" in Bochum bewerkstelligen. Am 5. Dezember erzählt der Schauspieler Joachim Król gemeinsam mit dem "Orchestre du Soleil" in einer Inszenierung von Martin Mühleis die Kindheitsgeschichte des Literaturnobelpreisträgers Albert Camus. Im Algerien der 1950er Jahre wuchs dieser in einer Familie auf, in der alle Erwachsenen Analphabeten waren. Sein Lehrer Louis Germain erkannte das Talent des Jungen und verschaffte ihm gegen alle Widerstände Zugang zu einer höheren Bildung.
Albert Camus: Vorbild und Identifikation
Joachim Król kann sich mit Camus Weg identifizieren. Auch in seinem Leben war es ein aufmerksamer Lehrer, der dafür sorgte, dass der Schauspieler das Gymnasium besuchen durfte. "Ich weiß nicht, ob meine Eltern das von allein durchgesetzt hätten. Da war die Stimme des Lehrers einfach lebensentscheidend für mich", so Król rückblickend. "Es führt kein Weg daran vorbei, immer wieder zu sagen, dass der Schlüssel für die Lösung vieler Probleme, die wir heute haben, in der Investition in Bildung liegt. Wenn ich diese Sätze lese und mir vergegenwärtige, was für eine Dimension das hatte für diesen Jungen, der zu diesem Mann geworden ist!"
Über die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (2016-2026)
In Deutschland hat jeder achte Erwachsene Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Das sind bundesweit 6,2 Millionen Menschen. Sie können zwar Buchstaben, Wörter und einzelne Sätze lesen und schreiben, haben jedoch Mühe, einen längeren zusammenhängenden Text zu verstehen. Das macht die Gutenachtgeschichte für die Kinder, die Speisekarte im Restaurant, den Brief vom Amt oder den Beipackzettel eines Medikaments häufig zur unüberwindbaren Hürde. Überall in Deutschland gibt es mittlerweile Lernangebote. Doch noch immer nehmen zu wenige Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten an diesen Angeboten teil.
Mit der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (AlphaDekade) setzen sich Bund, Länder und Partner im Zeitraum von 2016 bis 2026 verstärkt dafür ein, die Lese- und Schreibfähigkeiten sowie das Grundbildungsniveau Erwachsener in Deutschland zu verbessern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat im Rahmen der AlphaDekade 180 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Weitere Informationen unter: www.alphadekade.de