Heute vor 90 Jahren wurde der italienische Schriftsteller, Philosoph und Medienwissenschaftler Umberto Eco geboren. Ein Sprachsüchtiger, der, lang bevor er mit seinem Buch "Der Name der Rose" als Romancier weltweit aufsehen erregte, bereits zu einen der wichtigsten Semiotiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte. "Herr der Zeichen", nannte man ihn in den 60er Jahren. Von Zeichen wimmelt es auch in seinen Romanen.
Wie herausfordernd sein Roman "Der Name der Rose" für Leserinnen und Leser war, darum wusste Umberto Eco. In seiner "Nachschrift zum Namen der Rose" schreibt er, die ersten hundert Seiten hätten "die Funktion einer Abbüße oder Initiation, und wer sie nicht mag, hat Pech gehabt und bleibt draußen ...". Wer weiterlas, wurde mit einer Fülle an Zeichenhaftigkeit belohnt. Verweise und Andeutungen arbeitete der Professor für Semiotik so geschickt in seine Geschichte ein, dass man sich bald schon von komplexen Fragestellungen umgeben sah; Fragestellungen, die auf mehrere Lösungswege offen hielten. Das Kunstwerk will gelöst werden; die Länge der Suche macht die Qualität. Eco schien jedem etwas zu bieten. Krimi, Mittelalter, Medientheorie.
"Wenn du mit dem ersten Roman Erfolg hast, dann bist du verloren"
Als Ecos "Der Name der Rose" 1980 erscheint, ist er bereits 52 Jahre alt und weltweit bekannt. Bereits 1962 erschien mit "Das offene Kunstwerk" ein Buch, mit welchem er sich schlagartig als brillanter Kulturtheoretiker etabliert. Sechs Jahre später veröffentlicht er mit seiner "Einführung in die Semiotik" ein Buch, welches bis heute international als Standardwerk gilt.
Sechs weitere Roman folgen auf "Der Name der Rose", wenn auch keines von ihnen an den Erfolg des Romandebüts anknüpfen kann. Eco selbst hielt wohl sein Buch "Das Foucaultsche Pendel" am bedeutendsten. Wenn er einen einzigen seiner Romane retten müsste, sagte er einmal, so würde er "Das Foucaultsche Pendel" retten und nicht "Der Name der Rose". Man sollte, fügt er hinzu, nicht mit dem ersten sonder mit dem letzten Roman Erfolg haben. "Wenn du mit dem ersten Roman Erfolg hast, dann bist du verloren."
Umberto Eco hat etwas geschaffte, was nur sehr wenigen Intellektuellen gelingt: Er schaffte es, ein Band zwischen dem Elitären und dem Allgemeinen herzustellen. Er bewegte sich, als verbindendes Element, aus seiner Blase heraus, wagte den Vorstoß in die Breite der Öffentlichkeit. Er verließ seinen Elfenbeinturm, nachdem er viele Jahre lang nach Zeichen gegraben und in Bedeutungen gewühlt hatte.