Der mit 150.000 Euro dotierte Erasmus-Preis 2022 geht an den israelischen Schriftsteller und Friedensaktivisten David Grossman. Der Preis stand in diesem Jahr unter dem Motto "Eine zerrissene Welt reparieren" - und verwies damit auf ein Thema, welches wie auf den 1954 in Jerusalem geborenen Grossman zugeschnitten ist. In seinem vielschichtiges Werk, bestehend aus Kinder- und Jugendbücher, Essays, Reiseberichte und Romane, unternimmt der Friedensaktivist immer wieder literarische Verständigungsversuche und verweist darauf, wie wichtig es ist, seinen Mitmenschen mit einem liebenden Blick gegenüberzutreten.
David Grossmann wird mit dem Erasmus-Preis ausgezeichnet. In seinen Romanen und Essays, aber auch in seinen Kinder- und Reisebüchern bemüht sich Grossman immer wieder darum, Brücken zu bauen. Dabei scheut er sich nicht, den Fokus auf unbequeme, politische Themen zu legen, Existenzen darzustellen, die in genau diesem Augenblick unter schrecklichen Bedingungen leben. Getragen werden seine Geschichten häufig von der Darstellung enger, freundschaftlicher Beziehungen, vom Blick in die Vergangenheit und den Versuchen, mit dieser zu leben. Im Kern seiner Werke steckt eine Art der Revolte; der universelle Kampf gegen Gewalt und Trauer, der ein Kampf gegen jene ist, die, von Eigeninteressen geleitet, über Menschlichkeit hinwegsehen.
Schriftsteller und Friedensaktivist
1989 debütierte Grossman mit dem Roman "See Under. Love", in dem die Shoah aus der Perspektive eines Kindes dargestellt wird. Der Roman wurde international zur Kenntnis genommen und verhalf den Autor Grossman zum schriftstellerischen Erfolg. Zuvor arbeitet er als Radiomoderator. Immer wieder sprach sich Grossmann für Frieden im Nahen Osten aus. Gemeinsam mit dem israelischen Schriftsteller Amos Oz forderte er 2006 lautstark eine Beendigung der Angriffe auf den Libanon. Kurz darauf wurde sein eigener Sohn im selben Krieg getötet.
Dieses Ereignis verarbeitet Grossmann in seinem 201 erschienenen Buch "Falling Out of Time", das mehrfach für die Bühne adaptiert wurde. Als Autor erhielt er mehrere Literaturpreise, unter anderem den Prix Médicis Étranger, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und den Geschwister-Scholl-Preis. Sein 2015 erschienener Roman "A Horse Walks Into a Bar" wurde mit dem renommierten Man Booker International Prize ausgezeichnet und war ein weltweiter Erfolg.
Der Erasmus-Preis
Der Erasmus-Preis wird jährlich an eine Person oder Institution verliehen, die einen außergewöhnlichen Beitrag zu den Geisteswissenschaften oder den Künsten geleistet hat. Seine Majestät der König der Niederlande ist Schirmherr der Stiftung. Der Erasmus-Preis ist mit 150.000 € dotiert. Der Preis wird im Herbst 2022 verliehen.
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Aktuelles
„Nebel und Feuer“ von Katja Riemann – Wie vier Frauen inmitten der Krisen unserer Zeit Gemeinschaft, Mut und Sinn finden
Der Pinguin meines Lebens – von Tom Michell - Buch & Filmstart 2025: Rezension einer besonderen Freundschaft
„Mama, bitte lern Deutsch“ von Tahsim Durgun – TikTok trifft Literatur
"The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ von Ben Oliver: Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz den Wert des Lebens bestimmt?
„Déjà-vu“ von Martin Walker – Brunos siebzehnter Fall und die Schatten der Geschichte
„Der Besuch der alten Dame“ – Wie Dürrenmatts Klassiker den Preis der Moral entlarvt
„Der Hundebeschützer“ von Bruno Jelovic – Wie aus einem Fitnessmodel ein Lebensretter für Straßenhunde wurde
Für Martin Suter Fans: „Wut und Liebe“ -Wenn Gefühle nicht reichen und Geld alles verändert
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Warum Andreas Steinhöfels Kinderbuchklassiker so klug, witzig und zeitlos ist
Abschied: Peter von Matt ist tot
„Hoffe: Die Autobiografie“ von Papst Franziskus – Was sein Leben über die Welt von heute erzählt
„Hunger und Zorn“ von Alice Renard – Was der stille Debütroman über Einsamkeit und Empathie erzählt
»Gnade Gott dem untergeordneten Organ« – Tucholskys kleine Anatomie der Macht
Ein Haus für Helene

Claudia Dvoracek-Iby: mein Gott
Rezensionen
„Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens’ poetisches Debüt über Einsamkeit, Natur und das Recht auf Zugehörigkeit
„Der Duft des Wals“ – Paul Rubans präziser Roman über den langsamen Zerfall einer Ehe inmitten von Tropenhitze und Verwesungsgeruch
„Die Richtige“ von Martin Mosebach: Kunst, Kontrolle und die Macht des Blicks
„Das Band, das uns hält“ – Kent Harufs stilles Meisterwerk über Pflicht, Verzicht und stille Größe
„Die Möglichkeit von Glück“ – Anne Rabes kraftvolles Debüt über Schweigen, Schuld und Aufbruch
Für Polina – Takis Würgers melancholische Rückkehr zu den Ursprüngen
„Nightfall“ von Penelope Douglas – Wenn Dunkelheit Verlangen weckt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
„Letztes Kapitel: Mord“ von Maxime Girardeau – Ein raffinierter Thriller mit literarischer Note
Good Girl von Aria Aber – eine Geschichte aus dem Off der Gesellschaft
Guadalupe Nettel: Die Tochter
„Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns – Wenn Geschichte leise Helden findet
Ein grünes Licht im Rückspiegel – „Der große Gatsby“ 100 Jahre später
"Neanderthal" von Jens Lubbadeh – Zwischen Wissenschaft, Spannung und ethischen Abgründen
