Vorschau Der Herbst bei C.H. Beck

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Das künstlerische Selbstporträt als konstitutives Element der Moderne; eine Halbinsel, die ebenso bestaunt wie verurteilt wird; der Versuch, die wahnwitzigen Entwicklungen der Digitalisierung nicht ins Apokalyptische driften zu lassen: Das Herbstprogramm des C. H. Beck-Verlags bietet eine riesige, facettenreiche Auswahl neuer Bücher. Hier stellen wir vier repräsentative Titel vor.

Die anstehenden Neuerscheinungen bei C.H. Beck. Bild: Pixabay (Symbolbild)

Über 80 neue Bücher erscheinen beim C. H. Beck Verlag in diesem Herbst. Entsprechend groß ist die Themenvielfalt, die von "Napoleon" über Fragen nach "Kapital und Ideologie" bis hin zur Beschäftigung mit der globalen Migration im 21. Jahrhundert reicht. Wir haben vier uns repräsentativ erscheine Titel ausgewählt, die wir hier in aller Kürze vorstellen wollen. Es empfiehlt sich natürlich immer, einen Blick auf das gesamte Herbstprogramm des Verlags zu werfen.

"Ich! Selbstbildnis in der Moderne" von Uwe M. Schneede (erscheint am 15. September)

Von Vincent Van Gogh bis Cindy Sherman. Der Kunsthistoriker Uwe M. Schneede schaut sich in seinem Buch "Ich" die bahnbrechende Entwicklung des Selbstporträts als künstlerische Ausdrucksform an. Wo liegen die Wurzeln der Selbstdarstellung? Welch einen Siegeszug durchlief das Selbstporträt im 20. Jahrhundert und welchen Veränderungen war es während dieser Zeit unterworfen?

Verlagsankündigung

Im Selbstporträt verkörpert sich programmatisch das Grundwesen der Moderne. So wie das christliche Altarbild im Mittelalter oder die Landschaft in der Romantik, so stellt das Selbstporträt die neue symbolhafte Gattung in der Kunst des 20. Jahrhunderts dar. Erstmals liegt nun mit diesem Buch eine umfassende Überblicksdarstellung über das Selbstporträt in der Moderne vor.

Selbstbildnisse sind keine Erfindung der Moderne. Sie kamen bereits in der Renaissance auf – jedoch rückte die Gattung erst im 20. Jahrhundert in den Mittelpunkt und wurde zum zentralen Anliegen der Künstlerinnen und Künstler. Während es zunächst in den Werken von Vincent van Gogh, Edvard Munch, Käthe Kollwitz oder Paula Modersohn-Becker um eine schonungslose Selbstanalyse ging, gerät ab 1960 der eigene Körper als Akteur in den Blick – so etwa bei Bruce Nauman, Cindy Sherman, Marina Abramovic oder Joseph Beuys. Uwe M. Schneede schildert eindrucksvoll, wie sich über einen Zeitraum von über hundert Jahren die inhaltlichen und formalen Beweggründe immer wieder paradigmatisch verändert haben – und erzählt so am Beispiel des Selbstbildnisses eine andere Geschichte der modernen Kunst.


"Deutsche Fleischarbeit. Geschichte der Massentierhaltung von den Anfängen bis heute" von Veronika Settele (erscheint am 15. September)

Veronika Settele forscht zur wirtschaftlichen und moralischen Dimension von Ernährung, politischen Handelsbeziehungen und dem Verhältnis zwischen Menschen und Tieren in Moderne und Postmoderne. In "Deutsche Fleischarbeit" zeichnet sie den Weg der Tierhaltung von der Mitte des 19. Jahrhundert bis heute nach. Dabei zeigt sie: In der Art und Weise, wie wir mit Tieren (auch im Segment "Massentierhaltung") umgehen, spiegeln sich gesellschaftliche Erwartungen.

Verlagsankündigung

Diese Geschichte der Massentierhaltung erzählt, wie aus allgegenwärtigen Tieren und mangelndem Fleisch unsichtbare Tiere und üppige Fleischportionen wurden: deutsche Fleischarbeit.

Veronika Settele tritt dafür einen Schritt hinter die aktuellen Debatten zurück und zeigt die Stationen auf einem langen Weg, der von der Mitte des 19. Jahrhunderts, als noch Schweine die Straßen Manhattans bevölkerten, bis in unsere Gegenwart führt, in der ein exorbitanter Fleischkonsum und „intensive“ Tierhaltung ebenso existieren wie die immer lauter werdende Kritik daran. Ihr vorzüglich recherchiertes Buch macht unmissverständlich deutlich: Was immer auch im Stall geschieht, ist eine Reaktion auf das, was die Gesellschaft – wir alle – als Konsumenten von der Landwirtschaft erwarten.

"Jagdszenen aus Niederthann. Ein Lehrstück über Rassismus" von Hans Woller (erscheint am 15. September)

Ein kleines Dorf in Oberbayern. Der Bauer Franz Goldbrunner erschießt eine 18-jährige, schwangere Romni und verletzt ihre Schwester schwer. Obgleich der Bauer seine Opfer aus mehreren Metern Entfernung und von hinten erschoss, plädiert er auf Notwehr. Das Dorf steht hinter ihm. Der Historiker Hans Woller beschäftigt sich mit dem Fall Niederthann erneut und zeigt: Es ist keinesfalls ausgeschlossen, dass was sich damals ereignete, nicht wiederholen kann.

Verlagsankündigung

In einem beschaulichen Dorf in Oberbayern gärt eine dunkle Vergangenheit: ein Kriminalfall, der mitten hinein führt in den Alltagsrassismus und seine mörderischen Konsequenzen. Hans Woller hat ihn aufgearbeitet und erzählt eine Geschichte voller Abgründe und Ressentiments – eine ferne Geschichte, die uns doch so nahe ist.

In Niederthann fielen 1972 vier Schüsse. Keiner ging daneben. Die Bilanz war schauerlich: eine schwer verletzte Romni und eine tote Romni, die ein Kind im Leibe trug. Der Todesschütze musste sich vor Gericht verantworten, kam aber glimpflich davon. Alle standen zu ihm: die Polizei, die Justiz, die katholische Kirche, überhaupt die ganze «anständige» Gesellschaft der Region. Um die Opfer und ihre Angehörigen kümmerte sich niemand. Für die Einheimischen waren sie nur "Zigeuner". Hans Woller schildert die Hintergründe und Folgewirkungen dieses Kriminalfalles. Dabei entsteht ein kleines Gesellschaftsfresko der deutschen Provinz von erschreckender Aktualität. Denn die Realität ist noch immer bitter genug und die Frage nicht obsolet: Die Schüsse von Niederthann – könnten sie wieder fallen, wen würden sie diesmal treffen und wie würde die Gesellschaft heute darauf reagieren?

"Gehirn, weiblich. Unterschiede wahrnehmen, Stereotype überwinden" von Iris Sommer (erscheint am 25. August)

Die Neurowissenschaftlerin Iris Sommer gewährt einen Einblick ins weibliche Gehirn, räumt mit Vorurteilen auf und zeigt, dass es nicht auf die Größe ankommt. Dabei zeigt sie unter anderem, dass die Unterscheidung zwischen "biologischen Unterschieden und (veränderbaren) Stereotypen" essentiell ist, wollen wir Gleichberechtigung erreichen.

Verlagsankündigung

Frauen haben nicht die gleichen Gehirne wie Männer. Zu den Unterschieden zählt, dass das weibliche Gehirn um einiges kleiner ist als das männliche. Doch was folgt daraus? Ist weniger in diesem Fall sogar mehr? Denn Frauen haben zweifellos einen ebenso scharfen Verstand wie Männer; in vielen Bereichen sind sie auf dem Vormarsch. Die Neurowissenschaftlerin Iris Sommer gibt in diesem Buch einen faszinierenden Einblick in das weibliche Gehirn, seine Stärken, Unterschiede und deren Folgen für die Persönlichkeit.

Ob uns das gefällt oder nicht – wir werden nicht geschlechtsneutral geboren. Das weibliche Gehirn ist anders als das männliche (wie übrigens auch die weibliche Leber und das weibliche Herz). Doch längst nicht alle Unterschiede und schon gar nicht die bekannten Stereotypen und die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen lassen sich darauf zurückführen, geschweige denn so rechtfertigen. Iris Sommer zeigt, dass die Vielfalt von Persönlichkeit, Geschlecht und Gender viel größer ist, als wir häufig wahrhaben wollen. Dennoch teilen wir die Menschen in Mädchen und Jungen, Frauen und Männer ein, und die damit verbundenen Klischees haben großen Einfluss auf unser Selbstverständnis. Um Gleichberechtigung zu erreichen, müssen wir lernen, zwischen tatsächlichen biologischen Unterschieden und (veränderbaren) Stereotypen zu differenzieren. Das ist alles andere als leicht, aber genau darum geht es in diesem anschaulich geschriebenen, hochinformativen Buch.


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