Eklat um Buchveröffentlichung "Der Verrat an Anne Frank": Verlag entschuldigt sich und stellt Buch-Druck ein

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Das Buch "Der Verrat an Anne Frank" (Originaltitel: The Betrayal of Anne Frank") der kanadischen Schriftstellerin Rosemary Sullivan sorgte bereits vor seinem Erscheinen für Furore. Jetzt hat sich der Verlag "ambo anthos" für die vor etwa zwei Wochen veröffentlichte niederländische Übersetzung entschuldigt. Grund für die Zerwürfnisse ist die die zentrale These des Buches, die Entdeckung und Verhaftung der Familie Frank gehe auf den Verrat des jüdischen Notars Arnold van den Bergh zurück. Tagelang hagelte es Kritik.

Unter welchen Umständen wurde die Familie Frank 1944 entdeckt und verhaftet? Dieser Frage geht das Buch "Der Verrat an Anne Frank" nach. Der niederländische Verlag "ambo anthos", bei dem die Übersetzung vor etwa zwei Wochen erschienen ist, hat sich nun für die Veröffentlichung entschuldigt und bekannt gegebene, dass er den Nachdruck des Bandes einstellen wird. Bild: HarperCollins Deutschland

Weltweit hatte man die Veröffentlichung des Buches "Der Verrat an Anne Frank" mit Spannung erwartet und verfolgt. Dass es Komplikationen und Kritik geben würde, hatte man, bei solch einem sensiblen Thema, bereits vorausgeahnt. Jetzt, zwei Wochen nach der Erscheinung der niederländischen Übersetzung, machte der verantwortliche Verlag ("ambo anthos") einen Rückzieher. Man entschuldige sich bei "jedem, der sich durch das Buch angegriffen fühlte" hieß es in einem Brief, den der Verlag am 31. Januar an seine Autoren schrieb. Der Nachdruck des Buches wurde eingestellt.

Wer hat die Familie Frank verraten?

"Der Verrat an Anne Frank" will aufdecken, unter welchen Umständen die Familie Frank in ihrem Versteck in Amsterdam 1944 entdeckt und verhaftet wurde. Auf Grundlage der Erkenntnisse einer mehrjährigen Recherche, die der niederländische Filmemacher Thijs Bayens leitete und an der Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen beteiligt waren, geht man im Buch davon aus, dass die Verhaftung der Familie Frank auf den Verrat des jüdischen Notars Arnold van den Bergh zurückgehe. Dieser soll die Gestapo über das Versteck im Hinterhaus in der Straße Prinsengracht 263 informiert haben. Indiz sei eine Notiz Otto Franks gewesen, der als einziger überlebte. Der ehemalige FBI-Ermittler Vince Pankoke - der Mitglied Forschungsteam war - ging zur Präsentation der These davon aus, dass man den Fall mit einer 85-prozentigen Wahrscheinlichkeit geklärt hätte.

Das Klischee des jüdischen Verräters

Nachdem die These öffentlich wurde, regte sich schnell Kritik. Eine entfernte Verwandte van den Berghs urteilte scharf und sagte, dass mit dem Aufstellen solcherlei Thesen "das Stereotyp eines jüdischen Verräters wieder in der Welt" sei. Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter schloss sich der Kritik an: "Ein Jude wird zum Verräter des ikonischen Gesichts des Holocausts gemacht ...", überschrieb er in seinen sehr ausführlichen Artikel, der in der Neuen Zürcher Zeitung. Das Buch selbst sei ein Verbrechen, so de Winter weiter.

Ein weiteres, schlagenderes Argument ist, dass es - von einer einzigen Notiz abgesehen - keinerlei überzeugende Indizien gibt, die Arnold van den Bergh als Schuldigen darstellen würden. Im Buch werden also mitunter Vermutungen angestellt, die auf äußerst wackligen Beinen stehen. So etwa die der gesamten Forschung zur Judenverfolgung widersprechende Annahme, der Judenrat - dem van den Bergh angehörte - hätte Adresslisten versteckter Juden besessen. Hier soll sich van den Bergh bedient haben, um sich und seine Familie zu schützen.

Erscheinung in Deutschland?

In Deutschland soll "Der Verrat an Anne Frank" voraussichtlich am 22. März erscheinen. Der späte Erscheinungstermin der deutschsprachigen Ausgabe zeige, wie verantwortungsvoll man mit diesem sensiblen Thema umgehe, sagte Jürgen Welte, Verleger der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland, auf Anfrage der Welt. Spannend bleibt, wie man hierzulande mit der Veröffentlichung umgehen wird.


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