Literaturnobelpreisträger Peter Handke zu Corona-Lockdowns: "Man sieht nur noch die Jungen unterwegs"

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Der österreichische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Peter Handke sieht den Corona-Lockdowns des vergangenen Jahres skeptisch gegenüber. In einem am Sonntag im Wiener "Kurier" erschienenen Interview, beklagte sich der in Frankreich lebende Autor über den Umgang mit der älteren Bevölkerung.

Der österreichische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Peter Handke sieht die im letzten Jahr verhangenen Corona-Maßnahmen kritisch. Bild: Wild + Team Agentur - UNI Salzburg / Wikipedia

Peter Handke sieht die im vergangenen Jahr zur Eindämmung des Coronavirus verhangenen Vorschriften kritisch. Die Einsamkeit der Alten hätte sich aufgrund der Kotakt-Beschränkungen dramatisch gesteigert, gab der Autor in einem Interview mit dem Wiener "Kurier" zu bedenken. "Mir kommt alles so falsch vor. Man sieht fast nur noch die Jungen unterwegs, und es gibt unendlich vereinsamte Alte". Mit Blick auf die im Altersheim verstorbenen Menschen, die man, so Handke, "hat sterben lassen", fordert er Konsequenzen: "Für mich müsste man die Verantwortlichen vor das Völkergericht stellen."

Nachts an einem großen Werk

Handke selbst hatte sich während der Lockdown-Phase einen "Schwindelzettel" von seinem Verlag ausstellen lassen. Darauf habe gestanden, er sei nur nachts unterwegs, um ein großes Werk zu schreiben. Tatsächlich sei es einmal zu einer Kontrolle gekommen. Die Polizei habe ihn passieren lassen. Ein anderes Mal - Handke war in Chaville im Departement Hauts-de-Seine unterwegs und hatte übersehen, dass auf der anderen Straßenseite bereits das Departement Yvelines begann - kam er um einen Strafbescheid nicht herum.

Handke und die Wut

Dass der Schriftsteller Peter Handke als Wütender an die Öffentlichkeit herantritt, oder besser, in sie hineingezogen wird, ist keine Neuigkeit. Die Verachtung der Mehrheiten hatte der Autor immer wieder als produktives Element in sein Werk einfließen lassen. Dabei war Handke allerdings niemals blind, sondern eher blickend vor Wut. Wie auch in den solipsistischen Monologen seines Landsmannes Thomas Bernhard, wurde die Wut hier stets als ein Erkenntnisinstrument eingesetzt, ein Instrument, dass Verhärtungen aufweichen und blinde Flecke sichtbar machen kann. Sicher werden wir auch Handkes Entrüstung über die Corona-Maßnahmen früher oder später, als literarische Wendung, zu lesen bekommen.

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