Einsam und schlecht gelaunt ist das alte Schlossgespenst, das seit Jahrhunderten in einer Ruine im finstersten Teil des Waldes vor sich hinspukt. Einst war der mürrische Geist mit dem passenden Namen Miesegrimm ein gefürchteter Raubritter, der skrupellos Beute machte. Inzwischen hat sich die geballte schlechte Stimmung des Geistes aus dem Kinderbuch „Miesegrimm, der Spielverderber“ von Martina Türschmann so verdichtet, dass sie als giftiger Nebel durch den Wald wabert und bei allen Lebewesen für Trübsal sorgt. Aber die Söhne des Försters stellen sich dem Grauen und machen sich auf die Suche nach dem grummeligen Ex-Raubritter…
Felix und sein großer Bruder Sebastian stromern durch den schönen Wald, in dem ihr Vater als Förster tätig ist. Doch das Gesprächsthema der Jungen passt nicht zu dem strahlend schönen Sommertag, denn die Jungen reden sorgenvoll über ihren Vater, der seit kurzer Zeit ständig schlecht gelaunt ist, und dem es keiner aus der Familie mehr recht machen kann. Besonders Sebastian leidet unter den ständigen Beschimpfungen und aufbrausenden Wutanfällen des einst so friedlichen Försters.
Waldpfad ins Unbekannte
Plötzlich entdeckt Felix einen kleinen Pfad, den die beiden Jungen bisher noch nie gesehen haben, obwohl sie den Wald eigentlich wie ihre Westentasche kennen. Neugierig geworden, machen sich die Beiden an die Erkundung dieses Weges und landen an einem unbekannten See, wo sie auf ein merkwürdiges Männchen mit dem Körper eines Kindes und dem Antlitz eines erwachsenen Mannes stoßen. Nach dem ersten allgemeinen Schrecken stellt sich das sonderbare Wesen als Waldkobold Balduin vor.
Der unbekannte Pfad hat die beiden Brüder ins Reich der Naturwesen geführt, in das seit mehr als 100 Jahren kein Menschenwesen mehr gekommen ist. Deshalb sind Balduin und die anderen Waldwesen anfangs schwer geschockt über die unerwarteten Eindringlinge. Die Brüder staunen über die sonderbare Welt der Waldwesen. Die exotischen, schönen Blumen haben so sonderbare Namen wie Husteblumen und Meidekraut. Und das aus gutem Grund: Die Husteblume niest und steckt alle, die ihr zu nahekommen, umgehend mit ihrem Dauerschnupfen an. Und das Meidekraut ist noch schlimmer: Es beißt!
Bissige Gegner
Felix und Sebastian erfahren von den Kobolden, was es mit dem geheimnisvollen Nebel auf sich hat, der neuerdings durch den Wald zieht. Gemeinsam mit Balduin und dessen Vetter beschließen die Brüder, das miesepetrige Gespenst in seiner alten Burg aufzusuchen und es aufzuheitern.
Doch das ist leichter gesagt als getan, denn je näher die vier Gespensterbesucher der Burgruine kommen, desto mehr verdichtet sich der Nebel und die Stimmung des Teams kippt. Die Brüder beginnen miteinander zu raufen, die Kobolde streiten wie die Weltmeister und die Türklinke zur Burg will sich nicht anfassen lassen und bleckt böse die tür-eigenen Zähne. Glücklicherweise haben die Kobolde ihr wehrhaftes Meidekraut als Geheimwaffe dabei, dass nun entzückt zubeißt – froh darüber, endlich einmal einen würdigen Gegner zu haben…
Der Hinterhalt
In der Ruine angekommen, lauern neue Herausforderungen auf die Vier: Miesegrimm nutzt die vielen Verstecke und Geheimgänge seines Stammsitzes, um die Besucher - die er natürlich als Gegner betrachtet - in Angst und Schrecken zu versetzen. Denn Miesegrimm hat einen bösen Plan….
Geheimnisvolle magische Welt
Martina Türschmann ist mit diesem Kinderbuch für schon leseerprobte Grundschulkinder ab 8 Jahren eine spannende und abwechslungsreiche Lektüre gelungen, die durch ständig neue unerwartete Wendungen den Spannungspegel immer weiter steigen lässt. Die Geschichte entführt die Kinder ins Reich der Magie, wo sie zwischen einsamen Gespenstern und hilfsbereiten Wichteln wichtige Lektionen für das Leben erhalten. Die Sinnlosigkeit der Einsamkeit, das Recht auf die eigenen Emotionen und die Stärke, die durch Zusammenhalt erwächst, sind Themen dieses Buches.
Die Autorin nutzt für ihre Botschaften an die Grundschulkinder einen gradlinigen Schreibstil, der die jungen Leser*innen durch die humorvollen Episoden routiniert hindurchlotst und die erstaunlichen Charaktere aus dem Fabelwesen- und Fabelpflanzen-Bereich gekonnt beschreibt. Eine schöne Lektüre auch für die Herbstferien!
Die Autorin
Die 1964 in Frankfurt am Main geborene Martina Türschmann lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Biologielaborantin und studierte dann Betriebswirtschaft. Nach dem Motto „Fantasieanregende Abenteuer helfen Kindern bei den täglichen Herausforderungen“ schreibt die Autorin Bücher und Theaterstücke für Kinder und bietet landesweit Lesungen für Schüler von der 2. bis zur 5. Klasse an.
Martina Türschmann: Miesegrimm, der Spielverderber; erschienen 2020 im Kelebek Verlag, empfohlen für Kinder von 8 bis 12 Jahren, 152 Seiten, 9,50 Euro (Taschenbuch)