Der ukrainische Schriftsteller, Übersetzer und Musiker Serhij Zhadan erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Geehrt wird damit sein "herausragendes künstlerisches Werk sowie seine humanitäre Haltung". Die Entscheidung hatte der Stiftungsrat am Montag in Frankfurt am Main bekannt gegeben.
Der ukrainische Schriftsteller, Übersetzer und Musiker Serhij Zhadan erhält den mit 25.000 Euro dotierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2022. Man ehre Zhadan "für sein herausragendes künstlerisches Werk sowie für seine humanitäre Haltung, mit der er sich den Menschen im Krieg zuwendet und ihnen unter Einsatz seines Lebens hilft", hieß es am Montag in der Begründung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. In seinen Romanen, Essays und Songtexten führe er "in eine Welt, die große Umbrüche erfahren hat und zugleich von der Tradition lebt. Seine Texte erzählen, wie Krieg und Zerstörung in diese Welt einziehen und die Menschen erschüttern. Dabei findet der Schriftsteller eine eigene Sprache, die uns eindringlich und differenziert vor Augen führt, was viele lange nicht sehen wollten." Nachdenklich, zuhörend, in poetischem und radikalem Ton erkunde der Autor, "wie die Menschen in der Ukraine trotz aller Gewalt versuchen, ein unabhängiges, von Frieden und Freiheit bestimmtes Leben zu führen".
Serhij Zhadan
Zhadan wurde am 23. August 1974 im Gebiet Luhansk (ehemalige Sowjetrepublik) geboren. Er studierte Literaturwissenschaft, Ukrainistik und Germanistik in Charkiw, wo er 1996 mit einer Arbeit zum ukrainischen Futurismus promoviert wurde. Innerhalb der ukrainischen Kulturszene ist er nicht nur als Künstler, sondern auch als Vermittler äußerst aktiv. Neben der Veröffentlichung eigener Romane, Gedichte, Erzählungen uns Essays, organisiert Zhadan auch Literatur- und Musikfestivals.
Sein letzter, 2018 erschienene Roman "Internat" erzählt er von einem jungen Lehrer, der von seiner Schwester damit beauftragt wird, dessen Sohn aus einem am anderen Ende der Stadt liegenden Internat zu holen. Die Schule, in der der Junge unterrichtet wird, ist unter Beschuss geraten und bietet keinerlei Sicherheit mehr. Pascha, so der Name des Protagonisten, braucht einen ganzen Tag, um das Internat zu erreichen. Gefährlicher noch als der Hinweg, gestaltet sich die Heimkehr. Pascha und sein Neffe geraten in unmittelbarer Nähe von Kampfhandlungen. Nebel, Explosionen, feuernde Maschinengewehre und eine apokalyptische, von orientierungslosen Menschen durchquerte Landschaft begleitet ihre Reise.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ist mit 25.000 Euro dotiert. Er zeichnet Persönlichkeiten aus, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Vergeben werd der Preis seit 1950 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Die Verleihung findet im Rahmen der Frankfurter Buchmesse statt.