Gestern feierte die Literaturverfilmung "Mittagsstunde" in Husum Deutschlandpremiere. Der Film nach dem gleichnamigen Bestseller von Dörte Hansen kommt am 22. September in die Kinos. Er erzählt die melancholische Geschichte des fiktiven Dorfes Brinkebüll, dass seit den 60er Jahren einer stetigen Veränderungen unterworfen ist. Während der Premiere äußerte sich Hansen gegenüber der dpa auch über das neue Landleben. Besorgt ist die Schriftstellerin nicht.
Ingwer Feddersten kehrt im Alter von 47 Jahren in sein Heimatdorf Brinkebüll zurück, und findet sich plötzlich in einer fremden, kahlen Welt wieder. Die Schule ist verschwunden, ebenso der Bäcker und die Störche. Wann hat diese Veränderung, der Niedergang des dörfischen Idylls, begonnen? In ihrem Roman "Mittagsstunde" lotet die Schriftstellerin Dörte Hansen die Veränderungen des Landlebens aus, beschreibt das Verschwinden der kleinen und das Heranwachsen der großen Höfe, industrielle Wucherungen gewissermaßen, die die letzten Flecken der Bundesrepublik mit zerstörerischer Kraft erreichen. Am 22. September kommt die gleichnamige Verfilmung des Buches in die Kinos. Gestern wurde in Husum die Deutschlandpremiere gefeiert. Zu diesem Anlass hatte die 58-Jährige auch über das neue Dorf- und Landleben gesprochen. Gegenüber der dpa machte sie klar, das sie diesbezüglich unbesorgt in die Zukunft blickt.
Schlimmer als Windräder, sind die Alternativen
"Ich stelle fest, dass sich das Dorf gerade neu sortiert - nachdem das bäuerliche Zeitalter ja bis auf wenige große Höfe vorbei ist. Wer jetzt aufs Dorf zieht, tut es in der Regel freiwillig - und aus den Zweckgemeinschaften werden Wahlgemeinschaften. Viele junge Familien ziehen aufs Land, viel Neues passiert. Ich glaube, dass die Talsohle durchschritten ist", sagte Hansen der dpa am Premierenabend in Husum.
Die Landschaft, so die Autorin, gefalle ihr besser als noch vor einigen Jahren. Die Natur habe sich wieder zurückverändert. "Wenn man in den 70er Jahren in den Dörfern war, war es doch relativ kahl. Die ganzen Knicks waren weg und die Bäume gestutzt. Ich habe das Gefühl, es ist wieder sehr viel grüner geworden". Man renaturiere ja auch Flüsse und Auen und kehre wieder ein bisschen zum früheren Naturzustand zurück - "weil man mittlerweile wohl weiß, dass man zu harsch mit der Natur umgegangen ist. Obwohl die Straßen natürlich breit und gerade geblieben sind." Auch unter den Windrädern leide sich nicht, so Hansen. Die gehörten bereits zur nordfriesischen Landschaft dazu. Schlimmer als die Windräder, wären die Alternativen.
Premiere "Mittagsstunde"
Neben dem Filmteam um Grimme-Preisträger Lars Jessen (Produzent und Regisseur) war am Montagabend auch der Ministerpräsident des Landes, Daniel Günther (CDU) anwesend. Nach der Vorführung spendeten rund 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer den angereisten Darstellern - unter anderem Charly Hübner, Hildegard Schmahl und Peter Franke - ausgiebig Applaus.