Als Antwort auf die Absage der Leipziger Buchmesse hatten verschiedenste Akteure innerhalb kürzester Zeit Alternativveranstaltungen aus dem Boden gestampft, um Autorinnen und Autoren dennoch eine Bühne in der Messestadt bieten zu können. Etwa zwei Wochen später startete Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine. Seither überschlagen sich die Ereignisse. Wie können Schriftstellerinnen und Schriftsteller auf die aktuelle Situation reagieren? Ist ein kultureller Boykott sinnvoll? Haben wir die Signale ukrainischer SchriftstellerInnen übersehen? Bei vielen Ersatzveranstaltungen wird der Krieg kommende Woche eine wichtige Rolle spielen.
Die Absage der Leipziger Buchmesse, die rasche Planung von Ersatzveranstaltungen, die Proteste von Autorinnen und Autoren, die sich in einem offenen Brief gegen - zumeist westdeutsche - Verlage richteten - all dies scheint seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine verbannt und vergessen. Verdrängt von der Frage, wie sich mit einer Situation, in der Frust, Ohnmacht, Angst und Wut sich vermischen, am besten umgehen lässt? Bei vielen der für die kommende Woche geplanten Buchmesse-Ersatzveranstaltungen in Leipzig wird auch diese Frage eine Rolle spielen. Unter anderem sind Lesungen mit Autorinnen und Autoren aus der Ukraine geplant. Darüber hinaus soll es eine Diskussionsrunde geben, in der darüber gesprochen wird, wie Künstlerinnen und Künstler Stellung beziehen können. Und ist ein Boykott russischer Kultur, wie es von Seiten der Ukraine bereits gefordert wurde, ein sinnvolles Instrument?
"weiter:lesen"-Festival
Für Donnerstag hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels einen Abend für die ukrainische Literatur geplant. Im Literaturinstitut Leipzig werden dazu unter anderem die Autoirin Tanja Maljartschuk und die Dichterin Halyna Petrosanyak erwartet. Dimitrij Kapitelman wird am Samstag im Rahmen des "weiter:lesen22"-Festivals aus seinem im Frühjahr 2021 erschienen Roman "Eine Formalie in Kiew" lesen.
Des Weiteren wird das "weiter:lesen"-Festival einen Blick nach Finnland werfen. Russlands Nachbarland denkt seit Beginn des Krieges verstärkt über einen Nato-Beitritt nach. Besonderes Augenmerk möchte man auf die kulturelle Situation Finnlands werfen.
Diskussionsrunde Kultur und Krieg
An einer Diskussionsrunde zum Thema Kultur und Krieg am Samstag beteiligen sich unter anderem die im ukrainischen Saporischschja geborene Schriftstellerinnen Svetlana Lavochkina und die in Moskau geborene Katerina Poladjan. Außerdem wird die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friedrichs erwartet. Die im Werk-2 stattfindende "Buchmesse Pop Up" plant für Samstag ebenfalls ein Ukraine-Podium.