Am 10. November startet der Dokumentarfilm "Elfriede Jelinek. Die Sprache von der Leine lassen" in den Kinos. Er porträtiert eine Schriftstellerin, die zu den radikalsten und polarisierendsten der Gegenwart gehört.
"Elfriede Jelinek. Die Sprache von der Leine lassen" Dokumentarfilm über die Nobelpreisträgerin
Nestbeschmutzerin, Staatsfeindin, Sprachterroristin - die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek wurde Zeit ihres Lebens mit allerlei Titulierungen überhäuft. Ihren Kritikern war sie stets mehr als nur eine unbequeme Figur, an der man sich öffentlichkeitswirksam abarbeiteten kann. Jelinek blieb immer auch Stachel im Fleisch, erhitzend und unbequem, eine Dissidentin, die, radikal und sprachgewaltig, bestehende gesellschaftliche Konstruktionen und Konventionen hinterfragte, zersetzte, auf den Kopf stellte und spiegelte. Eine Schriftstellerin, deren Kompromisslosigkeit - das ahnt man schnell - nichts ausgedachtes oder im autorenhaft anmutenden Eigenheim angeheftetes ist, und deren Vehemenz immer auf mehr verweist, als die politische, gesellschaftliche Gegenwart hergibt.
Was vor und nach dem Schreiben geschah
Seit mehr als 50 Jahren schreibt Elfriede Jelinek Romane, Dramen und Essays; setzt sich mit Sexualität und Klassenverhältnissen, mit der österreichischen NS-Vergangenheit und dem Wiedererstarkten konservativer Kräfte auseinander. Ein Blick auf ihr Oeuvre zeigt, dass unter all diesen Themenkomplexen ein- und dasselbe Brodeln zu vernehmen ist. Ein ebenso vernichtendes wie widerliches Streben, dem sie, Jelinek, mit einer beispiellosen Unbedingtheit begegnet. Man liest aus diesen Geschichten heraus, dass die in ihnen beschriebenen Kämpfe keineswegs enden, wenn die Autorin den Stift zur Seite legt.
Was aber geschah, wenn die österreichische Literaturnobelpreisträgerin den Stift zur Seite legte? Worin gründet ihr Schreiben? Wie gestalten sich die Erinnerungen, aus denen Bücher wie "Die Klavierspielerin", "Lust" oder "Gier" entstanden? Davon erzählt der Film "Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen" Regisseurin Claudia Müller beleuchtet auf vielschichtige Weise das Leben und Werk einer Schriftstellerin, die mit Sprachkompositionen gegen verengte Korridore und Lebensmüdigkeit vorgeht. Die ebenso gehasst wie verehrt wird.
Archivmaterial und Roman-Schauplätze
Der Film führt an der Biografie der 1946 geborenen Jelinek entlang. Zeigt sie als Hochbegabte, die bereits in jungen Jahren Auszeichnungen für ihre literarische Werke erhält. Wir tauchen in die österreichische Nachkriegsgeschichte ein, erfahren, welche künstlerische Einflüsse auf Jelinek wirkten, wer ihr Schaffen prägte und woran sich ihre künstlerische Arbeit orientierte. Angereichert wird dies mit Archiv- und Found Footage-Material, mit Textcollagen aus Werken und die Darstellung jener Schauplätze, an denen Jelineks Werke spielten.
Flankiert werden die Bilder und Auszüge von den Stimmen von Ilse Ritter, Sandra Hüller, Stefanie Reinsperger, Sophie Rois, Maren Kroymann und Martin Wuttke, die "Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen" zu einem fulminanten Filmporträt werden lassen.