Wie viele andere russische Intellektuelle, hat auch der Schriftsteller Dmitry Glukhovsky bereits vor einiger Zeit Moskau verlassen. Seit Dienstag steht der Science-Fiction-Autor, dessen postapokalyptische Roman-Trilogie "Metro" sich in Russland über eine Millionen Mal verkaufte, auf der Fahndungsliste des Kremls. Glukhovsky gilt seit Jahren als vehementer Putin-Kritiker und positionierte sich frühzeitig gegen den Angriffskrieg in der Ukraine.
Russischer Schriftsteller Dmitry Glukhovsky zur nationalen Fahndung ausgeschrieben
Der russische Bestsellerautor Dmitry Glukhovsky ist am Dienstag vom russischen Staat zur Fahndung ausgeschrieben worden. Der in Moskau geborene Schriftsteller gilt seit Jahren als lauter und vehementer Kritiker des politischen Systems unter Wladimir Putin. In Russland zählt Glukhovsky als einer der bekanntesten öffentlichen Intellektuellen. Bereits seit Jahren warnte er vor einem in seinem Land umgreifenden Totalitarismus. Das Magazin "gq russia" wählte den Autoren im vergangenen Jahr zur "Person of the year". Auch in seiner Dankesrede hielt sich Glukhovsky mit seiner Kritik nicht zurück. In Russland, so der Autor, habe das Lügen System.
Dass Glukhovsky trotz jahrelanger Kritik erst jetzt vom Russischen Staat zur Fahndung ausgeschrieben wurde, ist auf das erst Anfang März 2022 eingeführte "Fake-News" Gesetzt zurückzuführen. Dieses verbietet einerseits die Verbreitung von "Fakes" über die Tätigkeit der russischen Einsatzkräfte im Ausland, andererseits die "Diskreditierung" derselben. Was genau dabei unter "Fake" und "Diskreditierung" zu verstehen ist, bleibt weitestgehend offen. So kann bereits die Bezeichnung des Krieges in der Ukraine als "Krieg" mit diesem Gesetzt brechen. Auch die Aufforderung, die russischen Waffen nieder zu legen, ist nicht legitim. Mit seinem kürzlich erst auf Instagram geposteten Statement: "Nein zum Krieg in der Ukraine. Gebt zu, dass es ein Krieg gegen das ganze ukrainische Volk ist, und beendet ihn." verstieß Glukhovsky wiederholt gegen die willkürlichen Vorschriften des Kremls.
Ein "Zensurparagraf"
Auch auf anderen Social-Media-Kanälen äußerste sich der Bestsellerautor mit klaren Worten zur Entscheidung des russischen Staates, ihn auf die Fahndungsliste zu setzen. Auf Facebook schrieb er beispielsweise: "Der Artikel, nach dem ich beschuldigt werde, heißt ‚Beleidigung der russischen Armee‘, aber eigentlich ist es ein Zensurparagraf. Ein Gesetz, das es ermöglicht, Pazifisten in Russland zu verfolgen."
Strafe
Seit längerer Zeit hält sich Glukhovsky nicht mehr in Moskau auf. Derzeit lebt er vermutlich in Westeuropa. Eine Rückkehr nach Russland sei nicht mehr möglich, sagte der Autor kürzlich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bei Verstoß gegen das "Fake News"-Gesetz drohen bis zu 15 Jahre Haft. Aus dem Ausland kann Glukhovsky jedoch weiterhin seine Kritik äußern.
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