Geschichte eines Ausstiegs Ein Sommer in Niendorf

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Ein Sommer in Niendorf Cover Rowohlt Verlag

Der Roman „Ein Sommer in Niendorf“ entwickelt sich von einer eher belanglosen Erzählung eines Aussteigers in den Horrortrip einer Seelenwanderung. Wer von unserm Durchschnittshelden Georg Roth der seine Ruhe in Niendorf sucht, am Anfang ehr gelangweilt ist, der sollte das Buch keineswegs zur Seite legen, spätestens ab dem Ausflug ins Spirituosengeschäft seines Vermieters Breda entwickelt sich die Erzählung zu einem wahren Horrortrip mit einem Ende, das das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Unser bürgerlicher Durchschnittsheld heisst Georg Roth. Georg hat sich für eine längere Auszeit in das Ostseebad Niendorf begeben. Niendorf ist Teil der Gemeine Timmendorfer Strand, einem überlaufenen und in die Jahre gekommen Ostseejuweils. Dass von dem einstigen Glanz nichts mehr übrig ist, lässt Heinz Strunk sehr anschaulich den Leser seines Romanes immer wieder wissen. Kein Zufall, dass ausgerechnet in dieser geistigen Einöde Georg Roth zum Opfer des Vermieters seiner Ferienwohnung wird. Sein Vermieter, Breda, hat viele Jobs in Niendorf. Neben der Vermietung von Ferienwohnungen ist Breda auch der Strandkorbvermieter und er besitzt einen Spiritosenladen, dessen bester Kunde er selbst ist.

Insbesondere der Spirituosenladen wird auch Roth zum Verhängnis. Anfänglich ziemlich angewidert von der ungepflegten Erscheinung Bredas lässt sich Roth auf eine Verkostung im Spirituosengeschäft überreden. Der Alkoholiker ist in den Augen Roths natürlich nur sein Vermieter, aber während seines Aufhenhaltes in Niendorf entwickelt auch Roth eine leidenschaftliche Beziehung zum Alkohol. Die Einsamkeit in Niendorf treibt Roth immer wieder in die Arme von Breda - es ist der Beginn einer Verwandlung und die Geschichte endet mit einer Seelenwanderung.

Strunk schwebt als unbeteiligter Erzähler über dem Geschehen unseres Helden. Dadurch ist der Leser von Anfang eng mit dem Helden verbunden und ist stets in die Gedankengänge von Georg Roth eingeweiht. Neben seiner erfolglosen Abwehr von Breda, von dem Roth zugleich angebwiedert aber sich in einsamen Situationen auch hingezogen fühlt sind es auch tiefe Abgründe eines über 52zig Jährigen, der seinem dahinsiechenden Sexleben hinterher trauert.

Das Ende erinnert an den Horrorfilm „Landhaus der toten Seelen“. Dort findet ein Mann seine Frau nach einem Horrortrip um die Pflege einer alten Frau in einem geheimnisvollen Haus im Schaukelstuhl auf dem Dachboden. Seine Frau hat sich in die alte Dame verwandelt. So ähnlich geht es unserem Helden Georg Roth am Ende der Geschichte.

„Ein Sommer in Niendorf“ ist am 14.Juni 2022 beim Rowohlt Verlag erschienen.

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