Kiepenheuer & Witsch verspricht einen fulminanten Start ins kommende Jahr. In der Programmvorschau lassen sich Namen wie Benjamin von Stuckrad-Barre, Dirk von Lowtzow und David Schalko finden. Mit "Liebes Arschloch" erwartet uns außerdem ein neuer Roman der französischen Schriftstellerin Virginie Despentes.
Einem Alltag entgegentreten, der zunehmend das Gefühl vermittelt, nurmehr notdürftig auf Krisen reagieren zu können, statt das eigene Leben, Umfeld und die Gesellschaft zu gestalten - Mit diesem Impetus präsentiert der Verlag Kiepenheuer & Witsch sein Frühjahresprogramm 2023. Unter anderem erwarten uns Bücher von David Schalko, Sebastian Hotz, Florence Given, Dirk von Lowtzow und Virginie Despentes. Auch ein "Neuer Roman" von Benjamin von Stuckrad-Barre steht im Programm. Hierzu existieren jedoch weder Cover noch inhaltliche Angaben. Wir haben eine kleine Auswahl getroffen, die wir unseren LeserInnen hier vorstellen wollen. Wer sich einen größeren Überblick verschaffen will, findet hier das gesamte Programm. Wer den Blick auf das Frühjahr beim Suhrkamp-Verlag verpasst hat, kann dies hier gern nachholen.
David Schalko - "Was der Tag bringt" (erscheint am 26. April 2023)
Unsere Arbeitswelt - diese Aussage sollte mittlerweile niemanden mehr überraschen - wird sich in naher Zukunft radikal verändern. David Schalko nimmt sich dem Thema in seinem Roman "Was der Tag bringt" an, und erzählt von einem, der sich plötzlich in einer fremd gewordenen Welt wiederfindet. Ein groteskes, aufwühlendes Stück über die Post-Covid-Gesellschaft, welches ein kaum zu überschätzendes Thema mit erzählerischer Leichtigkeit verhandelt.
Verlagsankündigung
Felix ist Ende dreißig, Single und Unternehmer. Mit seinem Start-up für nachhaltiges Catering ist er, endlich, auf einem guten Weg. Dann aber kommt die Pandemie, bleiben die Aufträge aus, gewährt ihm die Bank keinen weiteren Kredit. Felix muss die Firma schließen und sich reduzieren, muss Auto, Möbel, Schmuck verkaufen, um wenigstens die von der Mutter geerbte Wohnung behalten zu dürfen. Um über die Runden zu kommen, ist er fortan gezwungen, die Wohnung monatlich für acht Tage zu vermieten. Monat für Monat zieht Felix also von Gästecouch zu Gästecouch, verstrickt sich vor Scham in bizarren Geschichten, gerät mit guten Freunden aneinander, zweifelt, taumelt durch die Ruinen seines früheren Lebens, sucht nach einem Sinn, der nicht in der Arbeit liegt, und zieht sich schließlich immer weiter zurück, wird sich selbst fremd, fällt und fällt. Wo schlägt er auf? Wer kann ihn halten?
Sebastian Hotz - "Mindset" (erscheint am 5. April 2023)
Unter seinem Pseudonym "El Hotzo" kommentiert Sebastian Hotz auf satirische und geistreiche Weise das tagesaktuelle Geschehen. Millionen Menschen lesen dabei mit. Im Frühjahr erscheint nun sein erster Roman, in dem es um einen jungen Mann, eine geniale Geschäftsidee und einem - trotz allen Vorzügen - anstrengenden Aufstieg geht.
Verlagsankündigung
Da ihm daran gelegen ist, seine Erkenntnisse und Einsichten zu teilen, nimmt er sich alle paar Wochen die Zeit, um einem vollbesetzten Seminarraum in mittleren und kleinen deutschen Großstädten seine Ideen zuteilwerden zu lassen. Es geht um Wölfe und Schafe, um berühmte Einzelgänger und um den Schlüssel zum Erfolg, der nicht, wie so viele glauben, irgendwo da draußen liegt, sondern viel, viel näher: im richtigen Mindset.
Doch wer deswegen glaubt, der Weg nach ganz oben sei nicht beschwerlich und fordernd, nicht gesäumt von dornigen Chancen und unbelehrbaren Bedenkenträger*innen, hat natürlich nichts verstanden. Es sind Lektionen, die auch Mirko noch bevorstehen, der sich aufmacht, mit Maximilians Hilfe aus seinem trostlosen Alltag auszubrechen. Und so werden Präsentationen gestrickt und Postings geplant, Sportwagen gemietet und NFTs gemintet, bis eine arglos abgesetzte Pizzabestellung in einer Gütersloher Winternacht Erkenntnisse bereithält, die sich nur sehr schwer in wichtige Learnings übersetzen lassen.
Ein Roman über Männer, die keine Zeit und keine Lust haben, an ihrer Durchschnittlichkeit zu verzweifeln, und eine Gesellschaft, die deren Ausflüchte irgendwie bewältigen muss. Als ob es nicht schon genug Probleme gäbe.
Dirk von Lowtzow - "Ich tauche auf" (erscheint am 9. März 2023)
Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow erzählt in seinem neuen Buch von der poetischen Kraft des Rückzugs. Während die Corona-Pandemie um sich greift, Kinos und Galerien schließen müssen und der Kulturbetrieb allmählich zum Erliegen kommt, inspiziert von Lowtzow die Kunst- und Kulturszene. Vorübergehender Stillstand als Voraussetzung für Kontemplation, für´s Ein- und Auftauchen.
Verlagsankündigung
Musiker*innen treten nicht mehr auf, Alben werden verschoben, Galerien, Kinos und Museen geschlossen, die Menschen sind auf die eigenen vier Wände und sich selbst zurückgeworfen. Dirk von Lowtzow inspiziert die Kunst- und Kulturszene im Stillstand, ein Leben ohne Publikum. Er flüchtet sich aufs Land, streunt über Wiesen, folgt dem Zufall und findet Wahrhaftiges. Er kartiert Wünsche, kämpft gegen Dämonen und sucht Trost in Kunst, Literatur, Filmen.
Während die Außenwelt auf wenige Orte reduziert wird, spielen sich zwischen den Fugen und Ritzen der von Lowtzow’schen Wohnung wahre Phantasmagorien ab. Was den Anschein eines Tagebuches hat, verwandelt sich in so heitere wie melancholische, in so präzise wie poetische Literatur. Dirk von Lowtzow nimmt uns mit in eine Welt, die auch die unsrige ist – und doch eine andere.
Virginie Despentes - "Liebes Arschloch" (erscheint am 9. Februar 2023)
Virginie Despentes schreibt über #MeToo, Social Media, Drogen, Machmissbrauch und Feminismus. Ungeschönt und roh, aber nicht ohne Doppelbödigkeit. "Liebes Arschloch" ist ein Briefroman des 21. Jahrhunderts, der gesellschaftliche Debatten und Konflikte sowie uns als Akteure dieser abbildet. Wut, Hass, Ohnmacht. Was muss passieren, damit aus dem, was uns tagtäglich vor die Füße geschmissen wird, Kunst werden kann? Wie wird Literatur aus diesen endlosen Zeilen und Zeichen?
Verlagsankündigung
Rebecca, Schauspielerin, über fünfzig und immer noch recht gut im Geschäft. Oscar, dreiundvierzig, Schriftsteller, der mit seinem zweiten Roman hadert, und Zoé, noch keine dreißig, Radikalfeministin und Social-Media-Aktivistin. Diese drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen nach einem verunglückten Instagram-Post Oscars aufeinander. Wie? Digital. Und so entsteht ein fulminanter Briefroman des 21. Jahrhunderts, in dem alle wichtigen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit verhandelt werden. Rebecca, Oscar, Zoé, alle drei sind vom Leben gezeichnet, voller Wut und Hass auf andere – und auf sich selbst. Aber sie müssen erkennen, dass diese Wut sie nicht weiterbringt, sondern nur einsamer macht, dass Verständnis, Toleranz und sogar Freundschaft erlernbar und hin und wieder sogar überlebenswichtig sind.
Florence Given - "Girlcrush" (erscheint am 9. März 2023)
Florence Given erstes Buch "Frauen schulden dir gar nichts" ist schnell zu einem Bestseller avanciert. Auch ihr erster Roman "Girlcrush" stürmte gleich auf Platz 1 der Sunday-Times-Bestsellerliste. Nun erscheint das Buch in deutscher Übersetzung. Eine hochaktuelle Geschichte über Freiheit, Identität als Accessoire und drohende Selbstzerstörung.
Verlagsankündigung
Eartha befindet sich auf einer verrückten und verführerischen Erkundungstour durch das heutige London, nachdem sie ihren toxischen Boyfriend endlich verlassen hat. Sie beginnt ihr Leben als offen bisexuelle Frau und wird gleichzeitig zu einer viralen Sensation auf Wonderland, einer Social-Media-App, auf der Menschen ihr Traum-Selbst online projizieren. Nur: Die Distanz zwischen ihrem Online- und ihrem Offline-Ich wird immer größer, bis etwas passiert, das sie in die totale Selbstzerstörung führt und Eartha vor die Wahl stellt. Welche Version von sich selbst soll sie auslöschen?