Michael "Bully" Herbig hat aus einem der größten deutschen Presseskandale eine tragisch-komische Filmgeschichte gemacht. Hintergrund ist der Medienskandal um den ehemaligen Journalisten Claas Relotius, der bis 2018 vorwiegend für den "Spiegel" schrieb. Im selben Jahr wurde bekannt, dass Relotius große Teile seiner Reportagen und Interviews erfunden hatte. Herbigs Film trägt den Titel "Tausend Zeilen" und kommt am 29. September in die Kinos.
Es ist einer der größten Presseskandale der jüngeren deutschen Geschichte: Ein aufstrebender und gefeierter Journalist, der nicht nur beim SPIEGEL hohes Ansehen genießt, sondern auch vom amerikanischen Forbes-Magazine zu einen der herausragendsten Autoren unter 30 Jahren in Europa gezählt wurde, entpuppt sich plötzlich als Hochstapler. Eine Geschichte, die quasi danach schreit, verfilmt zu werden. Michael "Bully" Herbig hat sich der Medienfarce nun angenommen. Auf Grundlage der breiten Berichterstattung und des Buches "Tausend Zeilen Lüge" des Journalisten Juan Moreno, der darin beschreibt, wie er den Pfusch aufdeckte, entwickelte Herbig ein ansehnliches atire-Drama, in dem Elyas M'Barek und Jonas Nay in den Hauptrollen zu sehen sind.
Aus Claas Relotius wird Lars Bogenius; aus Juan Moreno wird Juan Romero
Herbigs Film beginnt in Mexiko, wo der Reporter Juan Romero (gespielt von Elyas M'Barek) versucht, Flüchtlinge zu interviewen, die auf dem Weg zur amerikanische Grenze sind. Sein Ressortleiter stellt ihn bald den Kollegen Lars Bogenius (gespielt von Jonas Nay) zur Seite, worüber Romero alles andere als erfreut ist. Er ist neidisch auf den Kollegen, der stets die besseren Stories bekommt und ein begnadeter Schreiberling ist. Und auch in diesem Fall muss Romeo schnell feststellen, dass die Texte des Kollegen Bogenius weitaus geladener, aufregender und funkelnder geschrieben sind. Aber irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen. Romero wird stutzig, und geht dem nach.
Als er mit seinen Zweifeln zum Ressortleiter (gespielt von Michael Maertens) geht, wird er als Kollegenschwein abgestempelt, während der Schwindler nach wie vor vollstes Vertrauen genießt. Schließlich werden die Stories gelesen, geliked, geliebt und geteilt. Aus dem Magazin SPIEGEL wird im Film übrigens die "Chronik".
"Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus"
Unter dem Titel "Tausend Zeilen Lüge: Das System Relotius und der deutsche Journalismus" fächerte der Journalist Juan Moreno den Fall noch einmal auf und beschrieb im Detail, wie er die Fälschungen - zum Teil gegen heftige Widerstände im SPIEGEL - aufdeckte. Das im Jahr 2019 bei Rowohlt Berlin veröffentlichte Sachbuch stieg im September 2019 auf Platz 1 Der Spiegel-Bestsellerliste.