Emotionaler Auftakt Frankfurter Buchmesse: Slowenien wird Gastland im kommenden Jahr

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Während Spanien derzeit auf der Frankfurter Buchmesse "sprühende Kreativität" verbreitet, Schriftsteller und Literaten in ihren Ansprachen für Zusammenhalt plädieren und Buchpreis-Gewinner rührende Dankesreden halten, bereitet sich Slowenien auf seinen Messe-Auftritt im kommenden Jahr vor. Unter dem Motto "Waben der Worte" wird das Land 2023 seine lebendige Literaturszene in Frankfurt präsentieren.

Der pakistanische Schriftsteller Mohsin Hamid während der Buchmesse-Pressekonferenz. "In einer Welt, die im Begriff scheint, in eine Phase der Dunkelheit einzutreten, sind Romane ein Häufchen Glut, das wir in unseren Händen bergen, die Glut der Möglichkeiten", Bild: Frankfurter Buchmesse

Die diesjährige Frankfurter Buchmesse begann mit einer emotional aufgeladenen Dankesrede, der ein politisches Statement folgte. Kim de l'Horizon war den Tränen nah, nachdem verkündet wurde: der Deutsche Buchpreis geht in diesem Jahr an den Roman "Blutbuch". Anschließend griff de l'Horizon zum Rasierapparat, um Solidarität mit den Frauen im Iran zu zeigen. Es war ein Auftakt, der dem diesjährigen Gastland-Motto - "Sprühende Kreativität" - Emotionalität und den Verweis auf die Kraft des Symbolischen an die Seite stellte.

Einen Tag später hielt der pakistanische Schriftsteller Mohsin Hamid mit seiner Buchmessen-Ansprache ein ebenso flammendes wie rührendes Plädoyer für die verbindende Kraft der Literatur, indem er darauf aufmerksam machte, dass Schriftsteller stets nur "halbe Romane" produzieren, die, wollen sie vollständige werden, die Phantasie und inspirierende Kraft der Leserinnen und Leser brauchen. "In einer Welt, die im Begriff scheint, in eine Phase der Dunkelheit einzutreten, sind Romane ein Häufchen Glut, das wir in unseren Händen bergen, die Glut der Möglichkeiten", so Hamid.

Politik und Emotionen auf der Buchmesse

Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse scheint sich das Aufatmen nach einer - zumindest mit Blick auf die Durchführbarkeit der Veranstaltung - beinahe überwunden geglaubten Krise mit den Ängsten und der Wut einiger sich weiter zuspitzenden Krisen zu verbinden. Das große Aufatmen begegnet und nicht zuletzt im energetischen Auftreten des diesjährigen Gastlandes Spanien, welches mit "sprühender Kreativität", kraftvoll, laut und mit viel Verve auftritt. Die Krisen wiederum, finden sich im Themenspektrum der Veranstaltung deutlich wieder: Klimadebatte, Energiekrise und Rassismus sind drei programmatische Grundpfeiler der diesjährigen Bücherschau.

Dass hierbei politischer Rigorismus auf emotionale Wucht trifft, macht die Veranstaltung in diesem Jahr zu einer tatsächlich besonderen. Hier spricht man über eine klare Haltung, dort über die Suche nach Identität. Hier wird betont, wie wichtig die deutliche Positionierung für oder gegen einen Akteur sei, dort spricht man über Flucht und Heimatlosigkeit, über zerrissene Biografien, deren "Dagegen" eine völlig andere Tiefenschärfe aufweist. Sollte es gelingen, diese beiden Segmente - rational politisches Überlegen und biografisch emotionales Erzählen - nebeneinander laufen zu lassen, ohne sofort die Schublade zu öffnen, könnte die Buchmesse in der Tat zum "Gegenmodel einer Echokammer" werden, wie es Buchmessen-Chef Juergen Boos in seiner Ansprache verlautbarte.

Slowenien ist Gastland 2023

Zudem steht bereits fest, welches Land im kommenden Jahr als Gastland die Frankfurter Buchmesse beehren wird. Unter dem Motto "Waben der Worte" wird Slowenien die Vielfältigkeit und Lebendigkeit seiner Literaturszene präsentieren. "Wir freuen uns auf neue literarische Entdeckungen", erklärte Jürgen Boos. "Die Literaturszene Sloweniens ist sehr lebendig und strahlt weit über die Landesgrenzen heraus." Boos hob auch die Lyrikszene hervor, die sich "hochaktuell mit den Diskursen unserer Zeit auseinandersetzt".

Wie die Organisatoren erklärten, sei Slowenien mit seinen rund zwei Millionen Einwohnern vielleicht ein kleines Land, aber dennoch ein Muss für Kultur- und Literaturliebhaber. Sie betonten die Mehrsprachigkeit des Landes, die auf die geografische Lage Sloweniens am Schnittpunkt zahlreicher Kulturen zurückzuführen sei.

2023 werden Autorinnen und Autoren aus allen literarischen Sparten in Frankfurt ihre Bücher präsentieren und "die europäischen und globalen Probleme sowie die Mehrsprachigkeit und Identitätspolitik" repräsentieren, sagte die Kuratorin Miha Kovač sagte. Einige Slowenische Autorinnen und Autoren - darunter Drago Jančar, Aleš Šteger oder Ana Schnabl - sind bereits in diesem Jahr als Gäste auf der Frankfurter Buchmesse vertreten.


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