In der kommenden Ausgabe "ttt - titel, thesen, temperamente" (Sonntag, 6. November) geht es unter anderem um den Roman "Das Zeitalter der roten Ameisen" der ukrainischen Schriftstellerin Tanya Pyankova. Das Buch befasst sich auf eindringliche Weise mit der ukrainischen Hungersnot in den Jahren 1932/33 - dem sogenannten "Holodomor", der als eines der größten Verbrechen des Stalinismus gilt.
"Holodomor" bedeutet so viel wie "Tötung durch Hunger". Ein Begriff, der die ukrainische Hungersnot der Jahre 1932/33 umschreibt, der schätzungsweise vier Millionen Menschen zum Opfer fielen. Begonnen hatte der Holodomor mit zwei Missernten in den Jahren 1931 und 1932. Statt die Bauern zu entlasten, erhöhte die Kommunistische Partei die Abgabequote. Ende des Jahres 1932 beschloss Stalin dann, Hunger gezielt als Waffe gegen die ukrainische Bevölkerung einzusetzen. Grenzen wurden geschlossen, Lebensmittelforderungen erhöht, oppositionelle Regungen brutal niedergeschlagen. Während die Bevölkerung vor Ort systematisch ausgehungert wurde, wurde das Getreide in andere Länder verkauft, um die Industrialisierung der sowjetischen Wirtschaft weiter voranzutreiben. Die Folge waren katastrophal. Die Lage der Bevölkerung verschlechterte sich immens, Menschen verhungerten auf den Straßen.
Die ukrainische Schriftstellerin Tanya Pyankova hat über den "Holodomor" einen Roman geschrieben. In der kommenden Ausgabe der Kultursendung "ttt - titel, thesen, temperamente" erklärt sie, warum sie sich dem Thema nährte. Es gebe eine Menge Gründe, so die Autorin. "Einer der Gründe ist, dass ich zeigen wollte, dass der Kommunismus nicht einfach ein Verbrechen ist, sondern ein Verbrechen, für das es keine Sühne gegeben hat und für das niemand bestraft wurde".
"Das Zeitalter der roten Ameisen"
In "Das Zeitalter der roten Ameisen" beleuchtet Tanya Pyankova Einzelschicksale, die stellvertretend für eine vom Terror überwältigte Gesellschaft stehen und eine Zeit beschreiben, die bis heute als Trauma im kollektiven Gedächtnis der ukrainischen Bevölkerung nachwirkt. Die Handlung setzt im Jahr 1932 ein. Die junge Yavdokha lebt in in Poltawa in der Zentralukraine. Mit allen Mitteln versucht sie, sich und ihre Familie am Leben zu halten. Sie erfährt, zu welch unvorstellbaren Taten Menschen fähig sind, geht es um das nackte Überleben. Nur wenige Kilometer weiter verliert die wohlhabende Solya den Kampf gegen ihre Dämonen. Svyryd, ein Repräsentant der sowjetischen Kommunalverwaltung, nutzt seine Machposition aus, um seine große Liebe Anna, Yavdokhas Mutter, zu manipulieren.
"Am schwierigsten war es, die Worte zu finden", sagt Tanya Pyankova übe den Arbeitsprozess am Roman. Die Frage, "wie man all diese schrecklichen Dinge in eine menschliche Sprache fassen kann. Dieses Buch hat mich sogar körperlich mitgenommen."
Außerdem am kommenden Sonntag bei "ttt"
- Abriss.Neubau.Klimakrise: Der Umbaukultur gehört die Zukunft.
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Betörender Sound: Das Debütalbum des kalifornischen Gospel-Soul-Trios "Gabriels"
Ausstrahlung
"ttt - titel, thesen, temperamente" ist am Sonntag, 6. November, um 23:05 Uhr im ARD zu sehen. Am Sendetag ist die Ausgabe außerdem bereits ab 20:00 Uhr in der ARD-Mediathek abrufbar.