Trotz der wiederholten Absage der Leipziger Buchmesse wird auch in diesem Jahr der messeeigene Preis verliehen. Nach Angaben der OrganisatorInnen hatten 169 Verlage insgesamt 441 Titel als Anwärter ins Rennen geschickt. Nun stehen die FinalistInnen in den Kategorien "Belletristik", "Sachbuch/Essayistik" und "Übersetzung" fest. Ein Überblick.
Die Diskussion um die wiederholte Absage der Leipziger Buchmesse hat in den vergangenen Tagen und Wochen viele Gemüter erhitzt. Der renommierte Messe-Preis jedoch, wird auch in diesem Jahr vergeben. Aus insgesamt 441 eingereichten Büchern für die Kategorien "Belletristik", "Sachbuch/Essayistik" und "Übersetzung" hat die Juri nun jeweils 5 FinalistInnen ausgewählt.
"Die nominierten literarischen Werke zeichnen sich durch ihre außergewöhnliche Sprachkunst aus, die überhaupt erst eine Auseinandersetzung mit ihren Themen ermöglicht«, erklärt Juryvorsitzende Insa Wilke. Auch im Sachbuch habe die mitreißende Intensität überzeugt, mit der »die Autor:innen sich mit völlig unterschiedlichen rhetorischen Ansätzen ihren Fragestellungen widmen"
Die Nominierungen in der Kategorie "Belletristik"
Dietmar Dath: "Gentzen oder: Betrunken aufräumen. Kalkülroman" (Matthes & Seitz, 2021)
Dietmar Dath stand mit seinem "Kalkülroman" bereits auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2021. In seinem Roman machen sich die Protagonisten Laura und Jan auf die Suche nach dem deutschen Logiker Gerhard Gentzen, der als einer der genialsten Vertreter seines Faches galt, aber beinahe vollkommen in Vergessenheit geraten ist.
Tomer Gardi: "Eine runde Sache" (Literaturverlag Droschl, 2021)
Tomer Gardi schickt zwei Künstler aus zwei Jahrhunderten auf eine sprachliche und kulturelle Reise, in der sich Selbstdefinition, Fremdbestimmung und allerhand Politik zu einem skurrilen Ganzen vermischen
Heike Geißler: "Die Woche" (Suhrkamp Verlag, 2022)
"Politik, Europa, Gegenwart, Alltag" - Heike Geißler gibt uns mit "Die Woche" Hoffnung auf neue Rebellionen. Der Roman durchwandert die Möglichkeiten des Auf- und Ausbrechens, setzt beim Montag an und endet dort, wo Existenzen wieder frei aufspielen können.
Emine Sevgi Özdamar: "Ein von Schatten begrenzter Raum" (Suhrkamp Verlag, 2021)
Auch Emine Sevgi Özdamars schreibt in seinem Roman von Hoffnung. Es ist die Hoffnung eines Nachkriegseuropas, in dem es für kurze Zeit möglich schien, allein mit den Mitteln der Kunst Grenzen niederzureißen.
Katerina Poladjan: "Zukunftsmusik" (S. Fischer, 2022)
Vier Leben, vier Generationen, die zwischen bröckelndem Putz irgendwo tausende Werts östlich von Moskau leben. Katerina Poladjan zeigt den Aufbruch anhand alltäglich Hoffnungen und Wünsche. Die Frage: "Was tun?" wird dabei zum Ausgangspunkt dessen, was Albert Camus Revolte nannte.
Die Nominierungen in der Kategorie "Sachbuch/Essayistik"
Horst Bredekamp: "Michelangelo" (Verlag Klaus Wagenbach, 2021)
Mit seinem beeindruckenden Opus Magnum feiert Horst Bredekamp die Kunst und Kunstgeschichte. Er zeigt Michelangelos Größe anhand jedes einzelnen Werkes des Meisters. Eingebettet in ein plastisches Zeitpanorama.
Hadija Haruna-Oelker: "Die Schönheit der Differenz. Miteinander anders denken" (btb Verlag, 2022)
Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin Hadija Haruna-Oelker ist überzeugt, dass wir alle etwa vom Anderen in uns tragen. In ihrem Buch beschreibt sie persönliche Begegnungen und Geschichten, und verknüpft diese mit gesellschaftspolitischen Ansätzen.
Christiane Hoffmann: "Alles, was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters" (C. H. Beck, 2022)
Christiane Hoffmann schreibt über Flucht, Angst und vermeidliche Einsamkeit. 1945 floh ihr Vater aus Schlesien; 75 Jahre später nimmt die Tochter den selben Weg auf sich, 550 Kilometer gen Westen. Ein Buch über Phänomene und Begegnungen, die das Aufgeben unmöglich machen.
Juliane Rebentisch: "Der Streit um Pluralität. Auseinandersetzungen mit Hannah Arendt" (Suhrkamp, 2022)
Juliane Rebentisch seziert Hannah Arendts politische Philosophie der Pluralität und zeigt sowohl die Zusammenhänge als auch die Widersprüche im Gesamtwerk der großen Denkerin. Es geht um Fragen zur Wahrheit, zurFlucht,zur Sklaverei und zum Rassismus. Um Moral und Erziehung, Diskriminierung und Identität, um Kapitalismus und Demokratie.
Uljana Wolf: "Etymologischer Gossip. Essays und Reden" (kooksbooks, 2021)
Die Essayisten und Lyrikerin Uljana Wolf sucht nach sprachlichen Deformationen, die sich wie Detonationen auf die fest verwebten Alltagsrhythmen auswirken könnten. Ein Versuch, "jenes und zugleich ein anderes zu sein".
Die Nominierungen in der Kategorie "Übersetzung"
Irmela Hijiya-Kirschnereit mit der Übersetzung von "Dornauszieher. Der fabelhafte Jizō von Sugamo" von Hiromi Itō (Matthes & Seitz Berlin, 2021).
Stefan Moster mit der Übersetzung von "Im Saal von Alastalo. Eine Schilderung aus den Schären" von Volter Kilpi (mareverlag, 2021)
Andreas Tretner mit der Übersetzung von "Wunderkind Erjan" von Hamid Ismailov (Friedenauer Presse, 2022)
Helga van Beuningen mit der Übersetzung von "Mein kleines Prachttier" von Marieke Lucas Rijneveld (Suhrkamp Verlag, 2021)
Anne Weber mit der Übersetzung von "Nevermore" von Cécile Wajsbrot (Wallstein Verlag, 2021)