Buchempfehlungen SWR Bestenliste: Alois Hotschnig mit "Der Silberfuchs meiner Mutter" auf Platz 1

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Jeden Monat bestimmen 30 renommierte LiteraturkritikerInnen die SWR Bestenliste. An der Spitze der Top 10 für den Februar 2022 steht der Roman "Der Silberfuchs meiner Mutter" des österreichischen Schriftstellers Alois Hotschnig. Monika Helfers "Löwenherz" wurde von den Juroren auf Platz 2 gewählt, gefolgt von Matthew Sweeneys "Der Schatten der Eule".

Alois Hotschnigs "Der Silberfuchs meiner Mutter" steht in diesem Monat auf Platz 1 der SWR Bestenliste. Die Geschichte einer gescheiterten Liebe, die unter Ideologien zerbrach, betrachtet aus den Augen des Sohnes. Bild: Kiepenheuer & Witsch

Die SWR Bestenliste für den Februar 2022 steht fest. An die Spitze wählte die 30-köpfige KritikerInnenrunde den Roman "Der Silberfuchs meiner Mutter" des Österreichers Alois Hotschnig, in dem es um Erinnerungsprozesse und Selbsterforschung geht. Der durch den Roman leitende Ich-Erzähler, Heinz, ist der Sohn eines österreichischen Obergefreiten, der im Jahr 1942 als Wehrmachtssoldat in die norwegische Kleinstadt Kirkenes geschickt wird. Nachdem er im Kampf verwundet wurde, kommt er ins Krankenhaus, wo er von der Krankenschwester Gerd Hörvold gepflegt und betreut wird. Der Beginn einer Liebesgeschichte. Gerd wird schwanger; und bald darauf von ihrer Familie verstoßen. In Norwegen wird sie fortan als Kollaborateurin verachtet, weshalb ihr nichts anderes übrig bleibt, als nach Österreich zu fliehen, wo sie das Kind, nach einer sogenannten „rassenhygienischen Untersuchung“, zur Welt bringen kann.

Aber auch in Österreich warte nichts als Unglück auf Gerd. Antons Familie heißt die Norwegerin nicht willkommen, sondern weißt sie mit aller Entschiedenheit ab. Anton verlässt seine Verlobte, die mittlerweile unter starken psychischen Krisen leidet. Nichts als Ablehnung ist ihr geblieben. Alois Hotschnig Roman ist eine Spurensuche durch die Segmente Familie, Ideologie, Krankheit und Historie. Und am Ende hellt dieser Roman dann doch noch auf.

SWR Bestenliste Top 10

Monika Helfer: "Löwenherz" (Platz 2)

Monika Helfer erinnert sich an ihren Bruder Richard. Seit dem Tod der Mutter wachsen sie und ihre Schwestern getrennt vom kleinen Bruder auf. Sie sehen sich selten, verlieren die Verbindung. Es ist die Zeit des Deutschen Herbstes. Richard ist da bereits ein junger Mann, von Beruf Schriftsetzer. Er ist ein Sonderling, das Leben scheint ihm wenig wichtig. Verantwortung übernimmt er nur, wenn sie ihm angetragen wird. So auch, als ihm auf merkwürdige Weise eine verflossene Liebe ein Kind überlässt, von dem er nur den Spitznamen kennt. Die unfreiwillige Vaterrolle gibt ihm neuen Halt, zumindest für eine Zeit. Ein inniges Portrait, eine Geschichte über Fürsorge, Schuldgefühle und Familienbande. (Ankündigungstext / Hanser Verlag)

Matthew Sweeney: "Der Schatten der Eule" (Platz 3)

Vom ersten Vers dieses Bandes an ist klar: Hier schreibt ein Dichter um sein Leben. Mit seiner Gabe, auf kleinstem Raum haarsträubende Geschichten zu erzählen und Gegenwelten zu erschaffen, hält sich Matthew Sweeney, der 2018 verstarb, poetisch den Tod vom Leib, indem er ihn bei den Hörnern packt. Feindselige Eulen, unsichtbare Feinde sind ihm dicht auf den Versen, und der Mann auf der Flucht muss immer neue Höhen seines Witzes und Einfallsreichtums erreichen, um ihnen zu entkommen. Mit diesem letzten Band verabschiedet sich Sweeney als einer der bedeutendsten Lyriker Irlands. In ihrer ungewöhnlichen Kraft und bleibenden Schönheit sind diese Gedichte ein Triumph über den Tod. (Ankündigungstext / Hanser Verlag)

Mary Ruefle: "Mein Privatbesitz" (Platz 4)

Eine junge Frau besucht zum ersten Mal in ihrem Leben ein klassisches Konzert und schläft mittendrin ein. Später bemerkt sie, dass es sich um Brahms »Wiegenlied« gehandelt hat – war sie vielleicht gar die einzige Person im Saal, die die Musik wirklich gehört hat? Eine ältere Frau sinniert über die ihrer Meinung nach zu Unrecht aufgegebene Praxis der Schrumpfköpfe – wie gerne würde sie zwölf Schrumpfköpfe ihrer Ahnen in einer Eierschachtel aufbewahren und sie gebührend erinnern. Eine Frau in den Wechseljahren dokumentiert die Unentrinnbarkeit des Verfalls beherzt in einem Weintagebuch, »Montag 3 Mal geweint / Dienstag kein Mal / Mittwoch 1 Mal, ein bisschen.« (Ankündigungstext / Suhrkamp Verlag)

Damon Galgut: "Das Versprechen" (Platz 5)

»Das Versprechen« erzählt vom zunehmenden Zerfall einer weißen südafrikanischen Familie, die auf einer Farm außerhalb Pretorias lebt. Die Swarts versammeln sich zur Beerdigung ihrer Mutter Rachel, die mit vierzig an Krebs stirbt. Die jüngere Generation, Anton und Amor, verabscheuen alles, wofür die Familie steht - nicht zuletzt das gescheiterte Versprechen an die schwarze Frau, die ihr ganzes Leben für sie gearbeitet hat. Nach jahrelangem Dienst wurde Salome ein eigenes Haus, eigenes Land versprochen ... doch irgendwie bleibt dieses Versprechen mit jedem Jahrzehnt, das vergeht, unerfüllt. Mit großer erzählerischer Kraft und nah an den Personen schildert Damon Galgut eine Familiengeschichte, die sich über dreißig Jahre des politischen Umbruchs in Südafrika erstreckt - von der Apartheid bis hin zur Demokratie. Während sich das Land von den alten tiefen Spaltungen zu einer neuen, gerechteren Gesellschaft hin bewegt, schwebt über allem die Frage: Wie viel Verbitterung, wie viel Erneuerung, wie viel Hoffnung bleiben? (Ankündigungstext / Luchterhand Verlag)

Yasmina Reza: "Serge" (Platz 6)

Die Geschwister Popper: Serge, verkrachtes Genie und homme à femmes, Jean, der Vermittler und Ich-Erzähler, und Nana, die verwöhnte Jüngste mit dem unpassenden spanischen Mann. Eine jüdische Familie. Nach dem Tod der Mutter entfremdet man sich immer mehr. Zu ihren Lebzeiten hat keiner die alte Frau nach der Shoah und ihren ungarischen Vorfahren gefragt. Jetzt schlägt Serges Tochter Joséphine einen Besuch in Auschwitz vor. Virtuos hält Reza das Gleichgewicht zwischen Komik und Tragik, wenn bei der touristischen Besichtigung die Temperamente aufeinanderprallen. Hinter den messerscharfen Dialogen ist es gerade die existentielle Hilflosigkeit dieser Menschen, die berührt. (Ankündigungstext / Hanser Verlag)

Gavin Maxwell: "Ein Ring aus hellem Wasser" (Platz 7)

Zeitlos und unvergesslich - mit seinen Schilderungen von der dramatischen Schönheit Schottlands und seiner Freundschaft mit den zahmen Fischottern, die er aufzog, schuf Gavin Maxwell 1960 einen Weltbestseller, der literarische Maßstäbe setzte. Das verlassene ehemalige Cottage eines Leuchtturmwärters, die abgelegene Landzunge, umspielt von einem Ring aus hellem Wasser, das Wechselspiel von Einsamkeit und Verbundenheit mit unberührter Natur: Nach sechzig Jahren erscheint dieser Klassiker des nature writingerstmals in neuer deutscher Übersetzung. Ein unverstelltes Lebenszeugnis voller lyrischer Leuchtkraft.
Mit einem Nachwort von Robert Macfarlane. (Ankündigungstext / Blessing Verlag)

Kathy Page: "Alphabet" (Platz 7)

Seine Kindheit und Jugend hat Simon in Heimen und bei Pflegefamilien verbracht. Nun sitzt er wegen Mordes an seiner Freundin lebenslänglich in einem Hochsicherheitsgefängnis und durchläuft verschiedene Therapien. Er ergreift die Chance, Lesen und Schreiben zu lernen, und beginnt verbotenerweise mehrere Brieffreundschaften mit unterschiedlichen Frauen. Dabei findet er immer mehr über sie heraus, ohne sich selbst zu offenbaren. Nach einer Schlägerei kommt er ins Krankenhaus und teilt dort das Zimmer mit Vic, der sich gerade in Charlotte verwandelt. Aber welche Verwandlung gelingt Simon in den dreizehn Jahren seiner Haft? Kathy Page entfaltet dieses Leben in ihrem psychologischen Drama so sezierend wie zugeneigt. \nKathy Page ist eine ungemein vielseitige Autorin, die in ihrem Werk eine immense Palette an Themen, Genres und Stilen vereint – jeweils mit beeindruckender Virtuosität. In diesem Roman verarbeitet sie eigene Erfahrungen während eines Arbeitsaufenthalts im Männergefängnis. Ohne diesen Handlungsort zu sentimentalisieren, gelingt ihr ein Bravourstück, das tiefgründig Identität, Vergebung und Gerechtigkeit verhandelt. (Ankündigungstext / Klaus Wagenbach Verlag)

Pier Paolo Pasolini: "Nach meinem Tod zu veröffentlichen" (Platz 7)

Zu Beginn der sechziger Jahre hat Pasolini in Rom Fuß gefasst, er hat zwei gefeierte Romane veröffentlicht und sich eine neue, flammende Leidenschaft erschlossen, das Kino. Doch der Ort, an dem sich seine Passion, die sozialen und politischen Verhältnisse der Welt festzuhalten, am dringlichsten äußert, ist seine Lyrik. Kompromisslos wirft Pasolini den eigenen Körper in den Kampf, prangert die verlogenen Ideologien der Machthaber an und protestiert gegen die Seelenlosigkeit des Kapitalismus. Zugleich sind seine Gedichte eine Liebeserklärung an den Menschen, an das römische Subproletariat, es sind Verse voller Nostalgie, Zärtlichkeit und Solidarität. (Ankündigungstext / Suhrkamp Verlag)

Michel Houellebecq: "Vernichten" (Platz 10)

Kurz vor den französischen Präsidentschaftswahlen 2027 taucht im Netz ein Video auf, das die Hinrichtung des möglichen Kandidaten Bruno Juge zu zeigen scheint. Paul Raison ist Absolvent einer Elitehochschule und arbeitet als Spitzenbeamter im Wirtschaftsministerium. Als Mitarbeiter und Vertrautem Juges fällt ihm die Aufgabe zu, die Urheber des Videos ausfindig zu machen. Im Laufe seiner Nachforschungen kommt es zu einer Serie mysteriöser terroristischer Anschläge, zwischen denen kein Zusammenhang zu erkennen ist. Aber nicht nur die Arbeit, auch das Privatleben von Paul Raison ist alles andere als einfach. Er und seine Frau Prudence leben zwar noch zusammen, aber sie teilen nichts mehr miteinander. Selbst die Fächer im Kühlschrank sind getrennt. Während Juge um seine Kandidatur kämpft, kann Paul entscheidende Hinweise für die Aufklärung der Anschläge liefern. Doch letztlich verliert Juge gegen einen volksnahen ehemaligen Fernsehmoderator, und die Erkenntnisse aus Pauls Recherche sind nicht minder niederschmetternd für die Politik des Landes. Als Paul von seiner Arbeit freigestellt wird, kommt es zu einer Annäherung zwischen ihm und seiner Frau und die beiden finden wieder zueinander. Ein unerwartetes, wenn auch fragiles Glück … (Ankündigungstext / Dumont Verlag)

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