Elke Heidenreich hat im Zuge des "Langen Abends der Literatur" in Köln ihr aktuelles Buch "Ihr glücklichen Augen: Kurze Geschichten zu weiten Reisen" vorgestellt. Mit Beginn der Lesung endete eine Diskussion, in der es um die Schwierigkeiten des Literaturbetriebs während der Corona-Pandemie ging. Reisetipps und nahbare Urlaubsgeschichten waren da ein durchaus gelungener Abschluss.
Die vergangenen Jahre waren auch - oder insbesondere - für den Literaturbetrieb recht düstere. Wo hat man Abstriche machen müssen? Welche Folgen hatten die Lockdowns für Verlage, Veranstaltungen, für Autorinnen und Autoren? Darüber diskutierten am Montag Abend die stellvertretende Chefredakteurin Sarah Brasack, der Autor Carsten Henn, die Programmleiterin für internationale Literatur des Kiwi-Verlags Helga Frese-Resch, lit. Cologne-Chef Rainer Osnowski und die Kulturchefin des "Kölner Stadt-Anzeiger" Anne Burgmer. Nach der Diskussion las die Schriftstellerin Elke Heidenreich aus ihrem aktuellen Buch "Ihr glücklichen Augen: Kurze Geschichten zu weiten Reisen", wodurch dieser "Lange Abend der Literatur" ein doch heiteres Ende nahm.
Ausgefallene Veranstaltungen und abgesagte Lesungen
Von einer herausfordernden Zeit zwischen "Hoffen und Bangen" war an diesem Abend im Kölner "studio dumont" die Rede. Eine Zeit, die neben herben Rück- und Niederschlägen aber auch von großer Solidarität geprägt war. Für den "lit. Cologne"-Chef Rainer Osnowski zeigte sich diese etwa darin, dass 40 Prozent der Gäste ihre Veranstaltungskarten trotz Ausfälle behalten hätten.
Der Bestsellerautor Carsten Henn musste im ersten Pandemie-Jahr 50 Lesungen absagen. Sein Roman "Der Buchspazierer" konnte zunächst nicht erscheinen, da es Schwierigkeiten im Druck gab. Als das Buch erschien, gelangte es rasch in die Top-10 der Spiegel-Bestsellerliste und wurde ein bahnbrechender Erfolg. Für Henn liegt dieser in der Thematik der Geschichte begründet, die den Nerv der Zeit getroffen habe. Schließlich tue der Protagonist des Romans, der Buchhändler Carl Christian Kollhoff, genau das, was viele Buchhändler während der Pandemie taten: Er liefert Bücher aus. "Wir sehnen uns alle nach sozialer Wärme, nach jemandem, der zu uns kommt, mit uns redet, uns ein Buch bringt. Deswegen hat das Buch viele Menschen in diesem Moment abgeholt."
Elke Heidenreich stellt "Ihr glücklichen Augen: Kurze Geschichten zu weiten Reisen" vor
Nach dem anderthalbstündigen Gespräch las Elke Heidenreichen dann aus ihrem aktuellen Buch "Ihr glücklichen Augen: Kurze Geschichten zu weiten Reisen", gab Urlaubstipps und sprach von Begegnungen in anderen Ländern. "Es gibt furchtbare Idioten, die man trifft, die in kurzen Hosen in den Mailänder Dom gehen und in Badeschlappen, da schämt man sich.", so Heidenreich. "Und es gibt ganz nette Menschen, die sagen: ,Ich kenn Sie doch', und mich ansprechen, und dann trinkt man ein Glas Wein zusammen."
Die dem Buch zugrunde liegenden Notizen hat Heidenreich während diverser Urlaubsaufenthalte niedergeschrieben. Während der Pandemie sind dann aus Urlaubs-Notizen Geschichten geworden, und so schließlich ein Buch entstanden. Es sind zuweilen skurrile Begegnungen mit Menschen und Städten in Italien, China, Berlin und Amerika. Man erfährt, wie die junge Studentin Elke Heidenreich in Rom - als die Cousine eines gewissen Friedrich Moll getarnt - einer Privataudienz Giovanni XXIII. beiwohnt, in deren Zuge sie vom Papst getauft wird. Wie sie Michelangelos "Pietà" begegnet; gebannt, welthungrig und voller Poesie. So war es, am Ende eines langen, literarischen Abends, ein qualitätsstiftender Blick, mit dem die Besucherinnen und Besucher das "studio dumont" verließen.
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Altern: Alle wollen alt werden, niemand will es sein (Hanser Berlin LEBEN)
Spiegel Bestseller Update: Ferdinand Von Schirach steigt mit "Nachmittage" ein
Frankfurter Buchmesse präsentiert Veranstaltungskonzept
ARD verlegt die Leipziger Buchmesse ins Netz
lit.Cologne: Diese Stars kommen nach Köln
Aktuelles
„Tschick“ von Wolfgang Herrndorf – Warum dieser Jugendroman längst ein moderner Klassiker ist
„Die Hüter der Sieben Artefakte“ von Christian Dölder – Wie ein Fantasyepos die klassischen Regeln neu schreibt
„Blood of Hercules“ von Jasmine Mas – Dark Romantasy trifft Mythos und Macht
„Nebel und Feuer“ von Katja Riemann – Wie vier Frauen inmitten der Krisen unserer Zeit Gemeinschaft, Mut und Sinn finden
Der Pinguin meines Lebens – von Tom Michell - Buch & Filmstart 2025: Rezension einer besonderen Freundschaft
„Mama, bitte lern Deutsch“ von Tahsim Durgun – TikTok trifft Literatur
"The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ von Ben Oliver: Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz den Wert des Lebens bestimmt?
„Déjà-vu“ von Martin Walker – Brunos siebzehnter Fall und die Schatten der Geschichte
„Der Besuch der alten Dame“ – Wie Dürrenmatts Klassiker den Preis der Moral entlarvt
„Der Hundebeschützer“ von Bruno Jelovic – Wie aus einem Fitnessmodel ein Lebensretter für Straßenhunde wurde
Für Martin Suter Fans: „Wut und Liebe“ -Wenn Gefühle nicht reichen und Geld alles verändert
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Warum Andreas Steinhöfels Kinderbuchklassiker so klug, witzig und zeitlos ist
Abschied: Peter von Matt ist tot
„Hoffe: Die Autobiografie“ von Papst Franziskus – Was sein Leben über die Welt von heute erzählt
„Hunger und Zorn“ von Alice Renard – Was der stille Debütroman über Einsamkeit und Empathie erzählt
Rezensionen
„Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens’ poetisches Debüt über Einsamkeit, Natur und das Recht auf Zugehörigkeit
„Der Duft des Wals“ – Paul Rubans präziser Roman über den langsamen Zerfall einer Ehe inmitten von Tropenhitze und Verwesungsgeruch
„Die Richtige“ von Martin Mosebach: Kunst, Kontrolle und die Macht des Blicks
„Das Band, das uns hält“ – Kent Harufs stilles Meisterwerk über Pflicht, Verzicht und stille Größe
„Die Möglichkeit von Glück“ – Anne Rabes kraftvolles Debüt über Schweigen, Schuld und Aufbruch
Für Polina – Takis Würgers melancholische Rückkehr zu den Ursprüngen
„Nightfall“ von Penelope Douglas – Wenn Dunkelheit Verlangen weckt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
„Letztes Kapitel: Mord“ von Maxime Girardeau – Ein raffinierter Thriller mit literarischer Note
Good Girl von Aria Aber – eine Geschichte aus dem Off der Gesellschaft
Guadalupe Nettel: Die Tochter
„Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns – Wenn Geschichte leise Helden findet
Ein grünes Licht im Rückspiegel – „Der große Gatsby“ 100 Jahre später
"Neanderthal" von Jens Lubbadeh – Zwischen Wissenschaft, Spannung und ethischen Abgründen
