Ein nächstes mehr oder weniger von Corona bestimmtes Jahr neigt sich allmählich dem Ende. Während es in den Wohnstuben gemütlicher und in den Packstationen stressiger wird, bereiten die Redaktionen fleißig ihre Jahresrückblicke vor. So auch wir. Aus über sechzig Büchern, die wir in diesem Jahr besprachen, haben wir zehn ausgewählt, die wir hier noch einmal mit Nachdruck empfehlen wollen. Viel Spaß!
Ein turbulentes und ereignisreichen Jahr liegt hinter uns. Auch wenn die Covid-19-Pandemie den Blick getrübt und bei einigen wohl den Anschein einer fortlaufenden Stagnation erweckt hat, können wir doch, zumindest im Bereich der Literatur, auf spannende Neuerscheinungen zurückblicken. Hier wollen wir Ihnen die aus unserer Perspektive packendsten Bücher des Jahres 2021 vorstellen. Sowohl belletristische Werke als auch Sachbücher haben es auf die Liste geschafft.
Benedict Wells: "Hard Land"
In seinem fünften Roman erzählt Benedict Wells die Geschichte des fünfzehnjährigen Sams, für den sich innerhalb eines einzigen Sommers alles verändert. Innerhalb wenige Wochen erlebt der Außenseiter Sam, was Liebe und Freundschaft bedeuten. Doch es ist auch der Sommer, in dem seine Mutter stirbt, sein Vater aufgibt und es mit der Familie bergab geht. Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt. Direkt zur Rezension von "Hard Land"
Richard David Precht - "Von der Pflicht"
Der Philosoph Richard David Precht stand kürzlich erst in der Kritik. Er habe, so der Vorwurf, in seinem Podcast mit dem Moderator Markus Lanz Halbwissen über die Corona-Impfungen verbreitet. Anfang des Jahres ist mit "Von der Pflicht" ein Buch erschienen, in dem sich Precht für das Tragen von Masken, das Einhalten von Abstandsregelungen und anderen Corona-Maßnahmen ausgesprochen hat. Der Staat habe nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, entsprechende Regelungen durchzusetzen, so Precht. Er kritisierte eine Gesellschaft, in der der Bürger immer stärker zum Kunden verkomme, der davon ausgeht, dass er bekommt, ohne geben zu müssen. Direkt zur Rezension von "Von der Pflicht"
Helga Schubert - "Vom Aufstehen"
Die Bachmannpreis-Trägerin Helga Schubert hat mit "Vom Aufstehen" im Frühjahr dieses Jahres einen ergreifenden Erzählband vorgelegt. Beinahe zwei Jahrzehnte liegen zwischen ihrem letzten Buch "Die Welt da drinnen" und dieser Veröffentlichung. "Vom Aufstehen" ist nicht nur eine Familiengeschichte, sondern auch die poetische Dokumentation des Lebens einer deutschen Schriftstellerin. Direkt zur Rezension von "Vom Aufstehen"
Armin Nassehi - "Unbehagen"
Unsere Gesellschaft ist permanent mit sich selbst überfordert, sagt der Soziologieprofessor Armin Nassehi in seinem Buch "Unbehagen". Im Kern beschäftigt er sich darin mit der Frage, warum es uns nicht gelingen will, jene Probleme zu lösen, die wir selbst geschaffen haben. Nassehi erkennt einen fundamentales Dilemma: Unsere Gesellschaft sei zwar gut darin, separierte Probleme zu lösen; mit der Bewältigung kollektiver Herausforderungen aber, sei sie überfordert. Direkt zur Rezension von "Unbehagen"
Werner Herzog - "Das Dämmern der Welt"
Der Filmemacher Werner Herzog sucht auch in seinem aktuellsten Roman nach dem Sinn der Existenz. Und wie nicht anders zu erwarten, wählt er als Ausgangspunkt seiner Frage eine Extremsituation. Herzog erzählt die Geschichte des japanischen Soldaten Leutnant Hiroo Onoda. Dieser verteidigte noch Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs - bis 1974! - eine strategisch eigentliche bedeutungslose Insel im Pazifik. Die Geschichte eines Fanatikers! Direkt zur Rezension von "Das Dämmern der Welt"
Beate Hausbichler - "Der verkaufte Feminismus"
Der Feminismus ist inflationär geworden. Tragbar wie ein auf die politische und moralische Gesinnung zielendes Accessoire; ein Schmuckstück, welches sich jeder gern ansteckt, insofern er oder sie es sich leisten kann. Die österreichische Journalistin Beate Hausbichler zeigt in ihrem Buch "Der verkaufte Feminismus"; wie eine wichtige Bewegung zum Label wurde. Direkt zur Rezension von "Der verkaufte Feminismus"
Norbert Gstrein - "Der zweite Jakob"
"Der zweite Jakob" stand in diesem Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Norbert Gstrein entwirft hier eine doppelbödige Geschichte, in der sich Realität und Fiktion bis zu einem Grad der Ununterscheidbarkeit vermischen. Ein Hauptelement dieses kunstvollen Vexierspiels ist der Frauenmord. Ein düsterer und zerschmetternder Roman, der auf komplexe Weise darstellt, wie sich Wut akkumulieren kann. Direkt zur Rezension von "Der zweite Jakob"
Annie Ernaux - "Das Ereignis"
In Frankreich bereits im Jahre 2000 veröffentlicht, erschien Annie Ernaux´ autobiografischer Roman "Das Ereignis" erst in diesem Jahr in deutscher Übersetzung. Er erzählt von der jungen Studentin Annie, die im Frankreich der 1960er Jahre beschließt, eine Abtreibung vorzunehmen. Auf legalem Wege ist das unmöglich, also muss sie andere Wege finden. Annie Ernaux gilt als eine der wichtigsten Autorin der Gegenwart. Mit ihren Romanen hat sie das autobiografische Erzählen auf eine andere Ebene gehoben. Direkt zur Rezension von "Das Ereignis"
Alex Schulman - "Die Überlebenden"
"Die Überlebenden" ist Alex Schulmans erster richtiger Roman. Und wie in seinen anderen Texten auch, sind darin stark autobiografische Versatzstücke zu erkennen. Erzählt wird die Geschichte von drei Brüdern, die nach dem Tod ihrer Eltern an einem Ort zusammenkommen, an dem sie einen Großteil ihrer Kindheit verbracht haben. Eine Holzhütte, ein See, ein großer Wald. Doch hinter der Idylle versteckt sich der Schrecken. Direkt zur Rezension von "Die Überlebenden"
Eva Menasse - "Dunkelblum"
Eva Menasses gefeierter Provinzroman beschäftigt sich mit den totgeschwiegenen Hinterlassenschaften der Zeit des Nationalsozialismus. Im österreichischen Örtchen "Dunkelblum" gibt es dunkle Geheimnisse, die von den Bewohnern wohl gehütet werden. Als sich Außenstehende für Dunkelblum zu interessieren beginnen, kommen allmählich Konflikte auf, die sich immer weiter zuspitzen. Direkt zur Rezension von "Dunkelblum"