Der Holocaust ist ein wiederkehrendes Thema in der Literatur. Die Frage, wie über solch abscheuliche Taten, über die verwaltete Auslöschung und dem, was die Philosophin Hannah Arendt die "Banalität des Bösen" genannt hat, gesprochen werden kann, manifestierte sich immer wieder in Gedichten, Prosatexten und Essays. Der Einschätzung eines Experten zufolge, war das Interesse an Holocaustliteratur noch nie so groß wie heute.
Wer erinnert sich nicht an die Gedichte Paul Celan´s, in denen die Sprache, vom Unaussprechlichen getrieben, zu brechen droht. Wer kann die Zeilen der Dichterin Nelly Sachs vergessen, in denen sich Todessehnsucht, Klage und Widerstand begegnen? Der Holocaust und der wiederholte Versuch der Überlebenden, die Geschehnisse und Traumara zu verarbeiten, tauchten immer wieder als essentielles Thema in der Literatur auf. Heute sei das Interesse an solch einer Literatur größer denn je, sagte Sascha Feuchert der dpa. Feuchert leitet die Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Universität Gießen.
"Ich glaube, das hängt auch damit zusammen, dass das eine neue Generation ist, die in der Familie häufig keine Menschen mehr hat, die zwischen 1933 und 1945 schon bewusst gelebt haben. Das Interesse zu erfahren, was damals passiert ist, ist riesengroß."
Die Literatur verarbeite Zeitzeugenberichte weiter zu Romanen oder Graphik Novels, die sich dann mit dem historischen Thema befassen. So wird das Familientrauma in der zweiten oder dritten Generation auf andere Weise aufgearbeitet. "Die Texte der Zeitzeugen bleiben", so Feuchert. "Aber sie brauchen, damit man sie richtig würdigen kann, in Zukunft auch andere Formen literarischer Vermittlung, damit man mit ihnen umgehen und sie verstehen kann."
Arbeitsstelle Holocaustliteratur
Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Universität Gießen ist deutschlandweit die einzige eigene Einrichtung, die interdisziplinär zu Holocaust- und Lagerliteratur forscht. Gegründet wurde die Arbeitsstelle 1998 am Institut für Germanistik. Schwerpunkt der Einrichtung bilden die Text von Überlebenden des Holocaust. Diese sollen für die Nachwelt erhalten, und in der Wissenschaft, an Schulen und in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Auf ihrer Website schreibt die Einrichtung dazu:
"Dabei wollen wir auch Mittel und Wege finden, wie die Erinnerung an den Holocaust durch einen aktiven Umgang mit der Literatur auch dann noch gesichert werden kann, wenn die Generation der Zeitzeugen in naher Zukunft nicht mehr da sein wird"
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Vom Verstummen...
Verleihung des Arik-Brauer-Publizistikpreis an Herta Müller
Holocaust-Literatur soll Pflichtlektüre im Deutschunterricht werden
Heiner Goebbels und David Bennent im SWR2: "Gegenwärtig lebe ich allein ..."
Denn, die Sprache stirbt nicht
Costa-Buchpreis geht an Jack Fairweathers Buch über Auschwitz
Schriftsteller Josef Reding gestorben
Ullstein stoppt Buchauslieferung: Mitgründer von "Extinction Rebellion" in Kritik
Der Meister der Neuen Widerwärtigkeit feiert Geburtstag
Erinnerung an Anne Frank
Anne Frank - Ein Romanentwurf in Briefen
Edgar Hilsenrath im Alter von 92 jahren gestorben
Die Nacht: Erinnerungen und Zeugnis erobert Platz 1
Aktuelles
„Tschick“ von Wolfgang Herrndorf – Warum dieser Jugendroman längst ein moderner Klassiker ist
„Die Hüter der Sieben Artefakte“ von Christian Dölder – Wie ein Fantasyepos die klassischen Regeln neu schreibt
„Blood of Hercules“ von Jasmine Mas – Dark Romantasy trifft Mythos und Macht
„Nebel und Feuer“ von Katja Riemann – Wie vier Frauen inmitten der Krisen unserer Zeit Gemeinschaft, Mut und Sinn finden
Der Pinguin meines Lebens – von Tom Michell - Buch & Filmstart 2025: Rezension einer besonderen Freundschaft
„Mama, bitte lern Deutsch“ von Tahsim Durgun – TikTok trifft Literatur
"The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ von Ben Oliver: Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz den Wert des Lebens bestimmt?
„Déjà-vu“ von Martin Walker – Brunos siebzehnter Fall und die Schatten der Geschichte
„Der Besuch der alten Dame“ – Wie Dürrenmatts Klassiker den Preis der Moral entlarvt
„Der Hundebeschützer“ von Bruno Jelovic – Wie aus einem Fitnessmodel ein Lebensretter für Straßenhunde wurde
Für Martin Suter Fans: „Wut und Liebe“ -Wenn Gefühle nicht reichen und Geld alles verändert
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Warum Andreas Steinhöfels Kinderbuchklassiker so klug, witzig und zeitlos ist
Abschied: Peter von Matt ist tot
„Hoffe: Die Autobiografie“ von Papst Franziskus – Was sein Leben über die Welt von heute erzählt
„Hunger und Zorn“ von Alice Renard – Was der stille Debütroman über Einsamkeit und Empathie erzählt
Rezensionen
„Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens’ poetisches Debüt über Einsamkeit, Natur und das Recht auf Zugehörigkeit
„Der Duft des Wals“ – Paul Rubans präziser Roman über den langsamen Zerfall einer Ehe inmitten von Tropenhitze und Verwesungsgeruch
„Die Richtige“ von Martin Mosebach: Kunst, Kontrolle und die Macht des Blicks
„Das Band, das uns hält“ – Kent Harufs stilles Meisterwerk über Pflicht, Verzicht und stille Größe
„Die Möglichkeit von Glück“ – Anne Rabes kraftvolles Debüt über Schweigen, Schuld und Aufbruch
Für Polina – Takis Würgers melancholische Rückkehr zu den Ursprüngen
„Nightfall“ von Penelope Douglas – Wenn Dunkelheit Verlangen weckt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
„Letztes Kapitel: Mord“ von Maxime Girardeau – Ein raffinierter Thriller mit literarischer Note
Good Girl von Aria Aber – eine Geschichte aus dem Off der Gesellschaft
Guadalupe Nettel: Die Tochter
„Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns – Wenn Geschichte leise Helden findet
Ein grünes Licht im Rückspiegel – „Der große Gatsby“ 100 Jahre später
"Neanderthal" von Jens Lubbadeh – Zwischen Wissenschaft, Spannung und ethischen Abgründen
