Der 13. Würth-Preis für Europäische Literatur geht in diesem Jahr an die französische Schriftstellerin Annie Ernaux. Die Verleihung fand bereits am Dienstagabend in Künzelsau (Kreisstadt in Baden-Württemberg) statt. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Frühere Preisträger sind unter anderem Peter Handke, Herta Müller, Christoph Ransmayr und Ilija Trojanow.
Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux ist mit dem Würth-Preis für Europäische Literatur ausgezeichnet worden. In ihrem Werk befasst sich die französische Schriftstellerin mit den Fragen nach nicht sichtbaren Klassenbeschränkungen in Europa und den Eingriffen des Staates in die Privatsphäre der Frau, wenn diese sich nicht mit dem ihr von der Gesellschaft zugeteilten Platz zufrieden gibt. Ernaux, die sich als "Ethnologin ihrer selbst" bezeichnet, hat mit Romanen wie "Die Jahre", "Das Ereignis" oder "Die Scham" eine neue literarische Form der autobiografischen Selbsterkundung eingeführt. Zahlreiche Autorinnen und Autoren ließen sich von Ernaux Stil und Methodik nachhaltig beeinflussen.
Jury bezieht sich in ihrer Begründung auf den Roman "Das Ereignis"
In ihrer Begründung bezog sich die Jury insbesondere auf den im Jahre 2000 erschienen Roman "Das Ergebnis", in dem Ernaux von ihren Abtreibungsversuchen als junge Frau erzählt. Sie schildert Erfahrungen der Ohnmacht und der Angst, die sich auf drastische Weise im Text spiegeln. Damals - im Jahr 1963 - war die Studentin Annie gerade 23 Jahre alt. Ihre Abtreibungsversuche fielen in eine Zeit, in der Abreibungen verboten und verpönt waren.
Der Würth-Preis für Europäische Literatur
Der mit 25.000 Euro dotierte Würth-Preis für Europäische Literatur wird alle zwei Jahre vergeben. Die mit diesem Preis verbundene Europa-Vorstellung ist weit gefasst. Sie meint vor allem kein kulturell begradigtes Europa. Vielmehr soll der Preis den Blick lenken auf ein vielstimmiges Europa der Übergänge und Zwischentöne, der Unterschiede und Vermischungen. Das Interesse gilt deshalb auch den Randzonen und Grenzbereichen europäischer Lebensformen und Wertvorstellungen, die aus dem Fundus unterschiedlicher Sprachen und Traditionen erwachsen. Auf diese Weise kann Europa als schützenswertes Ensemble verästelter Kulturen, als artenreiches „kulturelles Biotop” neu erscheinen.
Frühere Preisträger waren unter anderem David Grossman (2020), Christoph Ransmayr (2018), Peter Handke (2016), Péter Nádas (2014) und Hanna Krall (2012)