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"Druckfrisch" mit Denis Scheck: Feministisches Schreiben und das Seelenleben von Arbeitsmigranten

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In der kommenden Ausgabe der Literatursendung "Druckfrisch" (Sonntag, 22. Mai) spricht Denis Scheck mit der französischen Schriftstellerin Annie Ernaux über feministisches Schreiben und ihre Arbeit als literarische Soziologin. Außerdem spricht Scheck mit der Autorin Fatma Aydemir über die Entstehung ihres Familienromans "Dschinns", der, stark autobiografisch gefärbt, die Hoffnungen, Erwartungen und Niederlagen von Arbeitsmigranten erzählt.

Am kommenden Sonntag geht es in der ARD Literatursendung "Druckfrisch" um Gesellschaftskritik, Feminismus und autobiografisches Schreiben. Moderator Denis Schreck spricht mit den Schriftstellerinnen Annie Ernaux und Fatma Aydemir. Bild: Elke Wetzig (Elya) - Eigenes Werk (Wikipedia)

In der kommenden Ausgabe der ARD-Literatursendung "Druckfrisch" geht es um zwei Schriftstellerinnen, die sich dem engagierten, autobiografischen Schreiben widmen. Die französische Autorin Annie Ernaux hat dieses Feld mit ihren Romanen geradezu revolutioniert. Als "Ethnologin ihrer selbst" seziert Ernaux Begegnungen, Erfahrungen und Erinnerungen auf schonungslose, bisweilen brutale Weise. Moderator Denis Scheck spricht mit der Autorin über ihre Arbeit als literarische Soziologin. Auch die 1986 in Karlsruhe geborene Schriftstellerin Fatma Aydemir beschäftigt sich in ihrem in diesem Frühjahr erschienen Roman "Dschinns" mit Elementen ihrer eigenen Biografie. Mit Scheck spricht sie über die Entstehungsgeschichte ihres vom Verlag als "Familienepos" vorgestellten Buches.

Annie Ernaux: Das Wieder-Aufkratzen der Wunden

Annie Ernaux Romane haben die literarische Aufarbeitung biografischer Ereignisse auf eine nächste Stufe gehoben. Seit 1974 beschäftigt sich die französische Schriftstellerin in ihren Büchern mit ihrem eigenen Leben. Ernaux setzt flüchtige Erinnerungen, Fotos, Erfahrungen und unvermittelt auftauchende Gefühle als Ausgangspunkt tiefschürfender Erkundungen. Einige KritikerInnen warfen ihr Selbstreferentialität oder gar Narzissmus vor. Andere, die Mehrzahl, sehen in Ernaux literarisch-ethnologischen Ansatz eine schonungslose und energische Selbstbeobachtung, die, über alle Grenzen hinaus, gerade dort einen besonderen literarischen Wert bekommt, wo man von bisher selten so konsequent dagewesener Selbstreferentialität sprechen kann. Ernaux schreibt von Scham, Angst, Wut, Moral und Normen, wobei diese, sehr persönlichen, Empfindungen, ohne dass es einen Verweis bräuchte, sogleich im politischen und gesellschaftlichen Kontext wirken.

Vor kurzem erst wurde Annie Ernaux mit dem Würth-Preis für Europäische Literatur ausgezeichnet. Gewürdigt wurde damit ein Schreiben, das den oft unsichtbaren Klassismus in unserer Gesellschaft offenlegt und die staatlichen Repressalien gegenüber Frauen, die sich nicht in ihre zugeteilten Plätze fügen. Ernaux wuchs in der Normandie auf, arbeitete zunächst als Lehrerin, bevor sie mit ihrem literarischen Projekt begann. In Büchern wie "Die Jahre" oder "Die Scham" verbindet sie distanzierte Erzählpersönlichkeit mit dem kollektiven Erleben. Ihr Roman "Das Ereignis" erzählt die Geschichte einer jungen Literaturstudentin, die 1963 schwanger wird und eine Abtreibung hinter sich bringen muss.

Fatma Aydemir: "Dschinns"

Fatma Aydemir gibt in ihrem Roman "Dschinns" Einblicke in das Leben von Arbeitsmigranten, die in einem "kalten, herzlosen" Deutschland anzukommen versuchen. Anhand der Familie Yilmaz zeigt sie, wie Hoffnung zerschellt und große Versprechen in den Tod führen. "Dschinns" erzählt von dem nicht Ausgesprochenen. In sechs Kapitel skizziert sie das Leben der Familie Yilmaz, die in Istanbul zusammenkommt, weil der Vater dort einem Herzinfarkt erliegt. Dreißig Jahre lang hat er auf eine Wohnung in seiner Sehnsuchtsstadt hingearbeitet. Die harte Arbeit in Deutschland hat seinen Körper zerstört. Jetzt, wo das lang ersehnte Ende dieser verschleißenden Zeit gekommen ist, kann er sie keinen Tag lang genießen. Er hinterlässt zwei Söhne, zwei Töchter und seine Frau Emine, die jeweils ihre eigenen Päckchen zu tragen haben.

Denis Scheck empfiehlt "Die Diplomatin" von Lucy Fricke

Denis Scheck empfiehlt diesmal "Die Diplomatin" von Lucy Fricke. Eine Selfmade-Frau wird in eine blutige Entführung verwickelt und in diktatorische Machenschaften in der Türkei. Lucy Fricke gelingt das Kunststück, einen höchst spannenden, unterhaltsamen und humorvollen politischen Roman aus der Welt der Diplomatie zu schreiben, deren Regel Nummer eins lautet: lächeln, lügen, Lachs fressen. Ein Buch, dem die Quadratur des Kreises gelingt.

Und wie immer: Denis Schecks pointierte Revue der "Spiegel"-Bestsellerliste (diesmal: Belletristik), musikalisch eingeläutet von dem renommiertesten deutschen Bariton Christian Gerhaher.


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