Vielfalt und Halt Der „Pride Month“ in der literarischen Welt

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Jährlich feiert die LGBTQ+ Bewegung den Juni als "Pride Month". Die Ursprünge hierzu finden wir in der Christopher Street, die in den 1970er Jahren zum Zentrum der Schwulenbewegung geworden war. Den Auftakt der Proteste ist auf den sogenannten Stonewall-Aufstand zurückzuführen, der am 28. Juni 1989 stattfand. Damals wurden Homosexuelle und Trans Menschen noch verhaftet und für geistig krank erklärt...

Der "Pride Month" ist nicht nur für die LGBTQ+ Bewegung ein wichtiges Ereignis im Jahr. Sollten man doch generell daran interessiert sein, Diskriminierung, Ausgrenzung und Herabsetzung anderer Lebensentwürfe keinen Platz einzuräumen. Bild: Pixabay (Symbolbild)

Heute ist der "Pride Month" ein Monat, in welchem die Mitglieder der LGBTQ+ gemeinschaftlich ihren Stolz zeigen und ihre Identität feiern. Vor allem aber geht es darum, auf die nach wie vor bestehenden Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen aufmerksam zu machen. Aus diesem Grund erheben sie weltweit ihre Stimmen: Schwule, Lesben, Transsexuelle, Bisexuelle und Menschen mit anderer sexueller Orientierung, die Präsenz zeigen und für mehr Gerechtigkeit und Toleranz eintreten. Dass die mit dem "Pride Month" einhergehenden Wünsche und Ziele auch in der literarischen Welt immer wieder anzutreffen, liegt nahe. Waren Bücher doch seit jeher ein gutes Mittel, um über den eigenen Tellerrand hinauszusehen und andere Perspektiven zu verstehen.

„Lesben haben nur noch nicht den richtigen Mann gefunden..."

Vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich in ihrer Haut unwohl fühlen und innerhalb der Gesellschaft auf Barrikaden stoßen, sind solcherlei Veranstaltungen und Bewegungen wichtig. Denn Unsicherheit kann schnell in Angst umschlagen, Ausgrenzung und Diskriminierung Jugendliche psychisch gefährden. Aussagen wie „Lesben haben nur noch nicht den richtigen Mann gefunden und Bisexuelle hätten sich noch nicht entschieden", drängen vor allem junge Leute in die Ecke. Der Zwang, sich einer heteronormativen Gesellschaft anzupassen, die damit einhergehende falsche Identifizierung mit der eigenen Sexualität sowie der Wunsch, "normal" zu sein können einen immer stärkeren Druck auslösen, so dass psychische Überlastungen keine Seltenheit sind.

Literarische Held*innen und Protagonist*innen waren schon immer identifikationsstiftende Figuren, die vor allem jenen halfen, die in der "realen" Welt niemanden hatten, mit dem oder der sie sich identifizieren konnten. Heute gibt es zahlreiche Bücher, die heteronormative Gesellschaftsstrukturen aufbrechen, und die nicht selten irrende Suche nach der eigenen Sexualität begleiten. Diese Held*innen können dabei helfen, Normalität und Selbstakzeptanz zu vermitteln.

Politische Literatur im Wandel

Insbesondere in der Kinder- und Jugendliteratur können wir hier auf ein immer breiteres Angebot von Transgender Coming-of-Age-Geschichten blicken. Der 2015 erschiene Kinderroman "George" von Alex Gino beispielsweise, erzählt die Geschichte des transgender Mädchens Melissa, welchem nach der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet wurde, weshalb sie von ihren Eltern den titelgebenden Namen "George" erhielt. Kacen Callender´s "Felix ever after" erzählt die Geschichte des siebzehnjährigen Felix Love, dessen größte Angst es ist, dass sich niemand in ihn verlieben wird, da er einfach zu viele Ausschlusskriterien erfüllt. Er hat braune Haut, ist quer und trans. In dem Roman "Mein Bruder heisst Jessica" von John Boyne geht es um ein Outing, dass eine Familie zu zerreißen droht.

Solcherlei Geschichte können einerseits Menschen helfen, die sich innerhalb der Gesellschaft nicht gesehen, gehört oder akzeptiert fühlen. Andererseits plädieren sie aber auch dafür, genauer hinzuschauen, hinzuhören und Akzeptanz zu zeigen. Wir erhalten Einblicke in die Gefühlswelt von Protagonisten, die oftmals mit Hass, Diskriminierung und Ausgrenzung zu kämpfen haben. Wir verstehen, wie tief Homophobie in unserem Alltag verankert ist. Uns wird ein Perspektivwechsel angeboten, der zum Nachdenken anregt.

Die Verfasser*innen von LGBTQ+ Literatur verarbeiten in ihren Werken nicht nur eigene Erfahrungen, sondern sprechen zugleich die wirklich wichtigen jugendlichen Themen an: sexuelle Orientierung während der Pubertät, das Chaos der Gefühlswelt und die körperliche Selbstwahrnehmung durch den gesellschaftlichen Einfluss und Druck. Damit hat die LGBTQ+ Literatur den "politischen" Aspekt von Literatur überhaupt um ein Kapitel erweitert, welches zuvor - weil gesellschaftlich nicht weitaus weniger geachtet - in dieser Form keinen Platz in der Literatur fand.

"Pride Month" noch immer wichtig

Es geht heut immer stärker um die Frage des Körpers, Perspektiven und Weltwahrnehmungen. Darum, die Realitätswahrnehmung zu erweitern und den Blinkwinkel auf so etwas grundlegendes wie sexuelle Orientierung zu amplifizieren.

Der "Pride Month" ist nach wie vor ein wichtiges Werkzeug im Kampf für mehr Toleranz gegenüber sexuell anders orientierten und identifizierten Menschen. Auch wenn sich seit 1969 viel getan hat, ist Homosexualität in zu vielen Ländern immer noch strafbar. Gewalttaten gegen LGBTQ Menschen sind nicht ungewöhnlich. Der "Pride Month" bleibt somit ein Zeichen für eine bunte und tolerante Gesellschaft, die sich gegen Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen stark macht.





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