Der Busfahrer

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Pünktlich eine Minute nach Sieben bog der Bus der Linie 16 hinter den Wohnkomplexen und üppigen Grünflächen hervor, die verwaist und traurig aussahen. Nur die vordere Tür des Busses öffnete sich und meine Monatskarte wurde vom tätowierten Busfahrer beäugt als wolle er ein Loch in meine Lügen brennen. Dabei stand auf meinem Fahrschein und Azubi-Ausweis nichts als die Wahrheit. Zur Strafe nahm ich die Kopfhörer nicht aus den Ohren. Lieber hörte ich einen Professor über neuen alten Antisemitismus dozieren, als mich auf die wässrigen Augen zu konzentrieren, die, nachdem sie mich peinlich verhört hatten, versuchten zu lächeln. Doch alle Freundlichkeit versank in ihnen wie in kleinen Löchern eines zugefrorenen Sees - unerwartet, gefährlich schmatzend. Die Glatze des Busfahrers machte den Kopf des jungen Mannes klein. Manchmal trug er auch eine Sonnenbrille, heute nur die Tattoos und die obligatorische Dienstkleidung mit hochgekrempelten, blauen Hemdsärmeln.

Ich setzte mich weit nach hinten. Im Rückspiegel sah ich die geübten, wohldosierten Bewegungen, mit denen der Busfahrer das Gefährt vom Kantstein weghob und in den Kreisverkehr lenkte. Kaum fünfzehn Minuten würde es dauern bis zur Haltestelle am Carl-Thiem-Klinikum. Nur am Hauptbahnhof würde ich den freien Platz neben mir, auf den ich meinen Rucksack gestellt hatte, gegen pubertierende Jugendliche verteidigen müssen. Die restlichen Stops waren Wonne, Warten und widerliches Menschen-Mustern.


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