Wie das Bündner Kunstmuseum Chur und das Neue Museum Biel am Sonntag mitteilten, ist die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Erica Pedretti am 14. Juli im Alter von 92 Jahren verstorben. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit, war Pedretti auch als bildende Künstlerin aktiv. Den Bachmannpreis erhielt sie 1984 für ihren Text "Das Modell und der Maler".
Labilität, Fremdsein und Heimatlosigkeit gehörten zu den Hauptthemen im Werk der Künstlerin und Schriftstellerin Erica Pedretti. Ausgehend von ihrer eigenen Biografie, in der sie Heimat- und Identitätsverlust erfuhr, schuf Pedretti Skulpturen, Zeichnungen, Erzählungen und Romane, die das Gefühl des Entrissenseins verarbeiteten. Nun ist die Schweizerin im Alter von 92 Jahren verstorben.
Im Jahr 1984 las Erica Pedretti auf dem achten Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis ihren Text "Das Modell und sein Maler" und überzeugte die Jury, die unter anderem aus Walter Jens, Peter Härtling und Marcel Reich-Ranicki bestand. In diesem Text transponiert Pedretti die Erfahrung der Entfremdung auf die Beziehung zwischen den Geschlechtern. Ihre literarische und künstlerische Arbeiten standen in einem ständigen Dialog, wobei es in jedem Feld zu neuen, erweiterten Formen kam, die ins andere Handwerk übertragen und dort weitergeführt wurden.
Werdegang und literarisches Schaffen
Erica Pedretti wurde 1930 in Sternberk in Nordmähren (heute Tschechien) geboren. Ihr Vater, ein Bühnenautor, Journalist und Antifaschist, wurde während des Krieges interniert, so dass die Familie aussiedeln musste. Die fünfzehnjährige Erica gelange mit und ihren jüngeren Geschwister über Umwege in die Schweiz, wo sie in Zürich eine Kunstgewerbeschule besuchte. Eine Emigration in die USA unterbrach das Leben in Zürich. Nach einen zweijährigen Aufenthalt in New York kehrte Pedretti 1952 in die Schweiz zurück.
Erica Pedretti wurde 1930 in Sternberk in Nordmähren (heute Tschechien) geboren. Ihr Vater, ein Bühnenautor, Journalist und Antifaschist, wurde während des Krieges interniert, so dass die Familie aussiedeln musste. Die fünfzehnjährige Erica gelange mit und ihren jüngeren Geschwister über Umwege in die Schweiz, wo sie in Zürich eine Kunstgewerbeschule besuchte. Eine Emigration in die USA unterbrach das Leben in Zürich. Nach einen zweijährigen Aufenthalt in New York kehrte Pedretti 1952 in die Schweiz zurück.
Ab 1970 begann Pedretti Texte zu veröffentlichen. Ungewöhnlich für diese Zeit war, dass sie dezidiert für die Hörspielform schrieb. Stilistisch verwehrte sich die Künstlerin dabei früh einer kontinuierlichen Erzählstruktur, da diese, wie sie in einem Gespräch mit der Übersetzerin Patricia Zurcher erwähnte, angesichts traumatischer Erfahrungen etwas Verlogenes an sich habe und der Atmosphäre von Angst nicht gerecht werden könne.
In der Zerrüttungen des Fließtextes und der Fragmentieren einzelner Passagen sind Lebensunterbrechungen, Entfremdung und Fremdsein gespiegelt. Oft konfrontiert Erica Pedretti ihre Leser und Hörer mit einer sich aus Splittern zusammensetzenden Bilderflut, mit Zeiten- und Ortswechsel und einem sich auflösenden Ich. Eine Auflösung, die auch in ihren bildnerischen Arbeiten, etwa den Flügelskulpturen, anzutreffen ist.
Würdigung
In der Würdigung der beiden Museen (Bündner Kunstmuseum Chur und Neues Museum Biel) heißt es unter anderem, die Werke Pedretti´s zeigten "ein labiles Gleichgewicht und eine feine Zerbrechlichkeit" Es sei letztlich diese Verletzlichkeit des Entrissenseins, die das literarische und das bildnerische Werk der Künstlerin verbinden.
Für ihr Werk erhielt Erica Pedretti zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Neben dem Ingeborg-Bachmman-Preis gehört dazu auch der Schweizer Literaturpreis für ihr Gesamtwerk. Pedretti war Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.
"audible" Hörbuch Charts: Claire Douglas´ "Schönes Mädchen" einziger Neueinsteiger
"audible" Hörbuch-Charts: Susanne Abel mit "Was ich nie gesagt habe" auf Platz 1
"Ring des Nibelungen" als Fantasy-Hörspiel in 3D
"Nur die Tiere" von Colin Niel: Deutschlandfunk produziert Krimi-Hörspiel
Vom Verstummen...
Zwischen Utopie und Dystopie: "Das hässliche Universum" von Laura Naumann zum Hörspiel des Monats gekürt
"Imperium" und "Eurotrash": Zwei Hörspiele nach Romanen von Christian Kracht
"Krimi Hörspiel" Podcast von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur
Karl-Sczuka-Preis 2021 geht an die schwedische Klangkomponistin Hanna Hartmann
Annie Ernaux - "Die Scham" als Hörspiel bei Deutschlandfunk Kultur
SWR2 Hörspielpreis für die Autorin Patty Kim Hamilton
Wie aus Erkenntnis Pop wird
Heiner Goebbels und David Bennent im SWR2: "Gegenwärtig lebe ich allein ..."
Wie Kunst auf Politik und Gesellschaft blickt
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Jahresrückblick 2022: Die besten Bücher
Aktuelles
Ein Hoch auf die Widersprüche
Sehr geehrte Frau Ministerin von Ursula Krechel
Ein Haufen Dollarscheine von Esther Dischereit
Cemile Sahin: "Kommando Ajax" – Eine rasante Erzählung über Exil, Kunst und Verrat
Literarische Spannung in Leipzig: Die Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025
Karibu Verlag und Plan International Deutschland: Ein gemeinsames Buchprojekt zur kulturellen Vielfalt
Orell Füssli übernimmt Verlag SKV AG – Expansion im Bildungssektor
Der Sandkasten
Bald ist es wieder soweit: Leipzig wird zum Literaturhotspot
Christoph Peters "Innerstädtischer Tod" darf weiter erscheinen
Simons Linien" von Kerstin Fischer – Ein ergreifendes Porträt auf der Suche nach Identität
Literatur im Rampenlicht: ARD, ZDF und 3sat setzen auf Buchmesse-Glamour
Robert Habeck: Den Bach rauf – Der schmale Grat zwischen Ehrlichkeit und Inszenierung
Die besten Psychothriller Bücher: Bestseller & Geheimtipps für Nervenkitzel
