Die Kaiserin als Jagdreiterin Die Schriftstellerin Karen Duve über ihren Roman "Sisi"

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Eben erst ist der Roman "Sisi" der deutschen Schriftstellerin Karen Duve bei "Galiani-Berlin" erschienen. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur spricht die Autorin über eine österreichische Kaiserin, die passionierte Jagdreiterin war und sich Kalbsschnitzel aufs Gesicht gelegt hat.

Vor kurzem ist Karen Duves Roman "Sissi" erschienen. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sprach sie über eine einzigartige Frau, die vor allem passionierte Reiterin war. Bild: Sven Mandel - Eigenes Werk

Am 22. September ist Karen Duves langerwarteter Roman "Sisi" erschienen. Ein Buch, das, so heißt es in der Verlagsankündigung, eine Kaiserin zwischen "Zwang und Freiheit" zeige, die ihrer Zeit weit voraus war. In einem Gespräch mit der dpa gibt Duve nun Einblicke in den Entstehungsprozess des Romans. Dabei tritt die Kaiserin "Sisi" vor allem als passionierte Jagdreiterin und Pferdeliebhaberin zu Tage.

Duve selbst war überrascht davon, welch eine Zentrale Rolle Pferde im Leben der österreichische Kaiserin gespielt haben. "Davon wusste ich vorher gar nichts, ich kannte nur die Filme mit Romy Schneider und stand Sisi eher gleichgültig gegenüber", so die Autorin. "Das blieb dann aber nicht so. Wie alle, die je mit ihr zu tun hatten, war ich schnell fasziniert." Eine Faszination, die Duve - übrigens selbst Pferdeliebhaberin und Reiterin - auf etwas mehr als 400 Roman-Seiten ausbreitet.

"Regalmeterweise" Literatur

Diese eigenartige Kraft der Faszination ist unter anderem an den Verwandlungen abzulesen, die "Sisi" Bediensteten innerhalb kürzester Zeit durchlebten. Einige traten mit Vorbehalten oder gar Abneigungen in den Dienst der Kaiserin, und waren ihr zwei Wochen später vollkommen verfallen. "Ihre Hofdamen, ihre Reitlehrer, ihre Kavaliere, die waren ja allesamt verstrahlt, verliebt, außer Rand und Band", so Duve.

Regalmeterweise Literatur habe sie im Vorfeld über die Kultkaiserin gelesen. "Als ich merkte, wie viel Material da ist: Oh Gott, du kannst das genau rekonstruieren", do Duve zu den Recherchen. "Über fast jeden einzelnen Tag in Elisabeths Leben ist berichtet worden, manchmal gibt es Aufzeichnungen von sieben verschiedenen Leuten über ein und dieselbe Stunde." Im Roman beleuchtet sie insbesondere die Enddreißiger der Kaiserin, den Duve als einen hochdramatischen Abschnitt in Sisis Leben bezeichnet. "Es ist der Moment, in dem die schönste Frau der Welt zu altern beginnt." Sisis Passionen seien Pferde, ihre Liblingstochter und ihre eigene Schönheit gewesen. "Vielleicht denkt sie: Wenn ich wahnsinnig schön bin, bin ich in Sicherheit, der Glaube, dass ihre Macht auf ihrer Anziehungskraft und Schönheit beruht."

Alles für die Schönheit

In diesem Lebensabschnitt erkennt die Schriftstellerin eine ungeheure Dramatik. "Wenn Sisi nicht reitet, ist sie damit beschäftigt, das Altern hinauszuzögern und stattdessen noch schöner zu werden. Sie turnt, hungert und legt sich Kalbsschnitzel aufs Gesicht", so Duve. "Allein dieser Wahnsinn mit den Haaren, die mehr als ein Kilo gewogen haben dürften und ihr ins Bett hinterhergetragen werden mussten, sich damit herumzuquälen."

Bevor sie ihr Sisi-Roman begann, hatte Duve eigentlich vor, ein Buch über Pferde zu schreiben. Das merkt man durchaus in diesem Buch, wenn sie Sisi als nahezu besessene Reiterin porträtiert, die keinerlei Risiko scheut und die Gefahr sogar zu suchen scheint. Das strenge und farblose Leben am Hof wird in jenen Augenblicken kontrastiert. Sisi reist nach Englanfg, um an Fuchsjagden teilzunehmen, die als unheimlich gefährlich, halsbrecherisch, gelten.

Das Reiten als Kontrastprogramm

Angesichts dieser Gefahren gerät ihre Hofdame immer wieder in Panik. Sissi beruhigt sie. "Nun machen Sie sich doch nicht solche Sorgen." Ganz unberechtigt ist das Unbehagen allerdings nicht. Im Roman heißt es mit einer gewissen Komik: "Das House of Lords ist voller Rollstühle - alles Jagdunfälle". Sisi kann vom Jagdreiten nicht ablassen. Es erscheint gewissermaßen als Gegenprogramm des steifen Wiener Hofes, wo sich ihr Mann Kaiser Franz Joseph allmorgendlich an die Regierungsgeschäfte macht, die Sisi vollkommen gleichgültig sind. Da wundert es kaum, dass Captain Bay Middleton - ebenfalls ein brillanter Reiter - ihr in England etwas näher kommt. Wie nah genau, ist historisch nicht nachvollziehbar.

"Sisi besteht aus zehn verschiedenen Personen, von denen vier unsympathisch und sechs ganz reizend sind", sagt Duve. Und ebenso vielschichtig zeigt sich die Sisi in ihrem Roman. Mal gefühllos, mal empfindsam, manchmal sogar intrigant. Man wisse nie, auf welche man gerade trifft, so die Autorin.



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