Der Philosoph Richard David Precht und der Sozialpsychologe Harald Welzer sind zwei der bekanntesten öffentlichen Intellektuellen Deutschlands. Ihre Bücher führen stets Besten- und Bestsellerlisten an, in Talkshows sind die Autoren gern gesehene Gäste. Jetzt haben sie ein gemeinsames Buch geschrieben, welches im September bei S. Fischer erscheinen wird. In "Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird - auch wenn sie keine ist" - beschäftigen sich Precht und Welzer mit den demokratiegefährdenden Dynamiken der Massenmedien.
Dass die staccatoartige Dauerbeschallung medialer Berichterstattungen der wohlüberlebten Meinungsbildung diametral gegenübersteht, ist wohl kaum zu leugnen. Anstelle der kontemplative Betrachtung rückt die Reizbildung, ernsthafte Beschäftigung wird durch das Lesen von Überschriften und Schlagsätzen ersetzt, Diskurs durch Distinktion. Eine Entwicklung, vor der sowohl der Sozialpsychologe Harald Welzer wie auch der Philosoph Richard David Precht seit Jahren warnen. Welzer hatte sich unter anderem in seinem 2016 erschienen Buch "Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit" intensiv mit der Frage befasst, wie Freiheit von Freiheitsversprechen unterminiert wird. Precht wiederum beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Digitalisierung und hat hierzu einige Bücher - unter anderem "Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens" - publiziert. In ihrem ersten gemeinsamen Buch "Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird - auch wenn sie keine ist" widmen sich die Autoren nun der Achse Massenmedien/Demokratie und untersuchen, wie massenmediale Berichterstattung "mit immer stärkerem Hang zum Einseitigen, Simplifizierenden, Moralisierenden, Empörenden und Diffamierenden" gesellschaftlichen Schaden anrichten.
Das Buch "Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird - auch wenn sie keine ist" erscheint am 28. September beim S. Fisher Verlag.
In der Ankündigung des Verlags heißt es:
"Was Massenmedien berichten, weicht oft von den Ansichten und Eindrücken großer Teile der Bevölkerung ab – gerade, wenn es um brisante Geschehnisse geht. So entsteht häufig der Eindruck, die Massenmedien in Deutschland seien von der Regierung oder »dem Staat« manipuliert. Aber die heutige Selbstgleichschaltung der Medien hat mit einer gelenkten Manipulation nichts zu tun. Die Massenmedien in Deutschland sind keine Vollzugsorgane staatlicher Meinungsmache. Sie sind die Vollzugsorgane ihrer eigenen Meinungsmache: mit immer stärkerem Hang zum Einseitigen, Simplifizierenden, Moralisierenden, Empörenden und Diffamierenden. Und sie bilden die ganz eigenen Echokammern einer Szene ab, die stets darauf blickt, was der jeweils andere gerade sagt oder schreibt, ängstlich darauf bedacht, bloß davon nicht abzuweichen. Diese Angst ist der bestmögliche Dünger für den Zerfall der Gesellschaft. Denn Maßlosigkeit und Einseitigkeit des Urteils zerstören den wohlmeinenden Streit, das demokratische Ringen um gute Lösungen.
In ihrem ersten gemeinsamen Buch analysieren die Bestseller-Autoren Richard David Precht und Harald Welzer die Mechanismen, die in diese Sackgasse führen: Wie kann eine liberale Demokratie mit pluraler Medienlandschaft sich selbst so gefährden? Wie ist es in Deutschland, dem Land einer lange vorbildlichen Qualitätspresse und eines im internationalen Vergleich ebenso vorbildlichen öffentlich-rechtlichen Rundfunks dazu gekommen? Wie konnte und kann die Medienlandschaft durch die "vierte Gewalt" selbst unfreier werden? Und was bildet das veröffentlichte Meinungsbild ab, wenn es mit dem öffentlichen so wenig übereinstimmt?
Wir müssen verstehen, wie unsere Demokratie nicht durch Willkür und Macht "von oben", sondern aus der Sphäre der Öffentlichkeit selbst unterspült wird – erst dann kann die "vierte Gewalt" ihrer Rolle wieder gerecht werden."